Am Puls der Zeit und in vielen Techniken versiert: Zehn Künstlerinnen und Künstler konnten in diesem Jahr eine fünfköpfige Jury überzeugen und haben es unter die Finalisten in der Kategorie bildende Kunst bei den „Premis Ciutat de Palma“ geschafft – der erste Preis ist mit 12.000 Euro dotiert.

Das Trostpflaster für die weiteren Top Ten: Sie dürfen ihre Arbeiten bis 27. März bei einer Gruppenausstellung im Casal Solleric in Palma de Mallorca präsentieren. Gerade dieser Tage, wo die Kunstszene der Stadt vor dem nächsten Art Palma Brunch noch im Winterschlaf dämmert, bietet sie eine willkommene Dosis Sinneseindrücke und Denkanstöße.

Wissenschaft und Kunst

Eine tiefe Frauenstimme zieht die Besucher in den ersten Raum im Erdgeschoss. Sie stammt von der Video-Installation „Promesas“ der Künstlerin Ro Caminal. Poetische Worte beschreiben die Aufnahmen eines menschenleeren Gebäudekomplexes in Barcelona, die die Versprechen moderner Architektur thematisieren.

Die benachbarte Arbeit „El sol i la taula“ von Regina Giménez besteht aus 80 orangen Plastikschablonen zum Zeichnen geometrischer Formen. Sie schlägt eine Brücke zwischen Wissenschaft und Kunst: In der simplen, universellen Form des Kreises holen wir uns die Sonne spielerisch auf den Tisch.

"Finger prints" von Marc Larre

"Finger prints" von Marc Larre B. Rohm

Gleich einem Vorhang schwebt die Installation „Finger Prints“ von Marc Larre am Übergang zum hinteren Teil des Raumes: Mit einer besonderen Drucktechnik bannte der Künstler Oberflächen wie ein Mosaik aus Pompeji auf Papier. Die fein strukturierten Bögen bilden, in Metallrahmen gefasst und mit groben Steinen beschwert, ein Triptychon.

Dahinter fesselt die rätselhafte Arbeit „Remover con una vara de madera“ von Matteo Guidi den Blick: Die gezeichnete Figur eines Mannes wiederholt auf einem Video die Geste, mit einem Stock ein widerspenstiges Tuch zu bändigen.

Science-Fiction und hypnotische Klänge

Im Zwischengeschoss gibt es ein Wiedersehen mit Sonne und Papier. Marla Jacarilla kochte aus dem faserigen Material ihre eigene Suppe: Für „Cartografías distópicas“ schrieb die Künstlerin Berichte über düstere Science-Fiction aus dem 20. Jahrhundert, extrahierte daraus Stellen, die sich auf Literatur beziehen und verarbeitete den Rest der Ausgangs-Romane zu grobem Recycling-Papier. Auf den so entstandenen Bildträgern klebte sie gerettete Textschnipsel wie etwa „die Bücher verwandeln sich in Staub“.

Gut möglich, dass man bei der Lektüre von den Tönen der benachbarten Arbeit abgelenkt wird: „House of the Sun“ von Pedro Torres klingt wie die musikalische Untermalung einer Ufo-Landung, gepaart mit einer Meditations-CD. Zwei Bildschirme entfalten eine hypnotische Wirkung: Links überblenden sich Darstellungen der Sonne, rechts wirft ein durchlaufender Text Fragen auf, die unser Verhältnis zu dem so lebensspendenden wie zerstörerischen Himmelskörper beleuchten.

"House of the sun" von Pedro Torres B. Rohm

Diana Coca, die gerade erst die Solo-Schau „Vuelo, luego existo“ im Casal Solleric hatte, ist mit einer ihrer Fotografien aus der Reihe „Terra ferida“ vertreten. Das fotografische Diptychon „Vista discontinua“ von Llorenç Ugo sorgt bei unseren Gehirnen bewusst für Frust: Es zeigt eine dank der Immobilienkrise unvollendete Touristenanlage, was der Betrachter jedoch nicht erkennt. So wie der Bau gestoppt wurde, kann auch unser Auge das Bild nicht zusammensetzen.

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Ebenso schwer greifbar ist die Skulptur „Sheddings #2“ von Eva Fábregas, die man zwischen einem Organismus mit sieben Brüsten und einem geschmolzenen Zitronenbonbon verorten könnte. Als Projektionsfläche erotischer Sehnsüchte spielt sie mit diversen Assoziationen und Emotionen.

Zum Abschluss sollte man die rund 20-minütige Videoperformance „Imitación a la vida“ würdigen, mit der Juan Carlos Bracho (verdient) den Wettbewerb gewann: Er besprühte in einem Park einen großformatigen Spiegel mit einer Substanz, die dessen Silberschicht zerstörte und ihn so in eine normale Glasscheibe verwandelte. Für uns Zeugen dieses langsamen Transformationsprozesses ergeben sich kuriose visuelle Effekte und Gedanken über Realität, Bilder und Grenzen unserer Wahrnehmung. Ein Video ohne Höhepunkte, und doch ist es das Highlight der Ausstellung.