Als sich die ersten Symptome der Schweinegrippe einstellten, gaben die Jugendlichen zunächst den Nachwirkungen des Alkohols die Schuld. „Ich habe gezittert und geschwitzt wie Sau", berichtet ein 22-jähriger deutscher Mallorca-Urlauber nach seiner Rückkehr von der Insel der „Braunschweiger Zeitung". Die Nase lief, der Hals schmerzte – bestimmt fünf Mal habe er sich vor lauter Schwitzen umziehen müssen. Woher er die Grippe hatte, liegt für den Urlauber auf der Hand: „Wir haben alle aus einem Strohhalm getrunken." Ein anderer Tourist hatte zunächst die Klimaanlage im Hotel im Verdacht, als ihm unwohl wurde.

Die Zahl der Urlauber, die nach ihrer Rückkehr von Mallorca an einer mild verlaufenden Schweinegrippe erkrankten, ist in die Höhe geschnellt. Allein in Niedersachsen haben sich nach Angaben des dortigen Gesundheitsministeriums 52 der 133 bisher Erkrankten auf Mallorca angesteckt. „Wir führen das darauf zurück, dass bei uns die Ferien früher begannen", so ein Sprecher des Gesundheitsministeriums gegenüber der MZ. Allein 17 Fälle wurden in der Region Hannover registriert, darunter auch ein vierjähriges Kind.

Neben Niedersachsen ist Nord­rhein-Westfalen besonders betroffen, auch hier wird auf die frühen Schulferien verwiesen. Allerdings liegt im Landesgesundheitsministerium keine Auswertung vor, wie viele der insgesamt 150 erkrankten Reiserückkehrer zuvor auf Mallorca waren. Neben der Insel sei besonders Lloret de Mar auf dem spanischen Festland betroffen, wohin Jugendliche im Bus gereist seien. „Wir

können nur appellieren, auch im Urlaub auf die Hygiene­empfehlungen zu achten", sagt Ministeriumssprecherin Kathrin Rebbe.

Fast im Stundentakt treffen neue Meldungen über Erkrankungen von Mallorca-Heimkehrern aus allen Ecken Deutschlands ein: sechs Fälle in Nürnberg, fünf im Saarland, sieben im Landkreis Kassel, fünf in Wolfsburg, fünf im Kreis Cloppenburg, ein Fall in Langenfeld, vier in Brandenburg, neun in Braunschweig. Das Robert-Koch-Institut, das die bundesweiten Zahlen auswertet, registrierte allein am Dienstag (14.7.) bei 57 der 71 neuen Fälle eine sogenannte Reiseanamnese. „Häufungen liegen bei Schulklassen vor, die sich in Spanien aufgehalten haben", so Sprecherin Susanne Glasmacher.

Das Gesundheitsamt der Region Hannover hat nach der Befragung der Infizierten sogar einen „Infektionsherd" auf Mallorca bestimmt. Zwei Drittel der Urlauber gaben demnach an, in Discos an der Playa de Palma gefeiert zu haben. Insgesamt gelte zwar für Mallorca kein höheres Infektionsrisiko als für den Rest Spaniens, hieß es. Doch junge Männer in den Partyhochburgen seien aufgrund der Enge in den Disco­theken besonders gefährdet.

Im balearischen Gesundheitsministerium wird dementiert, dass die Playa de Palma besonders betroffen sei. Das Virus sei inzwischen überall verbreitet, sagt eine Sprecherin. Der Ansteckungsort könne zudem auch dann nicht zweifelsfrei ermittelt werden, wenn Touristen sich vor Ort im Gesundheitszentrum auf Mallorca behandeln ließen. An der Playa de Palma seien weder besondere Informationskampagnen noch Vorsichtsmaßnahmen geplant.

Auf der Insel wurden unterdessen am Mittwoch (15.7.) vier neue Schweinegrippe-Fälle gemeldet. Die Nationalität der Patienten wurde aus Gründen des Datenschutzes allerdings nicht genannt. Es handelt sich um zwei 26-Jährige, einen 63-Jährigen und eine 29-jährige Frau. Nur einer der Patienten habe im Krankenhaus behandelt werden müssen. Insgesamt sind auf den Balearen nun neun Fälle bekannt, davon sechs auf Mallorca. In Deutschland wie auch auf Mallorca verläuft die Krankheit in der Regel wie eine normale Grippe, die meisten Patienten werden ambulant behandelt.