„Durch präventive Koloskopien wird Dickdarm- und Mastdarmkrebs schon bald besiegt sein“

Die beiden Krebsarten werden schon bald der Vergangenheit angehören, prophezeit Dr. Javier Mulet, Koordinator für den Bereich Chirurgie bei der Klinikgruppe Juaneda Hospitales und Facharzt für chirurgische Gastroenterologie. Eine wichtige Rolle spielt dabei auch die Prävention. Mulet rät zu Stuhluntersuchungen auf okkultes Blut bei Personen über 50 Jahren, gegebenenfalls mit anschließender Koloskopie

Dr. Javier Mulet sieht uns auf gutem Weg im Kampf gegen den Krebs. | FOTO: JUANEDA HOSPITALES

Dr. Javier Mulet sieht uns auf gutem Weg im Kampf gegen den Krebs. | FOTO: JUANEDA HOSPITALES

Dr. Javier Mulet, Koordinator des Bereichs Chirurgie bei Juaneda Hospitales und renommierter Facharzt für chirurgische Gastroenterologie, geht davon aus, dass in Zukunft genetische und immuntherapeutische Behandlungen entwickelt werden, dank derer sowohl Rektum- als auch Kolonkarzinome sowie andere Krebserkrankungen geheilt werden können, sodass weder operative Eingriffe, die heute noch erforderlich sind, noch Chemotherapien notwendig sein werden.

„Gegenwärtig spielt der Darmkrebs unter den Krebserkrankungen zwar noch eine große Rolle (er ist die zweithäufigste Ursache für Krebserkrankungen, und jede zweite Darmkrebserkrankung verläuft tödlich), aber diese Inzidenz ist seit den 80er-Jahren zurückgegangen ist und hat sich vor allem im vergangenen Jahrzehnt durch die Durchführung von Koloskopien auf ein niedrigeres Niveau eingependelt.“

Die Koloskopie sei eine „frühzeitige und sehr zuverlässige Art der Diagnose“, so Dr. Javier Mulet. „Sie hilft uns dabei, diese Krankheit zu besiegen, vor allem, wenn es uns gelingt, die Untersuchungen sehr frühzeitig und regelmäßig durchzuführen.“

Der Chirurg hebt die Notwendigkeit hervor, diese Tests im Zuge regelmäßiger Gesundheitschecks einzuführen, die nun – nach der Zwangspause durch Covid-19 – wieder auf den Balearen durchgeführt werden. „Diese Screenings beginnen mit einer Stuhlprobe bei Personen im Alter zwischen 50 und 70 Jahren“, so der Arzt.

Genaue Untersuchungen

Falls bei dieser Stuhluntersuchung okkultes Blut festgestellt wird (was ein Symptom für Darmkrebs, aber auch für zahlreiche andere Krankheiten sein kann), wird bei den Patienten die Durchführung einer Koloskopie angeordnet. „Weist das Ergebnis der Koloskopie dann auf das Vorliegen eines Tumors hin, werden die Patienten zu einem Spezialisten für Gastroenterologie weiter verwiesen“, erklärt Dr. Javier Mulet.

Die Resultate dieser Untersuchungen seien so präzise, dass, bei positivem Befund, sofort die Diagnose und die genaue Bestimmung des Tumors vorliegt. Von da an erfolgt die Analyse, in welchem Stadium sich die Krankheit und wo genau sich der Tumor befindet, da die Prognose bei dieser Krankheit abhängig von diesen Variablen sehr unterschiedlich ausfallen kann.

Darmkrebs kann sowohl im aufsteigenden rechten Dickdarm auftreten als auch im absteigenden Teil des Dickdarms, wo er am häufigsten vorkommt, sowie auch im Bereich des Enddarms oder Rektums. „Diese drei Abschnitte weisen bei einer Krebsdiagnose ganz unterschiedliche Verläufe auf, vor allem was die Prognosen und mögliche Metastasenbildung in der Leber betrifft“, betont Dr. Javier Mulet.

Unterschiedliche Stadien

Die Genauigkeit bei der Lokalisierung eines Kolonkarzinoms ist entscheidend für die Analyse der Krankheitsentwicklung und der Erfolgsaussichten für einen chirurgischen Eingriff oder die Anwendung von Chemotherapie. Wichtig für die Entwicklung der Krebserkrankung ist der Zeitpunkt, an dem sie festgestellt wird. „Die Stadien 1 und 2 haben sehr gute Prognosen“, versichert Dr. Javier Mulet. „Befindet sich die Krankheit im ersten Stadium, so liegen die Überlebenschancen auf zehn Jahre berechnet fast bei 100 Prozent. Es kann praktisch eine vollständige Heilung erreicht werden. Wenn bei Patienten hingegen Stadium 4 der Krankheit diagnostiziert wird oder sich bereits Metastasen gebildet haben, was bei 30 Prozent der Fall ist, oder wenn der Krebs innerhalb der ersten fünf Krankheitsjahre diagnostiziert wird, was bei 40 Prozent der Patienten der Fall ist, dann sind die Aussichten für eine Heilung schlechter.“

Neue genetische Verfahren

Und während Dr. Javier Mulet und sein Team täglich an der Weiterentwicklung und Verbesserung der chirurgischen Verfahren arbeitet, ist der Spezialist von Juaneda Hospitales überzeugt davon, dass in nicht allzu ferner Zukunft ganz neue und unterschiedliche Verfahren entwickelt werden.

„Ich bin mir sicher“, erklärt Dr. Javier Mulet, „dass die Onkologie kurz davor steht, Behandlungsmöglichkeiten für Darmkrebs und andere Krebsarten zur Verfügung zu stellen, die weder Chirurgie noch Chemotherapie beinhalten. Die Wissenschaft ist dabei, im Kampf gegen diese Krankheiten genetische Therapieformen zu entwickeln.“

„Darüber hinaus“, fügt der Spezialist von Juaneda Hospitales hinzu, „werden Immuntherapien entwickelt, also Impfstoffe, die unserem Immunsystem beibringen sollen, wie es diese bösartigen Zellen selbst bekämpfen kann. All dies wird gerade erforscht, und es gibt bereits einige Ergebnisse. Ich bin überzeugt davon, dass das die Zukunft sein wird.“