Wer mit der Superyacht vorfährt, kann künftig direkt vor dem kleinen Sandstrand Cala Punta Portals nahe des Marinelands festmachen. Das jedenfalls sehen die Pläne zur Hafenerweiterung in Puerto Portals vor, wonach am inneren Deich zehn Anlegeplätze für bis zu 38 Meter lange Boote und am Außendeich zwei weitere Liegeplätze für bis zu 40 Meter lange Schiffe entstehen sollen. Hafen-Geschäftsführer Álvaro Irala rechtfertigt das Vorhaben mit der steigenden Nachfrage. Vor allem für mehr als 30 Meter lange Yachten sei bisher kein Platz - dabei nähmen deren meist ausländische Eigner seit einigen Jahren immer öfter Kurs auf Mallorca.

Und für das gut betuchte Publikum will der Hafenbetreiber Puerto Punta Portals S.A. offenbar gerüstet sein. Das bei der Hafenbehörde

IB Ports eingereichte Projekt sieht deshalb auch zahlreiche Umbaumaßnahmen an Land vor. Am vorderen Teil des inneren Deichs ist eine Flaniermeile geplant. Am anderen Ende des Hafens Richtung Playa Oratori sollen neue Gebäude für Geschäfte, Büros sowie ein Fitnessstudio entstehen. Die Promenade mit Restaurants und Boutiquen würde dadurch bis zum Reparatur­dock verlängert, das ebenfalls neu gestaltet werden soll. Daneben sind unter anderem ein nachhaltigeres Müllentsorgungssystem sowie Ladestationen für Elektroautos geplant. Die Investitionssumme beläuft sich auf 25 Millionen Euro.

Bei all dem handle es sich allerdings lediglich um Umbau­maßnahmen, wie Hafen-Geschäftsführer Irala wiederholt betont - und nicht um eine Erweiterung, wie sie etwa in Port Adriano angedacht ist. Man nutze einen durch den Wellen­brecher geschützten Gewässer­bereich, wo es möglich ist, dass während der Sommersaison - und auch nur dann - Yachten anlegen, erklärt er. „Die Pläne beinhalten weder eine Verlängerung des Deichs, noch des Gegendeichs."

Die Gegner des Projekts geben darauf nicht viel. Zum einen hegen sie den Verdacht, dass das nun präsentierte Vorhaben nur die Vorstufe zu einer tatsächlichen Erweiterung ist. Sobald das erste Schiff während eines Sturms an den Strand gespült werde, habe man die beste Ausrede, die ins Meer hineinreichenden Bauten doch zu erweitern, um besseren Schutz zu bieten, mutmaßt der Ingenieur Afredo Barón, den das linke Parteienbündnis Esquerra Oberta de Calvià vergangene Woche zu einer Informationsveranstaltung eingeladen hatte. Zum anderen könnten die neuen Anlegeplätze dem Experten zufolge die Dynamik der Meeresströmung in Küstennähe verändern, wodurch möglicherweise auch der nahe Sandstrand in Mitleidenschaft gezogen werden könnte.

Die Mitglieder einer Nachbarschaftsvereinigung, die bereits Einspruch gegen das Projekt erhoben hat, befürchten sogar, dass der Strand Cala Punta Portals mittelfristig für Badegäste gesperrt werden könnte. Inzwischen haben Projekt-Gegner auch auf der Plattform www.change.org eine Online-Petition gestartet, in der bereits über 5.600 Unterzeichner die Hafenbehörde und das Tourismusministerium auffordern, den Hafenausbau zu stoppen. Zu groß seien die negativen Auswirkungen - für die Lebensqualität der Anwohner und insbesondere für die Umwelt. Müll oder Abwässer von den Booten, die künftig zusätzliche 4.000 Quadratmeter Wasserfläche einnehmen würden, könnten nicht nur den Strand, sondern auch die nahen Meeresschutzgebiete von El Toro oder den Malgrats-Inseln bei Santa Ponça verunreinigen.

Esquerra Oberta, der Zusammenschluss von Més und Esquerra Unida in Calvià, befürchtet indes, dass die neue Flaniermeile am Deich allein dem Zweck diene, neue Lokale oder einen Beach Club anzusiedeln, was nichts mit den Erfordernissen eines Hafens zu tun habe. Im Einspruchsschreiben gegen das Projekt weisen die Linken außerdem darauf hin, dass der Konzessionsvertrag des Hafenbetreibers Puerto Punta Portals S.A. 2018 auslaufe - also noch bevor die Umbauarbeiten, die auf drei Jahre angelegt sind, abgeschlossen wären. „So eine ­

Investition macht doch nur Sinn, wenn bereits feststeht, dass sie erneut den Zuschlag bekommen", wittert Rafel Sedano, Bürgermeister­kandidat der Esquerra Oberta, einen abgekarteten Kuhhandel.

Bereits vor Wochen hatte das Linksbündnis Anzeige erstattet, weil die Einspruchsfrist nur 20 Werktage betrug. Sie wurde daraufhin von der Hafenbehörde, nachdem die Gemeinde Calvià ausdrücklich darum gebeten hatte, am 22. April um weitere 20 Tage verlängert. „Das machten sie aber nur wegen den bevorstehenden Wahlen und um Zeit zu gewinnen", ist Sedano überzeugt. Denn wirkliche Projekt-Gegner gebe es im Rathaus nicht.

Im E-Paper sowie in der Printausgabe vom 7. Mai (Nummer 783) lesen Sie außerdem:

- Ertrunken im Flammenmeer: Zwei deutsche sterben auf ihrer Yacht

- Ausgebüxt in Sa Coma: Schimpansen fliehen aus dem Safari-Zoo

- Serie Kommunalwahlen, Teil IX

- Neues zur Aldi-Expansion