Der kommende Montag, 11. Mai, wird für die große Mehrheit der Hoteliers auf Mallorca ein Tag wie jeder andere in den vergangenen zwei Monaten sein. Obwohl an diesem Tag voraussichtlich Phase 1 der Exit-Strategie in Kraft tritt und die Hotels wieder öffnen dürfen, werden so gut wie alle Häuser geschlossen bleiben. „Warum sollen wir denn öffnen, wenn es keine Flüge gibt, mit denen unsere Gäste anreisen können?", fragt Christoph Gräwert, Hotel­direktor des 900-Betten-Hauses „Samos" in Magaluf im Gespräch mit der MZ. Und ­Mauricio Carballeda, Vorsitzender des Hoteliersverbandes Palmanova-Magaluf, gibt zu bedenken: „Nur mit den Urlaubern von der Insel bringen wir das Geschäft nicht zum Laufen."

Denn Gäste vom Festland werden nach derzeitigem Stand wohl erst ab dem 15. Juni wieder am Flughafen von Son Sant Joan ankommen können. Für Urlauber aus dem Ausland wagt derzeit kaum jemand Prognosen, auch wenn nun der Tourismusbeauftragte der Bundesregierung, Thomas Bareiß, Sommer­ferien am Mittelmeer nicht mehr ausschließt. „Ich würde auch andere Regionen in Europa noch nicht abschreiben, etwa die Balearen oder die griechischen Inseln", sagte Bareiß dem „Tagesspiegel". Zuerst müssen aber die Grenzen wieder geöffnet werden.

Damit wenigstens ein bisschen Bewegung in das Tourismusgeschäft kommt, will die ­balearische Landesregierung ab dem 11. Mai wieder mehr Flüge zwischen den einzelnen ­Balearen-Inseln stattfinden lassen. Der balearische Verkehrsminister Marc Pons hat seinem Amtskollegen in Madrid, José Luis Ábalos, eine entsprechende Forderung zukommen lassen. Derzeit gibt es zwischen Mallorca und Ibiza ­sowie zwischen Mallorca und Menorca nur einen täglichen Flug. Auch der Fährverkehr mit Passagieren soll wieder aufgenommen werden.

Doch selbst wenn es Gäste gäbe, könnten die Hotels derzeit noch gar nicht öffnen. „Bisher ist nicht ansatzweise klar, welche Sicherheitsvorschriften wir einhalten müssen", sagt Hoteldirektor Gräwert. Auch die mallorquinische Hoteliersvereinigung FEHM wartet auf genauere Anweisungen.

Die Hoteliers haben derzeit mehr mit Stornierungen als mit Neubuchungen zu tun. So wie bei der Kette HM Hotels mit Häusern an der Playa de Palma, in Palma und in Magaluf. „Unsere Buchungen sind vernachlässigbar", sagt Eigentümer Toni Horrach am Telefon. Auch er sehe derzeit für sein Unternehmen noch kein konkretes Datum für eine Öffnung. „Wir peilen mal an, zumindest Ende Juni ein Hotel an der Playa de Palma und eines im Zentrum von Palma öffnen zu können", sagt Horrach. Aber ob das realistisch sei, könne er nicht abschätzen. Sicher sei bisher nur, dass er von seinen 13 Hotels nur drei oder maximal vier in dieser Saison öffnen werde.

Was tun? Die Hoteliers an der Playa de ­Palma schlagen vor, ihr Gebiet zu einer Art ­Labor für die Wiederaufnahme von Urlaubsreisen zu machen. Hier können man auf ­engem Raum die damit einhergehenden Probleme ausloten. Die Voraussetzungen dafür seien erfüllt, so der Vizepräsident der Hoteliersvereinigung der Playa, José Antonio ­Fernández de Alarcón. So gebe es viel Platz am Strand und an der großzügigen Strandpromenade, weshalb die Abstandsregeln einfacher einzuhalten seien als an anderen Orten. ­Zudem sei der Flughafen gleich nebenan.

Man befinde sich mit deutschen Veranstaltern und Fluggesellschafen in Gesprächen, um möglichst bald wieder Reisen aufnehmen zu ­können. Auch die balearische Minister­präsidentin Francina Armengol versichert, mit den wichtigsten Quellmärkten in Kontakt zu stehen, um über eine baldige Reaktivierung des Tourismus zu sprechen, was auch ­immer das heißen mag.

Die Geier kreisen schon

Tourismusminister Iago Negueruela forderte Ende vergangener Woche erneut von der Zentralregierung, dass die Kurzarbeit-Regelungen in der Tourismusbranche über das Ende des Alarmzustandes beibehalten werden können. Findet sich keine Lösung, müssten einige Hoteliers wohl zumindest einen Teil ihres Geschäfts verkaufen, um liquide zu bleiben - und das trotz dreier Rekordsommer in Folge. Britische und US-Investmentfonds lauern bereits auf gute Gelegenheiten - einer von ihnen, der zu Blackstone gehörende Fonds Hotel Investment Partners, wird von Aurelio Vargas beraten, dem ehemaligen Chef der Iberostar-Kette und des Hotelierverbandes FEHM. Der Präsident des spanischen Hoteliersverbandes warnte Cehat, Jorge Marichal, warnte bereits davor, die Fehler der Wirtschaftskrise von 2008 bis 2013 jetzt auch im Fall der Hotels zu wiederholen: „Damals verscherbelten wir die Mehrzahl der großen Immobilienpakete des Landes weit unter Preis an die Geierfonds."