Am Horizont die Serra de Tramuntana. Es scheint, als reiche der Weingarten in der Ebene bis an den Fuß des Gebirges. Die Rebstöcke gehören zu Can Cavall Blau. Diesen Namen gab die ausgebildete Kostüm- und Bühnenbildnerin Katja Lebelt dem Hof bei Sencelles, weil er an die Blauen Pferde von Franz Marc erinnert. Denn mit der Familie zogen auf die knapp vier Hektar große Finca vor fünf Jahren auch elf Pferde ein.

Mitgebracht hat die 52-Jährige aus der Umgebung von Berlin außerdem Zuchterfahrung mit dieser Kreuzung von Westernpferden und englischem Vollblut. „Es sind geschickte und freundliche Tiere, wir wollen ab Herbst Angebote für Reiter machen“, sagt sie. Zu der Pferdezucht in Deutschland gehörte auch ein landwirtschaftlicher Betrieb, für den sie 20 Jahre lang verantwortlich war.

Kleinteilige Landwirtschaft

Vorbild für den Anbau auf der Finca ist die kleinteilige Landwirtschaft, die früher auf den Höfen des Pla de Mallorca in der Inselmitte mit wenigen Tieren, ein paar Feldern und Bäumen betrieben wurde. Und weil Lebelt als Fincabesitzerin lernen wollte, wie Landwirtschaft auf Mallorca geht, schaltete sie von Anfang an für die Rebenpflege die Besitzer einer Bodega in Sencelles ein, dort sollen die Trauben später auch zu Wein verarbeitet werden.

Bei der Pflanzung von Obstbäumen berieten sie die Agrarexperten der Kooperative Grup Fruits Secs in Binissalem. Sie rieten vom Pflanzen allzu vieler Apfelbäume ab, weil sie im Winter viele Kältetage brauchen. Deshalb wachsen heute beim Wirtschaftshaus mit Flachdach, das eine riesige Pinie überragt, gerade mal zehn Apfelbäume. Es sind einheimische Sorten, aber auch Granny-Smith-Äpfel, die wie gemacht sind für das warme mediterrane Klima.

Hüterin von 400 Obstbäumen

400 Obstbäume wurden insgesamt im vergangenen Winter gepflanzt. Von Anfang an war auch die Vereinigung der Öko-Landwirte auf Mallorca (Apaema) mit von der Partie. Das Bio-Zertifikat beim Inselrat ist bereits beantragt. Nach einer Übergangszeit von zwei Jahren wird es, wenn alles gut geht, ausgestellt werden.

Dank Apaema ließ sich auch herausfinden, wer der gefräßige Schädling ist, der sich kurz nach dem Pflanzen über die frischen Blätter der Jungbäume hermachte: ein Parasit namens Dormilon, der sich tagsüber im Boden versteckt. Lebelt tat, was ihr empfohlen wurde, und umwickelte die 400 jungen Stämme während der Hitze im Juli mit frisch geschorener Schafwolle. Das Kalkül ging auf: Jetzt gibt es auf der Finca keine angeknabberten Blätter mehr.

Die Landwirtin sah jedoch wenig Chancen für den erfolgreichen Verkauf von Saisongemüse auf den Wochenmärkten oder in den Supermärkten der Insel: „Ein Kleinbetrieb kann mit den Dumpingpreisen einer Massenproduktion nicht mithalten.“ Beim Obst und Gemüse setzt sie auf verarbeitete Produkte und begann, die japanische Wollmistel und die Früchte der alten Mandarinenbäume zu Konfitüren einzukochen. Ihre Rezepte mussten an die Protokolle der Apaema-Laborküche in Binissalem angepasst werden.

Katja Lebelt mit ihren Produkten. Nele Bendgens

Die Mandarinenkonfitüre hat sich als besonders beliebt für Salatsaucen und Naturjoghurts erwiesen. Die erste Produktion mit Rote Bete aus dem eigenen Gemüsegarten als Zutat zum Hummus ist schon fast ausverkauft. Und die Verkostung der Tomatenmarmelade war im Vorjahr ein voller Erfolg. Jetzt wurde die neue Ernte eingekocht.

Für die Zubereitung der Orangenkonfitüre mischt Lebelt süße und bittere Orangen. Letztere sind auch die Zutat für den bitteren Apéro. Zwar wuchsen auf der Finca bereits alte Bitterorangenbäume, sie reichten allerdings nicht aus. Deshalb sollen junge Zitrusbäume mit den Ästen alter Bitterorangenbäume veredelt werden, auch um die traditionellen Sorten zu erhalten. Das alles kostet natürlich Zeit und Geld. Mit dem Verkauf der Bio-Produkte im Direktverkauf, auch bei den Reitveranstaltungen, will Lebelt einen Teil der Investitionen wieder einspielen.

Der Deutschen geht es aber nicht nur um Obstbäume, Gemüse, Konfitüren und Pferdezucht. In Anlehnung an den Namen der Finca gründete sie die internationale Theatergruppe Teatre Blau. Für diese bringt sie deutsche und mallorquinische Schauspieler zusammen. Zurzeit ist ein Stück geplant über die Thematik des Wassermangels. Sie könne nicht ohne Landwirtschaft und die Natur leben, so Lebelt, aber auch nicht ohne das Theater. „In mein Leben gehört einfach beides.“

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