Als Gustavo Peñalver Vico, besser bekannt als Gustavo, zum ersten Mal eine Ausstellung in Berlin organisierte, da war der Spanier noch jung, aufstrebend und voller Neugierde auf die Reaktionen deutscher Betrachter. Das war im Oktober 1971. Damals hatte der Berliner Senat gezielt ausländische Künstler angesprochen. Gustavos farbenfrohe Werke kamen im Rathaus Kreuzberg zu hängen. „Das war aufregend für mich, eine neue Erfahrung“, erinnert er sich. 50 Jahre und einen Haufen Lebenserfahrung später stellt der heute 82-Jährige erneut in der deutschen Hauptstadt aus, unter dem Titel „Gracias, Berlín!“

„Die Stadt bedeutet mir viel. Sehr viel. Alles, was die Menschen dort für mich getan haben war wertvoll für meine Karriere“, schwärmt Gustavo. Immerhin 20 Jahre – von 1976 bis 1996 – lebte der ursprünglich aus Cartagena (Murcia) stammende artista im Westteil der Stadt an der Spree, erlebte nicht nur den Mauerfall und die Wiedervereinigung mit, sondern auch einen enormen Aufschwung seines künstlerischen Bekanntheitsgrads.

"Künstlerhaus Bethanien hat mich vorangebracht"

„Vor allem die Zeit im Künstlerhaus Bethanien in Kreuzberg hat mich vorangebracht, das war für mich wie für Kolumbus die Entdeckung von Amerika. Dort konnte ich täglich experimentieren, drucken und mich austauschen“, so der Wahlmallorquiner, der sich nach seinem Deutschlandaufenthalt in Capdepera niederließ. In seinem großen Atelier malt er dort trotz seines hohen Alters noch immer fast täglich. Auch als die MZ ihn auf dem Handy erreicht, ist die Farbe seines aktuellen Gemäldes noch frisch.

„Für die Ausstellung in Berlin habe ich mehr als 20 Bilder neu gemalt. Die Besucher sollen sich ja nicht langweilen“, berichtet er. Insgesamt sind rund 70 Gemälde und Skulpturen in den weitläufigen Ausstellungsräumen des Schlosses Biesdorf in Marzahn-Hellersdorf zu sehen.

Etwa sieben Jahre ist es her, dass Gustavo zum letzten Mal in der Hauptstadt ausstellte. „Wegen der Eröffnung meiner Galerie in Capdepera 2020 hatte ich viel zu tun“, sagt er. Umso größer sei die Lust gewesen, wieder in Berlin auszustellen. Zur Eröffnung von „Gracias, Berlín!“ am 28. November kam Gustavo dann aber nicht. „Wegen der Pandemie war es mir zu unsicher.“

Ein buntes Danke an Berlin Gustavo

Etwa 6.000 bis 7.000 Besucher seien seitdem im Schloss Biesdorf gewesen, um die Werke des Spaniers zu sehen. „Normalerweise haben wir etwa 10.000 Besucher im Monat, aber die Pandemie macht es uns schwerer. Wir sind aber dennoch recht zufrieden“, sagt Karin Scheel, künstlerische Leiterin der Galerie.

Noch immer sei Gustavo in der Hauptstadt ein Begriff. „Jährlich kommen neue Künstler hinzu, es gibt Zehntausende in Berlin. Gustavo ist natürlich nicht flächendeckend bekannt. Aber viele wissen doch, wer er ist. Auch wegen seiner Kunst im öffentlichen Raum, wie dem Gustavo-Haus in Berlin-Lichtenberg.“ Dem Gästebuch entnimmt sie, dass neben den Deutschen auch viele Spanier die Ausstellung besichtigen. „Seine Werke bringen Farbe in die triste Jahreszeit“, sagt Karin Scheel.

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Gustavo hofft, dass er zumindest an der Finissage der Ausstellung am 4. März persönlich teilnehmen kann. Bis dahin ist das Schloss Biesdorf außer dienstags täglich von 10 bis 18 Uhr (freitags von von 12 bis 21 Uhr) geöffnet.

schlossbiesdorf.de