In einem Mehrfamilienhaus im Carrer Reis Catòlics in Palma de Mallorca sollen Eindringlinge derzeit 11 von 16 Wohnungen besetzt halten. Das berichtet die MZ-Schwesterzeitung "Diario de Mallorca". Anwohnern zufolge soll ein Clan des Drogen-Ghettos Son Banya dahinter stecken.

Es sei laut, es sei schmutzig und man fühle sich nicht mehr sicher, so die Nachbarn. Mehrmals seien sie bereits von den Besetzern bedroht worden, auch Autos seien zerkratzt worden. "Das Zusammenleben ist unmöglich", so die Eigentümergemeinschaft. Auch die gemeinschaftliche Garagentür sei bereits zerstört worden. Zudem werde illegal Wasser angezapft.

Das Gebäude befindet sich an der Grenze zwischen den Einwanderervierteln Pere Garau und Son Gotleu. Die leer stehenden Wohnungen gehören alle der Bank Sabadell und waren zuvor unbewohnt. Nun wird versucht, die ungebetenen Eindringlinge mit einer Räumungsklage auf die Straße zu setzen. Wie in vielen Fällen der Hausbesetzung auf Mallorca ist das kein leichtes Unterfangen und kann sich über Monate, ja sogar Jahre hin ziehen. "Wir haben das Gefühl, dass die Behörden den Besetzern mehr Schutz bieten als uns", so die aufgebrachten Anwohner.

Hintergrund der Massenbesetzung könnte der anstehende Abriss des Drogen-Ghettos Son Banya sein. Die dort ansässigen Einwohner sollen in den kommenden Monaten umgesiedelt, die Baracken abgerissen werden. Bereits im Vorhinein waren Bedenken aufgekommen, dass sich dadurch der Drogenhandel auf andere Stadtviertel ausbreiten könnte.

"Ähnliches geschieht auch in anderen Gebäuden, vielerorts werden 'narcopisos' eingerichtet, in denen Drogen verkauft werden", sagt Ginés Quiñonero, Vorsitzender der Anwohnervereinigung Son Gotleu. Auch im Carrer del Teide, im Carrer Santa Florentina und im Carrer Tomàs Rul·làn seien zahlreiche Wohnungen von Dealern besetzt. "Diese Leute sind sehr mächtig, sie machen, was sie wollen, und sie haben keine Schwierigkeiten, in die Immobilien zu gelangen, vor allem, wenn sie Banken gehören."

Für Aufsehen hatte im vergangenen Monat der Fall eines Deutschen gesorgt, dessen privates Chalet an der Playa de Palma mitsamt seines Hausstands in der Hand von Besetzern ist. Auch hier konnte bisher keine Räumungsklage erreicht werden. /somo