Eine Lady, die an Ostern blüht: Die Klivie säumte einst in vielen Dörfern auf Mallorca den Weg der Prozessionen
Die Pflanze zählt zu den Klassikern der schattigen Inselpatios
In den Innenhöfen Mallorcas hat die Klivie jedes Jahr einen großen Auftritt. Sie öffnet ihre spektakulären Blüten zum ersten Vollmond des Frühjahrs, also genau zu Ostern. So konnte es in den Dörfern Mallorcas wohl zu dem mancherorts schon in Vergessenheit geratenen Brauch kommen, die blühenden Pflanzen dort vor die Häuser zu stellen, wo die Prozessionen entlangführen.
Doch in den Inselpatios blüht sie noch fleißig, weil die Klivie (Clivia miniata bot., lirio arbustivo span., clívia kat.) zu den Lieblingspflanzen der Mallorquiner zählt. Sie zog schon in die Patios ein, bevor Ende des vorigen Jahrhunderts Gärtnereien begannen, Gewächse als Massenware anzubieten. Man kaufte die Klivie nicht, man verschenkte Ableger oder bekam sie geschenkt, weil die Pflanze sich sehr leicht vermehren lässt.
Im Pflanzgefäß
Die Klivie zählt zu den immergrünen Büschen, die gebogenen, schwertförmigen Blätter sind etwa sechs Zentimeter breit und können eine Höhe von 60 bis 80 Zentimetern erreichen. Im Spätwinter bilden sich erdnah weiße Knospen, die nach und nach auf einem fleischigen Blütenstiel nach oben wachsen. Mit der Frühjahrswärme bilden sich obenauf spektakuläre Dolden, die sich aus bis zu 20 orangefarbenen und zwittrigen Trichterblüten mit gelben Blütenböden zusammensetzen.
Aus den Blüten entwickeln sich grüne Samenstände, im Sommer verfärben sich diese rot. Züchter, die auf die Kreuzung von gelb blühenden Sorten spezialisiert sind, ziehen aus den Samen neue Pflanzen. Doch das Verfahren ist aufwendig. Bis zu sieben Jahre können vergehen, bis die Hybride erwachsen ist und es bei den Neuzüchtungen zur ersten Blüte kommt.
Es kann auch schneller gehen: Wächst die Klivie einige Jahr im Topf, so entwickelt sie viele neue Rhizome, und mit der Zeit sieht es so aus, als wolle das Wurzelwerk den Topf sprengen. Das ist die Gelegenheit, die weißlichen Rhizome sorgfältig voneinander zu lösen, die Erde zu erneuern und die Ableger als Einzelpflanze in kleine Töpfe zu setzen. Die neuen Pflanzen werden dann im Folgejahr nicht blühen. Den Sommer über empfiehlt es sich, Klivien in Kübeln an schattigen Plätzen aufzustellen.
Im Beet
Doch die Klivie ist mehr als nur eine Topfpflanze: Sie bietet sich geradezu an, problematische Zonen mit wenig Sonneneinstrahlung zu begrünen und direkt in der Erde eines Beetes zu wurzeln. Wie üppig sie dort gedeihen können, ist in den Jardins d’Alfàbia kurz vor dem Sóller-Tunnel zu sehen. Dort wachsen die Frühjahrsblüher in einer Schattenzone mit vielen Exemplaren als Kolonien in der Erde. Haben die Gewächse den richtigen Standort, bildet die Gemeinschaft aus immergrünen Blättern mit der Zeit dichte, buschige Stauden mit knapp einem Meter Höhe. Sie danken die wenige Pflege mit jedem Jahr noch üppigeren Blüten.
Da sie, wie auch die Klivie im Topf, nach der Samenbildung eine Ruhezeit einlegen, brauchen sie den Sommer über keinerlei Pflege. In normalen Wintern kommen die Büsche mit den Niederschlägen aus, sommerliche Trockenheit kann ihnen nichts anhaben. Experten empfehlen, zu Beginn des neuen Jahres auf Feuchtigkeit zu achten und im Spätwinter Blühdünger zu vergeben.
Das Klima
Klivien in den nördlicheren Regionen Europas fristen ihr Dasein als Zimmerpflanzen, denn sie vertragen keinen Frost. Dass sie in den halbschattigen Inselpatios so gut zurechtkommen, verdanken sie ihren Verwandten, die im Süden Südafrikas wild wachsen. Das Klima dort ist dem der Länder des Mittelmeerraumes sehr ähnlich.
Wie viele andere Pflanzen auch, kam die Klivie von Südafrika zunächst über den Royal Botanic Gardens Kew in London nach Europa. Dort wurde sie nach Lady Charlotte Florentia Clive, Herzogin von Northumberland und Gouvernante der späteren Queen Victoria benannt. Ihr gelang es als Erste, die Klivie in ihren Gewächshäusern zum Blühen zu bringen. Welch weiter Weg bis die Pflanze in Mallorcas Dorfgassen und Patios ihren Platz fand!
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