Gärtnern und Auszeit statt Stadttrubel: So kommen Sie an einen Schrebergarten auf Mallorca

Sowohl in Palma als auch Manacor oder Inca stehen Bewohnern sogenannte "huertos urbanos", kommunale Gärten, zur Verfügung. Die Nachfrage ist hoch. Wer sich bewerben kann

Die städtischen Gärten von Inca liegen idyllisch am Stadtrand. CA

Die städtischen Gärten von Inca liegen idyllisch am Stadtrand. CA / Rathaus Inca

Simone Werner

Simone Werner

Das Stadtleben hat seine Reize, sofern man seinen Kopf ab und an abseits von Autolärm und Getümmel beim Gärtnern im Grünen frei bekommen kann. In den städtischen Gärten, huertos urbanos, ist das möglich. Sowohl im Stadtgebiet Palma als auch in Manacor und Inca kann man sich bei den Rathäusern für die Parzellen bewerben. Die besten Chancen haben Senioren, Arbeitslose und Bewohner, die nur den Mindestlohn verdienen.

Palma

In der Balearen-Hauptstadt gibt es städtische Gärten an diesen Orten: Parc de sa Riera, Ses Sorts, Son Perera, Vivero Municipal (s’Indioteria), Son Flor und Son Gibert (aktuell im Umbau). Insgesamt stehen laut einer Sprecherin des Rathauses rund 220 Parzellen zur Verfügung, die oft vier auf vier Meter groß sind. Für Menschen mit eingeschränkter Mobilität gibt es in einigen der Gärten auch Hochbeete (siehe Foto unten). Noch recht neu sind die Gemeinschaftsgärten im Park Son Flor, unweit des Parks von Son Moix. Dort wurden im Oktober vergangenen Jahres 16 Parzellen sowie weitere 16 Hochbeete eingeweiht. Auch Truhen zum Lagern der Gartengeräte sowie eine Toilette sind vorhanden.

Wer sich bewerben kann

Bewerben können sich alle Residenten über 65 sowie Interessenten, die Mitglied einer gemeinnützigen Organisation sind. Dafür müssen sie in einem der Bürgerbüros (OACS, oficinas de Atención a la Ciudadanía) vorstellig werden. Eine maximale Dauer, während der sie die Gärten nutzen dürfen, gibt es nicht, auch keine Warteliste. „Die Plätze werden wieder vergeben, sobald sich die bisherigen Nutzer abgemeldet haben“, so die Sprecherin. Wer einmal eine Parzelle ergattert hat, darf sie zu den regulären Öffnungszeiten der Parks nutzen, die sich je nach Jahreszeit ändern.

Diese Regeln gelten

Wie auch in anderen huertos urbanos gelten bestimmte Regeln: Bäume, Rasenflächen oder Zierpflanzen, die einen hohen Wasserverbrauch benötigen, dürfen nicht angepflanzt werden. Auch auf synthetische Pflanzenmittel zur Bekämpfung von Schädlingen oder Krankheiten müssen die Nutzer verzichten. Zudem darf das angebaute Obst und Gemüse nicht verkauft werden. Die Grundstücksbegrenzungen können nicht verschoben werden. Auch Zäune oder Abtrennungen aus Schilf, Holz oder Kunststoff darf man nicht ohne Genehmigung des Rathauses anbringen. Dasselbe gilt für Käfige oder Behausungen zur Vieh- oder Tierhaltung. Auch das Fällen von Bäumen ist verboten. Darüber hinaus mahnt das Rathaus dazu, Strom und Wasser verantwortungsvoll zu nutzen.

Die Hochbeete in Son Flor lassen sich auch mit Rollstuhl aufsuchen.  | FOTO: RATHAUS PALMA

Die Hochbeete in Son Flor lassen sich auch mit Rollstuhl aufsuchen. / Rathaus Palma

Inca

Allen Residenten, die seit mindestens zwei Jahren in der Kleinstadt gemeldet sind, stehen im Serral de ses Monges am Stadtrand insgesamt 36 Parzellen mit jeweils 50 Quadratmetern zur Verfügung. Der Zugang erfolgt am besten über den Carrer Marjades. Mitglieder gemeinnütziger Vereine können sich, obwohl es auf der Website noch anders steht, nicht mehr bewerben.

Diese Bewerber haben Vorrang

Vorrang haben prinzipiell auch hier Residenten über 65 Jahren. An zweiter Stelle stehen Arbeitslose, an dritter Residenten, die nur den Mindestlohn verdienen. Zu guter Letzt werden auch Vorruheständler bevorzugt. Jeder muss, zusätzlich zu einer Kopie seiner NIE die nötigen Nachweise einreichen: eine Arbeitslosigkeitsbestätigung des SOIB, eine Gehaltsabrechnung (Mindestlohn-Bezieher) oder eine Bestätigung der Seguridad Social (Vorruheständler).

Bewerben kann man sich mit diesem Formular: https://incaciutat.com/wp-content/uploads/2021/02/medi-ambient-instancies-proces-horts-urbans.pdf. Spätestens dabei erfährt man dann auch, dass man keine Parzelle anfragen kann, wenn man im selben Haushalt mit einem anderen Bewerber wohnt oder sich parallel ein weiteres Familienmitglied beworben hat. Auch frühere Parzellennutzer, mit denen es Probleme gegeben hat, dürfen sich nicht erneut bewerben.

Hohe Nachfrage

Da die Nachfrage sehr hoch ist, macht das Rathaus inzwischen keine große Werbung mehr für die urbanen Gärten, erklärt Umweltstadträtin Helena Cayetano. Trotz Warteliste würden regelmäßig Parzellen frei. Erst kürzlich seien zehn neu vergeben worden. Ende April und Anfang Mai würden einige weitere frei. „Alle erfolgreichen Bewerber sind sehr dankbar. Die Gärten liegen etwas abgelegen, aber immer noch im Stadtgebiet. Es ist idyllisch dort, sodass die Bewohner abschalten können“, so Cayetano. Die Gemeinde denke darüber nach, langfristig weitere Parzellen zum Gärtnern anzubieten.

Zahlen müssten Nutzer lediglich den Wasserverbrauch pro Parzelle. Nach Angaben von Cayetano belaufen sich diese Kosten auf rund 50 Euro pro Jahr. Wer seine Parzelle mehr als drei Monate lang nicht nutzt, muss das dem Rathaus melden. Die Öffnungszeiten sind von Oktober bis April von 7 bis 19 Uhr und von Mai bis September von 7 bis 21 Uhr. Vor allem an den Wochenenden sei viel los in den Gärten, so die Stadträtin.

So sieht es in den städtischen Gärten von Inca aus.

So sieht es in den städtischen Gärten von Inca aus. / Rathaus Inca

Manacor

Mallorcas zweitgrößte Stadt bietet seinen Bewohnern im Parc de Na Molla, am Camí de Son Fangos, 30 Parzellen mit jeweils 20 Quadratmetern. In Portocristo stehen an der Plaça Sol i Lluna zwölf weitere Parzellen zur Verfügung. Auch in Manacor müssen Interessenten laut einem Sprecher der Umweltabteilung in der Gemeinde gemeldet und mobil genug sein, um die ökologischen Gärten ausreichend nutzen zu können. Zudem sollten Bewerber Spanisch oder Katalanisch verstehen.

Oft nur mit Warteliste

Die Nachfrage ist auch in Manacor groß, sodass es oft eine Warteliste gibt. Jeder Interessent bekomme die Parzelle zunächst für ein Jahr lang, kann aber auf bis zu drei Jahre verlängern. Wer länger als vier Monate nicht in seiner Parzelle werkelt, muss dies dem Rathaus mitteilen. Alle Formulare, die man für die Bewerbung benötigt, ob als Privatperson oder gemeinnütziger Verein, gibt es unter https://www.manacor.org/es/node/10878 (bei „Contenido relacionado“).

Bestimmte Öffnungszeiten für die Gärten gibt es nicht. Alle Nutzer erhalten einen Schlüssel, mit dem sie jederzeit ihre Parzellen aufsuchen können. Auch in Manacor müssen Interessenten für die Bewerbung persönlich beim Rathaus vorstellig werden und die nötigen Unterlagen ausfüllen und unterschreiben, in denen sie sich unter anderem zu einer ordnungsgemäßen Nutzung der huertos urbanos und einem friedlichen Zusammenleben mit den anderen Nutzern verpflichten. Auch an den einberufenen Versammlungen müssen die Gartennutzer teilnehmen.

Vertreter der Stadtverwaltung kommt vorbei

Immer donnerstags schaut ein Vertreter der Stadtverwaltung vorbei und berät die Nutzer im Fall von Fragen. Zudem koordiniert er die Aufgaben, die gemeinschaftlich bewerkstelligt werden müssen, etwa das Wegschneiden von Unkraut in den Wegen.

Private Anbieter

Wer bei den kommunalen Angeboten leer ausgeht, kann bei privaten Anbietern unterkommen. Bei Huertos La Punta in Sant Jordi etwa kostet die 50-Quadratmeter-Parzelle 45 Euro pro Monat, für 70 zahlt man 65 Euro.

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