Romantische Stimmung ist bei Konzerten im Claustre de Sant Domingo in Pollença sowieso garantiert. Nun bekommt Johannes Brahms, einer der letzten Vertreter der deutschen Romantik, in dieser passenden Atmosphäre sein eigenes Festival.

Es ist das dritte Event dieser Art, das der Pianist Magí Garcías und der Komponist und Dirigent Bernat Quetglas gemeinsam organisieren. Die beiden Mallorquiner picken sich dabei stets einen Gedenktag heraus – in diesem Fall den 125. Todestag – und präsentieren die wichtigsten Gattungen des ausgewählten Komponisten. Hauptsponsor des Festivals ist in diesem Jahr Engel & Völkers.

Eine ganz eigene musikalische Sprache

Dass Brahms es schwer haben wird, in die Fußstapfen der zwei „ganz Großen“, Beethoven und Mozart, zu treten, glaubt Magí Garcías nicht: „Die Musik der Romantik steht, statistisch gesehen, weltweit konstant am häufigsten auf dem Programm. Denn die Mehrheit des Publikums hat zu ihr eine sehr starke Verbindung“, sagt er im Gespräch mit der MZ.

Die Thematisierung innerster Gefühle der Künstler und die Intensität der Melodien machten ihren Reiz aus. Brahms im Speziellen fasziniere aufgrund seiner „Außenseiter“-Stellung: „In seiner Zeit hatte er eine ganz eigene Sprache, die nicht der Mode entsprach“, erklärt der Pianist. Er bezeichnet den Romantiker als großartigen Architekten: „Es ist, als wäre jedes seiner Werke eine perfekt geformte Kathedrale.“ Viele Kompositionen seien monumental, andere intimer, aber dafür mit großem Tiefgang.

Vom Horn-Solo bis zu Klavierstücken

Die ganze künstlerische Bandbreite von Brahms lässt sich bei vier Konzerten erleben. Am 4. September eröffnen Garcías und Quetglas mit Orchester persönlich das Festival. „Wir werden den sinfonischen Brahms in seiner reinsten Form genießen“, verspricht Garcías. Mit dem Klavierkonzert Nr. 1 op. 15, das dabei auf dem Programm steht, habe es eine besondere Bewandtnis: „Es soll eine Reaktion auf den Suizidversuch von Schumann gewesen sein. Deshalb hat es eine enorme Dramatik.“ Die Sinfonie Nr. 1 c-Moll sei ganz charakteristisch für die Romantik. „Und das darin enthaltene Horn-Solo ist sehr typisch für Brahms – und sehr deutsch“, sagt Garcías.

Dem jungen türkischen Pianisten Can Çakmur gehört der Abend am 10. September. Der 25-Jährige, der wichtige Preise wie den ICMA Young Artist of the Year Award und den ersten Preis bei der Hamamatsu International Piano Competition 2018 gewann, wird dabei auch Stücke von Brahms Vorgänger Schubert spielen. „Im Anschluss gibt es einige von Brahms letzten Werken zu hören, die über eine große Reife verfügen und visionär sind“, so Garcías. Trotz ihrer Kürze loteten diese Klavierstücke verschiedenste Möglichkeiten aus. „Einige von ihnen flirten sogar mit der frühen Musik des Impressionismus.“

Kammermusik und ein hochkarätiges Quartett

Am 17. September darf Garcías wieder selbst an die Tasten, nämlich für ein Kammermusik-Konzert mit der polnischen Cellistin Zuzanna Sosnowska, Gewinnerin des renommierten Lutoslawski-Cellowettbewerbs. „Das wird interessant, weil wir die zwei einzigen Sonaten für Violoncello und Klavier spielen werden, die Brahms komponiert hat“, sagt Garcías. Das Cello sei im Übrigen ein ideales Instrument für die Musik des Romantikers: „Es hat diese Schwere und Tiefe, über die eine Geige nicht verfügt.“

Sosnowska war schon beim ersten Festival 2020 dabei. Auch die Protagonisten des Abschlusskonzertes am 24. September sind Wiederholungstäter: Das hochkarätige Cuarteto Quiroga, jüngster Gewinner des Spanischen Nationalen Musikpreises. Ein guter Grund, um das Ensemble erneut einzuladen: Die Musiker haben ein Album mit Brahms’ Motto „Frei, aber einsam“ als Titel aufgenommen – und beherrschen die eingespielten Streichquartette im Schlaf. Dieses Genre sei eine leidenschaftliche Konversation zwischen vier gleichberechtigten Personen: „Wenn man das mit dem erhabenen Aufbau der Musik von Brahms kombiniert, ist das Ergebnis einzigartig“, sagt der Pianist. Dazu sprühe das Cuarteto Quiroga auf der Bühne vor Charisma. Laut Garcías sieht man ihre Musik förmlich schweben.

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Weitere Infos: festivalbrahmsmallorca.com