Leseratten auf Mallorca aufgepasst: Das charmant-britische Antiquariat Fine Books in Palma hat wiedereröffnet

Christopher Neira und Cecilia Sánchez haben das Antiquariat Fine Books in Palma vor dem Aus gerettet. Nun herrscht dort nach gründlichem Umbau wieder Ordnung statt Chaos. Seit Donnerstag lockt der Buchladen mit stilvoll-britischem Charme

Christopher Neira ist der stolze Betreiber des Antiquariats, wo man nun endlich Raum zum Atmen und zum Stöbern hat.

Christopher Neira ist der stolze Betreiber des Antiquariats, wo man nun endlich Raum zum Atmen und zum Stöbern hat. / Nele Bendgens

Brigitte Rohm

Brigitte Rohm

Schwere dunkle Holzmöbel, warmes Licht, gepflegte, gut sortierte Bücherregale, die förmlich eine Botschaft auszudünsten scheinen: Komm herein und verliere jedes Zeitgefühl, wenn du hier stöberst und liest. So hätte es sich in Palmas Kult-Antiquariat Fine Books anfühlen können. Doch zuletzt tat es das nicht mehr. Das verwinkelte Bücherlabyrinth, das vor sechzehn Jahren begonnene Lebenswerk von Rodney Browne, verlotterte zunehmend, die Bücher litten. Der eigensinnige Brite musste den Laden aus gesundheitlichen Gründen aufgeben, ein Nachfolger war nicht in Sicht. Seine Tochter Sara Jane organisierte im Herbst 2022 einen Ausverkauf der rund 100.000 Bücher. Es schien das endgültige Aus zu sein.

Ein „Match made in heaven“

Doch schließlich fand sich doch noch ein Retter des Antiquariats: Christopher Neira (43). Und es ist wohl das, was man ein match made in heaven nennt, also eine fast schon schicksalhafte Paarung: Denn Neira ist als Halb-Brite und Halb-Spanier in England geboren, verbrachte aber einen Teil seiner Kindheit auf Mallorca, und lebt heute wieder auf der Insel. Aus Leidenschaft machte er vor einer Weile nebenbei einen Abschluss in Alter Geschichte, zudem sammelt er selbst antiquarische Bücher. „Ich habe Bücher schon immer geliebt, auch alles Alte und Historische. Und antiquarische Bücher haben für mich einen besonderen Zauber: Man kann Widmungen lesen, die jemand vor Hunderten von Jahren schrieb“, schwärmt Christopher Neira beim MZ-Besuch vor der Wiederöffnung.

Die Räume wirken nun aufgeräumter.

Die Räume wirken nun aufgeräumter. / Nele Bendgens

Die Herkunft und die „Lebensgeschichte“ von Büchern zu erforschen, bereite ihm eine besondere Freude, sagt er. Außerdem ist Neira Stammkunde guter Buchläden und Antiquariate in London. Von Fine Books erfuhr er aber kurioserweise erst aus der Zeitung, als es bereits um die Schließung ging. Sofort Feuer und Flamme, kontaktierte er Sara Jane Browne, um gemeinsam mit seiner Frau Cecilia Sánchez Fine Books zu übernehmen und wieder auf Vordermann zu bringen.

Bücher, Tee und Scones

Ihre Vision: Den Laden in ein so behagliches literarisches Refugium zu verwandeln wie eingangs beschrieben, mit dunkelgrünen Wänden, Kronleuchtern, gemütlichen Lesesesseln und Regalen vom Boden bis zur Decke. „Ich mag es, wenn es ein bisschen dekadent wirkt“, sagt Neira. „Wir möchten etwas in der Art eines alten britischen Clubs in London daraus machen, Tee und englische Scones servieren.“ Dieser reading room mit Chesterfield-Sesseln, wo die Kunden bei einem Gläschen Wein ohne Zeitdruck in einem Buch blättern können, ohne zwingend etwas zu kaufen, soll im kommenden Jahr Realität werden.

Gemütliche Leseecke statt enger Gänge.

Gemütliche Leseecke statt enger Gänge. / Nele Bendgens

Leseclub und Kunstatelier

Mit genauen Prognosen ist es allerdings schwierig, denn die Entrümpelung und Renovierung des Antiquariats ist ein Langzeitprojekt, das nur in kleinen Schritten vorangeht. „Hier war so viel Feuchtigkeit und Staub, die Bücher waren in einem schlechten Zustand. Browne lebte ja hier und rauchte, er hatte tausend Dinge überall verstreut und wohl in zehn Jahren nicht einmal geputzt“, sagt Neira zu den Schwierigkeiten.

Die Wiedereröffnung mit Drinks und Live-Musik musste immer weiter nach hinten verschoben werden, nun aber ist es endlich so weit. Und es gibt viele Ideen, die schon bald verwirklicht werden sollen, wie ein Leseclub für Kinder oder ein Bereich, der als Kunstatelier und für Malkurse genutzt werden kann. Darüber hinaus sollen lokale Künstler hier ihre Werke ausstellen können. Dieses Thema fällt in den Zuständigkeitsbereich von Cecilia Sánchez, die selbst bildende Kunst studiert.

Kümmert sich um Kunst: Cecilia Sánchez.

Kümmert sich um Kunst: Cecilia Sánchez. / Nele Bendgens

In den Wintermonaten will Christopher Neira immer vor Ort sein und sich zwischen den schmucken Büchern seinen Arbeitsplatz einrichten. Er scheut aber auch die ungemütlichen „Katakomben“ des Ladens nicht, die vorerst noch für die Kundschaft verschlossen bleiben. Mühelos bewegt er sich in den klaustrophobischen Gängen und scheint auch dort ganz in seinem Element zu sein – schließlich bergen auch die Eingeweide von Fine Books noch literarische und historische Schätze, die es aufzustöbern gibt.

Information: English Fine Books, Carrer d'En Morei, 7, Palma, Öffnungszeiten vorerst: 10.30–14 Uhr und 16–19 Uhr, Sa. 10.30–14 Uhr, aktuelle Infos: Instagram.

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