Wenn man älter wird, kommt meist irgendwann der richtige Moment, um Wurzeln zu schlagen und sesshaft zu werden. So ergehe es derzeit auch dem mallorquinischen Kammerorchester, erklärt dessen Leiter Bernat Quetglas (28) im Gespräch mit der MZ: „Es existiert jetzt seit einigen Jahren, aber sozusagen als Wanderorchester. Seine Mission war bisher, sinfonische Musik in alle Teile der Insel außerhalb von Palma zu bringen.“

Das sei zweifellos eine tolle Erfahrung gewesen, weil es den Musikern erlaubt habe, an vielen verschiedenen Orten aufzutreten und aktiv ein Gegengewicht zum geballten Kulturangebot in der Hauptstadt zu schaffen. „Aber uns fehlte noch zu unserem Glück, von einem Ort sagen zu können: Hier ist unser Zuhause.

Kooperation mit dem Teatre Principal d'Inca

In dem Moment, als das Teatre Principal d’Inca nach langjährigen Renovierungs- und Umbauarbeiten im November 2021 endlich wieder seine Pforten öffnete, stieß es damit auch eine Tür für das junge Orquestra de Cambra Mallorca auf: Die Mitglieder werden nun quasi die „Hausmusiker“ des frisch wiedereröffneten Theaters.

Ein wichtiger Meilenstein und laut Quetglas eine Win-win-Situation: Das Hauptquartier biete ihnen erstmals die Möglichkeit, mit einem beständigen Programm zu planen – wobei die Musiker freilich auch weiterhin das Nest verlassen werden, um ihr Repertoire an anderen Schauplätzen der Insel erneut aufzuführen. „Auf der anderen Seite glaube ich, dass es ein wichtiger Schritt für Inca ist, ein eigenes Orchester in der Gemeinde zu haben, das konstant für ein musikalisches Angebot sorgt“, sagt der Dirigent.

Die Zusammenarbeit liegt auch deshalb nahe, weil die Musiker bereits zuvor das Conservatori Municipal d’Inca zum Proben genutzt hatten. Nun sind die Bande zur Stadt in der Inselmitte stärker denn je. Ob es im Herbst mit demselben Elan weitergeht, hängt allerdings davon ab, wie erfolgreich das Angebot im Frühling sein wird. „Wir befinden uns wegen der Pandemie immer noch in einer sehr unbeständigen Zeit, und es ist schwer, einzuschätzen, wie viel Publikum wir haben werden“, räumt Quetglas ein. Finanziert werde die Kooperation aus verschiedenen Töpfen der Stadt Inca, der Fundació Teatre Principal und des Inselrats, aber auch von Privatsponsoren.

Es beginnt mit Beethoven

Im Schnitt soll es zwei Konzerte pro Monat geben, wobei die Anzahl und Formation der beteiligten Musiker je nach Produktion wechselt. Noch sind nicht alle Termine in trockenen Tüchern und Änderungen möglich, aber nach aktuellem Stand sind bis Ende Mai elf Konzerte geplant: Von den „Vier Jahreszeiten“ von Antonio Vivaldi über W. A. Mozart bis hin zu „Amor Brujo“ von Manuel de Falla ist ein abwechslungsreiches Programm geboten.

Den Anfang macht am 12. Februar ein Beethoven-Konzert – alles andere als eine zufällige Wahl: „Von der 5. Sinfonie mit dem berühmten papapapam sagt man, es höre sich an, als wenn man an eine Tür klopft“, sagt Quetglas. „Das Schicksal klopfte bereits an Beethovens Tür, aber er widersetzte sich. Und da dieses Theater ganze 20 Jahre brauchte, um wieder zu eröffnen, war das auch ein wenig wie Rebellion gegen das Schicksal – das Theater hat den Kampf am Ende gewonnen.“

Musikalische Fusionen

Abgesehen von den offiziellen Konzerten im Programm soll es auch Projekte geben, die neue Zielgruppen ins Theater locken. „Mit drei Konzerten, die wir fusions nennen, wollen wir Menschen ansprechen, die mit dieser Art von Musik nicht vertraut sind“, erklärt Quetglas.

Eine der ungewöhnlichen „Einstiegsdrogen“ in die Welt der Klassik ist „Star Wars“: Am 19. Februar spielt das Orchester ein Konzert, das dem Soundtrack des Science-Fiction-Epos gewidmet ist. „Wir wollen aber nicht nur die Musik aus dem Film aufführen, sondern auch die musikalischen Ursprünge aufzeigen, nämlich Kompositionen von Igor Strawinsky und Gustav Holst“, sagt der Musiker.

Für die zweite „Fusion“ ist am 5. März das „Marala Trio“ zu Gast: Drei Musikerinnen, die ihren Folk und Jazz gemeinsam mit dem Kammerorchester auf die Bühne bringen. Zum Abschluss des Themenblocks gibt der bekannte mallorquinische Liedermacher Biel Majoral ein Konzert.

Schönes für die Schüler

Ein Baustein der Kooperation, der Quetglas besonders am Herzen liegt, ist ein Angebot für die Schulklassen der Insel. Auch für diesen Zweck hat das Orchester drei Veranstaltungen parat: Bei dem Monolog „Jo soc Beethoven“ schlüpft Schauspieler Josué Guasch in die Rolle des berühmten Komponisten, untermalt mit Musikfragmenten.

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An ältere Schüler richtet sich ein Konzert zum Thema Musik, die im Krieg komponiert wurde. Und die ganz Kleinen dürfen sich über ein Event freuen, das Volksmärchen mit Musik von Maurice Ravel verbindet. Quetglas sagt: „Wenn wir erreichen, dass die Kinder sagen: Papa, Mama, ich würde gern noch ein Konzert in diesem Theater hören, dann ist unsere Strategie aufgegangen.“

Die Termine und Infos zu den Eintrittskarten finden Sie in Kürze auf teatreprincipalinca.com