Eine rauschende Feier der zeitgenössischen Kunst: Die Nit de l’Art ist seit mehr als 25 Jahren ein Muss für kulturell interessierte Menschen auf Mallorca. Das Event des Galeristenverbands Art Palma Contemporani wartet zu später Stunde mit einem großen Aufgebot an neuen Ausstellungen auf. Die Idee, damit auch jene in Galerien und Museen zu locken, die sich sonst weniger dorthin verirren, funktioniert offenkundig prächtig: Bei der Veranstaltung geht es auch ums „Sehen und Gesehenwerden“, in den Straßen von Palma de Mallorca herrscht großes Gewimmel.

Allerdings hat die Kunstnacht in den vergangenen zwei Jahren pandemiebedingte Einschränkungen hinnehmen müssen. Umso motivierter zeigte sich nun Fran Reus, der seit Frühjahr neuer Präsident des Galeristenverbands ist, beim Pressetermin kurz vor dem Start: Das Credo lautet, zurück zur völligen Normalität und zur Essenz der Nit de l’Art zu finden, die zuletzt 2019 spürbar gewesen war.

Fran Reus löste Federic Pinya in seinem Amt ab, der den Vorsitz 2015 von Xavier Fiol übernommen hatte. Und der charmant-joviale Galerist hat durchaus Respekt vor der Aufgabe, nun zum ersten Mal die Kunstnacht auszurichten: „Die Nit de l’Art hat viel Gewicht, wenn man bedenkt, dass es sie jetzt schon 26 Jahre gibt. Sie ist das Event Nummer eins, alle warten auf diesen Termin“, sagte Reus zur MZ.

Prall gefülltes Programm

Das Programm ist in diesem Jahr sehr umfangreich und beschränkt sich nicht nur auf den Höhepunkt am Samstag, den 17.9.: „Es ist mehr eine Art Gallery Weekend“, so Reus. Die meisten Ausstellungen starten bereits am 15.9. Beteiligt sind insgesamt 13 Galerien: Die Vereinsmitglieder Pelaires, Aba Art Lab, Baró, Fran Reus, Horrach Moyà, Kewenig, L21, Pep Llabrés und Xavier Fiol in Palma, das CCA Andratx und die Galeria Maior in Pollença sowie ergänzend La Bibi und die neue Galería Fermay.

Dazu sind sieben weitere Institutionen dabei, die in diesem Jahr weniger „diskret“ auftreten und präsenter sein sollen als zuvor. So ist die Vernissage der Schau „Patente de Corso“ von Daniel García Andújar im Museum Es Baluard eines der Highlights, die uns schon am Donnerstag erwarten. Auch das Casal Solleric spielt nun eine aktivere Rolle: Die aktuelle Ausstellung von Javier Peñafiel ist eine Station des Führungsprogramms, zudem gibt es am 17.9. um 20 Uhr die Performance „La Carn“ des mallorquinischen Künstlers Lluís Garau zu sehen.

Debatte über den Boom der NFTs

Am 16.9. um 18.30 Uhr wird das Caixa Forum zum Schauplatz für eine Debatte über den Kunstmarkt und den Boom der NFTs: Pau Waelder lädt dabei zum runden Tisch mit den internationalen Experten Anna Carreras, Mario Klingemann, Wolf Lieser und Valérie Hasson-Benillouche. Das Museu Fundación Juan March beteiligt sich dieses Jahr erstmals am Programm: Nach einer Führung am Dienstag geht es dort am 15.9. um 12 Uhr mit einer Tour zum Projekt „De nuestro museo hermano“ weiter, einem Austausch, der die Sammlung in Bezug zu Werken des Museo de Arte Abstracto Español de Cuenca setzt.

Und noch drei weitere Ziele lohnen einen Besuch: Im Centre Cultural La Misericòrdia ist weiterhin die Schau „Aïllats: Les terres soviètiques del cercle polar“ von Tomeu Coll zu sehen, in der Fundació Miró Mallorca die Ausstellung „Miró més enllà del llenç“, und im Centre de Cultura Sa Nostra eröffnet eine Ausstellung zum Premi Mallorca Fotografia Contemporànea 2021: „Delta“ von Camilla de Maffei.

Artist Talk, Führungen und ein Kunstpreis

Ebenfalls vormerken sollte man sich den „Artist Talk“ im CCA Andratx: Am 17.9. um 14 Uhr haben dort die renommierte deutsche Künstlerin Sabrina Fritsch und ihre Studenten von der Kunstakademie Düsseldorf das Wort. Sie präsentieren gemeinsam ein Projekt. Sowohl zum CCA als auch zur Galeria Maior in Pollença gibt es übrigens einen kostenlosen Shuttle-Bus ab Palma (Abfahrt nach Andratx am 17.9. um 11 Uhr, nach Pollença am 18.9. um 11 Uhr, jeweils ab Plaça de la Porta de Santa Catalina, Rückfahrt um 17 Uhr, Anmeldung: info@artpalmacontemporani.com).

Ein wichtiger Programmpunkt, der zeitlich über das Event hinausgeht, sind die kostenlosen „Visitas dialogadas“. Diese Führungen sollte man ausdrücklich auch dann mitmachen, wenn man noch kaum mit zeitgenössischer Kunst in Berührung gekommen ist. Sie werden auf Spanisch und Englisch angeboten und verbinden je mehrere Ausstellungsräume. Auf der Website von Art Palma Contemporani kann man sich anmelden, im Laufe der Zeit werden weitere Termine freigeschaltet – das Angebot soll noch im ganzen Monat Oktober verfügbar sein.

Wer danach immer noch nicht genug gesehen hat: Im Windschatten der Kunstnacht wird am 16.9. erstmals der „Mallorca International Art Award“ vergeben. Die Ausstellungen der zwei Gewinner erwarten Sie ab 17.9. im Museu de Mallorca.