Über die Aussagekraft des von der „Sunday Times" vor ein paar Tagen veröffentlichten Rankings, wonach Palma die lebenswerteste Stadt der Welt ist, mag man sich streiten. Doch auf den Immobilienmarkt dürften sich solche Schlagzeilen positiv auswirken, ist José Mir überzeugt: „So etwas beeinflusst die Leute, vor allem Ausländer, die hier investieren wollen", sagt der Vorsitzende des balearischen Maklerverbands API (Colegio Oficial de Agentes de la Propiedad).

Anzeichen, dass es mit der Branche wieder aufwärts geht, gab es bereits 2014. Zum einen wurden auf den Inseln erstmals wieder mehr Immobilien verkauft: Rund 42.000 Objekte wechselten im vergangenen Jahr den Besitzer, etwa zehn Prozent mehr als 2013. Zum anderen war erstmals seit sieben Jahren wieder ein leichter Preisanstieg von 0,4 Prozent zu verzeichnen. Und dieser Trend wird sich in den Augen von José Mir fortsetzen. „Der Markt konsolidiert sich, und die Preise werden weiter steigen, wenn auch nur langsam, vielleicht jährlich ein oder eineinhalb und nicht mehr 15 Prozent wie vor dem Platzen der Blase."

Teurer wird es Mir zufolge in allen attraktiven Gegenden Palmas. Dazu zählten natürlich die Altstadt, die Gegend um den Borne-Boulevard und Jaime III., die Hafen- und Fischerviertel wie Portitxol, Molinar und Santa Catalina. „Aber auch alle anderen Ecken, die ihren Charme haben", sagt Mir - der hierbei beispielsweise an die Carrer Blanquerna gleich an den Avenidas denkt, die vor einigen Jahren in eine Fußgängerzone verwandelt wurde und sich immer mehr zur vor allem bei Einheimischen beliebten Flanier- und Ausgehmeile mausert.

Im Angebot seien in der Inselhauptstadt allerdings vor allem Bestandsbauten. „Neu gebaut wird ja nach wie vor kaum", bedauert Mir. „Und das bisschen, das fertiggestellt wird, ist schnell vergriffen." Wobei keinesfalls nur gut betuchte, kauf­willige Ausländer in die Röhre schauten. „Auch solvente Spanier oder Mallorquiner finden derzeit nichts, weil es einfach nichts gibt."

Außerhalb Palmas sei bei ausländischen Käufern weiterhin vor allem die Südwestküste von Illetas bis Port d´Andratx gefragt. „Alles, was Meerblick hat." Wobei nach wie vor auch großes Interesse an Fincas im Inselinneren bestünde. Die Einheimischen interessierten sich hingegen vor allem für die Städte - Palma, Inca, Manacor. Viele hätten die günstigen Preise nicht nur für den Eigenheimkauf genutzt, sondern als Geldanlage, indem sie das erworbene Objekt sanierten und nun vermieten. „Das bringt eine Rendite von fünf oder sechs Prozent pro Jahr, so viel bekommt man im Moment bei keiner Bank", sagt Mir. Und nicht zuletzt würden sich die Mallorquiner seit dem Vorjahr auch wieder nach Ferien­häusern und -wohnungen in den typischen Sommersiedlungen wie Colònia de Sant Jordi oder Colònia Sant Pere umsehen. „Es tut sich wieder was", so das Fazit von Mir.

Ein derart euphorisches Bild will Natalia Bueno, die Vizepräsidentin des Branchenverbands API, nicht zeichnen. Die Mittelschicht könne oder wolle sich weiterhin kein ­Eigenheim leisten. „Und ich spreche hier nicht von Luxus- sondern Zwei- bis Drei-Zimmer-Wohnungen für etwa 100.000 Euro." Einerseits seien viele Leute nach wie vor nicht kreditwürdig. Andererseits hätten diejenigen, die über Festanstellung und Ersparnisse verfügten, Bammel, sich eine Hypothek aufzuhalsen. „Der Schock sitzt noch tief, da fast jeder jemanden kennt, der erst die Arbeit und dann die Wohnung verloren hat, weil er die Raten nicht mehr zahlen konnte." Viele junge Leute würden sich deshalb für Mietwohnungen entscheiden. „Erst kürzlich kam eine Studie heraus, wonach die glücklichsten Spanier die sind, die zur Miete wohnen", sagt die Maklerin.

Bewegung sei deshalb vor allem im ausländischen Markt: Chalets mit Meerblick, Penthouse-Wohnungen in der Altstadt, Fincas auf dem Land. Das sei immerhin etwas, da auch das die Wirtschaft ankurble und Arbeitsplätze schaffe, so Bueno. „Aber eine Wohnung in Lloseta für 120.000 Euro bekomme ich derzeit einfach nicht verkauft." Gehemmt würde der einheimische Markt zudem dadurch, dass Leute, die sich vergrößern oder aufs Land ziehen wollen, ihre bisherigen Wohnungen nicht loswerden und solange auch den Kaufvertrag für das neu Eigenheim nicht unterschreiben könnten.

Solche Sorgen plagen Branchen­vertreter, die das ­höherpreisige Segment bedienen, nicht. Das Unternehmen Engel & Völkers etwa konnte 2014 auf Mallorca ein Umsatzplus von 28 Prozent verzeichnen - wobei der durchschnittliche Verkaufswert von einer Dreiviertel auf rund 1,2 Millionen Euro kletterte. „Auf der Insel entsteht derzeit eine neue Marktnische für Luxusimmobilien", sagt Hans Lenz, Geschäftsführer für den Bereich Mallorca Süd-West. Bis 2007 habe man eine Villa für zwei Millionen Euro bekommen, inzwischen seien die Preise im Südwesten auf bis zu fünf Millionen gestiegen - und dieser Trend dürfte sich bald auf die restliche Insel ausweiten.

Das Unternehmen Minkner & Partner konnte seinen Umsatz 2014 sogar verdoppeln. Wichtig ist Geschäftsführer Lutz Minkner aber weniger, ob die Preise einzelner Immobilien anziehen, sondern dass der Markt wieder stabil ist. „Wir sind wieder auf dem Preis­niveau von 2006", sagt er. Wobei das auf der Insel seit jeher höher war als anderswo. „Mallorca ist ja nicht ­billig." Große Sprünge bei der Wert­entwicklung erwartet Minkner in den nächsten Jahren nicht. „Wenn es fünf Prozent im Jahr sind, ist das schon gut." Das reiche schließlich vollkommen aus, um den großteils deutschsprachigen Kunden garantieren zu können, dass sie kein Geld verlieren.

AUFSCHWUNG - MEHR JOBS AM BAU

Auch die Baubranche erholt sich langsam. Nachdem während der Krise balearenweit mehr als 33.000 Jobs vernichtet wurden, wurden 2014 hier erstmals seit sechs Jahren wieder mehr Menschen beschäftigt als im Vorjahr. Laut Manuel Gómez, Geschäftsführer des Arbeitgeberverbands des balearischen Baugewerbes, sind im vergangenen Jahr rund 4.000 neue Stellen geschaffen worden. 2015 dürften „locker" 5.000 weitere hinzukommen.