Als unnahbare Herrscher vermittelten sie zwischen den Göttern und der Welt der Menschen: Die Pharaonen, die von 3000 v. Chr. bis zum Beginn der römischen Herrschaft rund 30 v. Chr. das Alte Ägypten regierten, faszinieren uns bis in die heutige Zeit. Aber wussten Sie schon, dass nicht alle Pharaonen männlich waren und einige nicht einmal Ägypter?

Überraschende Erkenntnisse dieser Art gewinnen Besucher der in Kooperation mit dem British Museum organisierten Ausstellung „Faraón. Rey de Egipto“. Vom 10. Februar bis zum 22. Mai ist die Schau, die zuvor bereits an anderen Standorten wie Madrid, Barcelona, Zaragoza oder Sevilla Station gemacht hatte, im CaixaForum Palma zu sehen.

137 Exponate erklären Ideenwelt und Symbole

Insgesamt 137 Exponate, darunter Highlights und unscheinbarere, aber nicht minder spannende Stücke sowie prägnante Erklärungstexte und Videos geben Aufschluss über die Ideenwelt und die Symbole der Könige dieser Hochkultur. Dabei zeugen die Ausstellungsstücke sowohl von der Kunstfertigkeit der Handwerker als auch von dem Bild, das der Pharao von sich selbst vermitteln wollte: als kühner Krieger, Beschützer des Reiches gegen seine Feinde und als glühender Verehrer der Götter.

Die Ausstellung ist in neun verschiedene Themenbereiche gegliedert, welche die Figur des Pharao aus allen nur erdenklichen Blickwinkeln beleuchten. Los geht die Reise mit einer geografischen und historischen Einordnung: „Ägypten, das Land der Pharaonen“ gibt mit einem Zeitstrahl einen Überblick über die Dynastien und erklärt, dass es einen starken Herrscher brauchte, um Ober- und Unterägypten als ein großes Reich regieren zu können.

Götter und Macht

Die Menschen im Alten Ägypten glaubten, dass einst die Götter selbst das Land beherrschten, zuletzt der als Falke dargestellte Horus. Umso wichtiger war es für einen Pharao, stets seine enge Verbindung zu den Göttern zu betonen, um sein Anrecht auf den Thron zu verteidigen, wie der Bereich „Sohn der Götter“ veranschaulicht.

Der nächste Part ist den Machtsymbolen gewidmet, zum Beispiel der Doppelkrone für Unter- und Oberägypten oder der Uräusschlange. Die aufgerichtete Kobra konnte verschiedene Gottheiten repräsentieren. An der Stirn des Pharao beschützte sie ihn und übertrug zugleich ihre bedrohliche Macht auf den Monarchen.

Die Uräusschlange: hier als Dekoration eines Möbelstücks. © Trustees of the British Museum

Tempel und Opfer

Der eindrucksvolle letzte Raum im Erdgeschoss beschäftigt sich mit den Epizentren des Kontakts zwischen dem Pharao und der Götterwelt: den Tempeln. Wie stille Wächter thronen monumentale Skulpturen in der Mitte des Saales, darunter das Fragment einer Statue der kriegerischen, löwengestaltigen Göttin Sachmet aus schwarzem Granit: Amenophis III. ließ Hunderte von dieser Sorte als Schutz vor Gefahren an einem Tempel aufstellen.

Diverse Exponate verdeutlichen, dass eine der Hauptaufgaben des Pharao darin bestand, tägliche Opferrituale auszuführen. So zeigt ein Relief aus einem Tempel von Ptolemaios I., dem Begründer der hellenistischen Ptolemäerdynastie in Ägypten nach der Eroberung durch Alexander den Großen, eine Opferszene für die Göttin Hathor. Und eine Bronzeskulptur stellt den knienden Thutmosis IV. mit zwei runden Gefäßen in den Händen dar, die bei einer solchen Zeremonie mit Wein oder Milch gefüllt waren.

Auch die Herrscher selbst wurden verehrt, ihr Andenken in Ehren gehalten. Das galt allerdings nicht für alle Könige: Im Fall der Pharaonin Hatschepsut, zu Lebzeiten eine bedeutende Herrscherin, wurden nach ihrem Tod auf vielen Reliefs und Statuen die Kartuschen mit ihrem Namen zerstört.

Paläste, Leben und Tod

Eine Begegnung mit Hatschepsuts Tochter Neferure gibt es im ersten Stock, wo die Ausstellung mit dem Themenbereich zum Palast- und Familienleben weitergeht: Eine Skulptur zeigt die Prinzessin auf dem Schoß des hohen Beamten Senenmut, der mit ihrer Erziehung betraut war. Eine Figur des Knaben Merenptah, Sohn von Ramses II., lehrt uns: Auch männliche altägyptische Kinder wurden stets mit einem Zopf über der Schulter dargestellt.

Der kleine Prinz hatte zahlreiche Geschwister, denn man nimmt an, dass Ramses II. mit mehreren Gemahlinnen insgesamt mehr als vierzig Söhne und vierzig Töchter zeugte. Über das alltägliche Privatleben der weitverzweigten Königsfamilien ist wenig bekannt. Und es erfordert auch etwas Fantasie, sich den einstigen Glanz der Paläste auszumalen: Im Gegensatz zu den Tempeln wurden sie nicht aus Stein errichtet, sondern vor allem aus getrockneten Lehmziegeln erbaut. Einige zur Dekoration verwendete Fliesen mit Pflanzenmotiven helfen hier bei der Vorstellung von der ehemals prächtigen Ausstattung. Auch luxuriöses Geschmeide aus Edelsteinen ist in einer Vitrine präsentiert.

Glamour der Königsfamilie

Im nächsten Teil der Schau geht es um den Glamour im Dunstkreis der Königsfamilie: Denn trotz aller Selbstinszenierung war der Pharao auf einen komplexen Verwaltungsapparat mit Wesiren, Beamten und Priestern angewiesen, um die religiöse, wirtschaftliche und politische Kontrolle über das Land zu behalten. Ein Glanzstück ist hier die Granodiorit-Skulptur von Sennefer, dem mächtigen Schatzmeister unter Thutmosis III.: Sein hoher Rang erlaubte es ihm, eine so exzellente Arbeit in Auftrag zu geben. Ein weniger spektakuläres, aber wunderliches Beispiel für Wohlstand: die kleine Keramikfigur eines Schreibers, dessen Korpulenz Reichtum und Status symbolisiert.

Uschebti des Pharao Seti I. Trustees of the British Museum

Der Rundgang geht weiter mit dem Thema „Krieg und Diplomatie“, mit Szenen von Schlachten und Darstellungen besiegter Feinde. Zu den Pflichten des Pharaos gehörte, Ägypten zu verteidigen und ein Imperium zu errichten. Der kleine Saal zu „Ausländern auf dem Thron“ verdeutlicht, dass es nichtägyptische Regenten stets leichter hatten, wenn sie an die bestehenden Traditionen anknüpften, sich darstellen ließen wie ihre Vorgänger und den Göttern Ehre und Respekt zollten.

Auch für das Jenseits galt es, Vorkehrungen zu treffen: Im letzten Teil der Schau, „Ein ewiges Leben: der Tod des Pharao“, ist unter anderem eine Kollektion an Uschebtis zu bewundern. Diese nützlichen Statuetten sollten als Grabbeigaben diverse Arbeiten für den Verstorbenen erledigen – magische, fleißige Begleiter des Monarchen in der Totenwelt.

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"Faraón. Rey de Egipto", 10. Februar bis 22. Mai 2022, täglich 10– 20 Uhr, CaixaForum Palma, Plaça Weyler, 3, Eintritt: 6 Euro, Führung auf Spanisch dienstags um 18 Uhr, weitere Infos: caixaforum.org