"Müssen sich den Vorwurf gefallen lassen, untätig zu sein": Bauträger kritisieren Gemeinden wegen Wohnungsnot auf Mallorca

Nur vier Rathäuser schöpften bisher die Möglichkeiten aus, die ein neues Dekret der konservativen Landesregierung bereithält, um unkompliziert bezahlbaren Wohnraum zu schaffen

Bauträger kritisieren die Entscheidungen vieler Rathäuser auf Mallorca

Bauträger kritisieren die Entscheidungen vieler Rathäuser auf Mallorca / B. Ramón

Im Kampf gegen die Wohnungsnot auf Mallorca ziehen nicht alle Gemeiden an einem Strang. Das hat jetzt der Vorsitzende der Vereinigung der Bauträger auf den Balearen (Proinba), Luis Martín, bemängelt. So hätten bisher nur die Gemeinden Palma, Calvià, Andratx und Inca veranlasst, ein entsprechendes Dekret der Landesregierung umzusetzen, das die Schaffung günstigen Wohnraums vorantreiben soll, damit auch junge Menschen und Geringverdiener eine Bleibe finden können.

Konkret soll das Dekret, das die konservative Landesregierung im vergangenen Juni auf die Beine gestellt hat, und das seit Oktober inkraft ist, den Gemeinden erleichtern, ohne großen bürokratischen Aufwand Geschäftsräume in Wohnraum umzuwandeln, große Wohnhäuser in kleinere Einheiten aufzuteilen, Gebäude höher zu bauen und aktuell ungenutzte Grundstücke zu erschließen.

Zahlreiche Rathäuser haben bereits angekündigt, die umstrittene neue Regelung nicht anwenden zu wollen, darunter Llucmajor, Manacor, Sóller, Marratxí, Campos, Felanitx und Alcúdia. Mehrere andere Gemeinden haben sich derweil noch gar nicht zum neuen Dekret geäußert, was laut den Bauträgern zu Verunsicherungen in der Branche führe.

Nicht alle sind für neuen Wohnraum

Es sei nun an den Gemeindeoberhäuptern, den Anwohnern zu erklären, wie sie die Wohnungsnot stattdessen in den Griff bekommen wollen, so Luis Martín. „Wenn sie schon eine Möglichkeit an der Hand haben, neuen Wohnraum zu erschließen, ohne unberührte Gebiete hinzuzuziehen, und diese aber ablehnen, dann müssen sich die Gemeinderäte den Vorwurf gefallen lassen, untätig zu sein“, so auch Martíns Stellvertreter Óscar Carreras. Seiner Meinung nach wählten viele Gemeinden den „leichten Weg“ des Nichtstuns, um Konflikte zu vermeiden. Denn das Dekret stieß bereits bei seiner Verabschiedung im vergangenen Sommer nicht nur auf Applaus. Kritiker befürchten unüberlegte Bebauung in den Städten und Dörfern und plädieren für strengere Preisregulierungen des bereits bestehenden Wohnraums statt immer neuer Bauten.

Die Bauträger dagegen hegen die Hoffnung, dass das Maßnahmenpaket mehr Anwendung finden könnte, wenn es bald auch vom Parlament abgesegnet und gesetzlich festgeschrieben wird. Noch immer versprechen sie sich davon rund 3.000 neue bezahlbare Wohnungen bis Ende der Legislaturperiode im Frühjahr 2027. Wichtig sei es laut Martín zudem, dass sich Interessensvertretungen auf der Insel bildeten, die die Stadtentwicklung vorantrieben. Dadurch könne den Gemeinden der Papierkram weiter abgenommen werden, sodass die Verwaltungen nur noch die letzten Schritte der Genehmigungen vornehmen müssten. Des weiteren pochten die Bauträger erneut darauf, den Bau von Wohnhäusern auf bereits als Baugrund ausgewiesenen Flächen voranzutreiben. Vor allem in Palma könnten so rund 13.000 neue Wohneinheiten entstehen, ohne dass der Raumordnungsplan geändert werden müsse. /somo

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