Kehrtwende auf Mallorca: Angesichts der wieder anziehenden Corona-Neuansteckungen schließt die Balearen-Regierung erneut ab Freitag (26.3) und bis zum 12. April die erst kürzlich unter Auflagen wieder eröffneten Innenräume von Cafés und Restaurants. Zudem darf in den Hotels darf nur noch bis 22 Uhr Abendessen serviert werden, und die Hotel-Bars müssen bereits um 17 Uhr schließen. Um diese Uhrzeit muss schon bisher auch die Bewirtung in Cafés und Restaurants beendet werden, möglich ist dann nur noch der Außer-Haus-Verkauf.

Die Entscheidung ist am Dienstag (23.3.) bei einem Runden Tisch den Wirtschaftsverbänden und Gewerkschaften mitgeteilt und muss nun noch im Amtsblatt BOIB veröffentlicht werden. Wie Gesundheitsministerin Patricia Gómez auf einer anschließenden Pressekonferenz nach dem Runden Tisch bekannt gab, werden Mallorca und die Nachbarinseln zudem gegenüber anderen spanischen Regionen abgeriegelt. Reisen können dann nur mit triftigen Gründen unternommen werden. Ausländische Einreisende sind davon nicht betroffen. Entgegen der ersten bekannt gewordenen Überlegungen ist die Mobilität zwischen Mallorca, Menorca, Ibiza und Formentera davon nicht betroffen.

Die Gasträume waren erst vor einer Woche, am 15.3., wieder zur Bewirtung freigegeben worden, solange 30 Prozent der zugelassenen Gästezahl nicht überschritten wird. Zuvor waren die Innenräume seit Anfang Januar geschlossen gewesen. Nun also werden die Café- und Restaurantbesucher wieder mit der Außenbewirtung Vorlieb nehmen müssen, wo bislang 50 Prozent der zugelassenen Gäste zugelassen sind.

Viele Gastronomen reagieren mit Entsetzen. "Das ist der Todesstoß für unsere Branche", sagt Helmut Clemens, der Vizepräsident des Verbandes PIMEM-Restauració und Betreiber der Kette Es Rebost gegenüber der MZ. "Vorher gingen wir davon aus, dass 40 Prozent der Betriebe die Krise nicht überleben werden, vielleicht aber haben wir das Ganze unterschätzt." Die versprochenen Hilfen würden nicht ausgezahlt, eine im Tarifvertrag vereinbarte Lohnerhöhung würde beibehalten, die Gastronomen würde nicht konsultiert, sondern vollendete Tatsachen gestellt. "Die Inkompetenz der Balearen-Regierung ist grenzenlos", wettert Clemens.

Auch die Vorsitzende des Unternehmerverbands CAEB, Carmen Planas, sprach von einem "Drama", zeigte aber auch Verständnis für die Entscheidung der Regierung. Sie stimme mit Ministerpräsidentin Francina Armengol darin überein, dass die wirtschaftliche Wiederbelebung zu Ostern keine Priorität hat. Das wahre Ziel sei eine zufriedenstellende Sommersaison, und dafür bedürfe es einer niedrigen Corona-Inzidenz.

Im Unterschied zu vorherigen Treffen des Runden Tisches nahmen weder Vertreter der Wirtschaftsverbände noch der Gewerkschaften an der anschließenden Pressekonferen teil. Tourismusminister Iago Negueruela meinte dennoch "einen breiten Konsens" über die Notwendigkeit der neuen Auflagen ausgemacht zu haben.

Ministerpräsidentin Francina Armengol hatte bereits am Wochenende gewarnt: "Sobald die Inzidenz wieder in die Höhe schießt, was wir nicht hoffen, wird es umgehend neue Restriktionen geben."

Wenn auch noch auf einem im Vergleich zu Deutschland niedrigen Niveau sind die Corona-Zahlen in den vergangenen Tagen auf Mallorca wieder gestiegen. Gesundheitsministerin Patricia Gómez sprach von einem "offensichtlichen Risiko" und verglich die Situation mit dem Beginn der zweiten und dritten Corona-Welle im August und Dezember. Die sogenannte 7-Tages-Inzidenz ist laut den Zahlen der Balearen-Regierung binnen einer Woche von 19,9 (14.3.) auf 29,8 (21.3.) Neuansteckungen auf 100.000 Einwohner angezogen. Bei der auf zwei Wochen gerechneten 14-Tages-Inzidenz betrug der Wert am 21.3. für Mallorca 49,6 (auf den Balearen 47,6).

Besonders die Situation auf Mallorca sei besorgniserregend, in Inca und Sóller seien größere Infektionsherde festgestellt worden, so Gómez. Die als ansteckender als andere Varianten erachtete britische Mutation des Coronavirus mache inzwischen 83 Prozent aller Fälle aus.

Auch die Abriegelung der Inseln zielt darauf ab, eine weitere Ausbreitung der Pandemie zu verhindern. Zunächst war erwogen worden, auch die Mobilität zwischen Mallorca, Menorca, Ibiza und Formentera bis auf wenige Ausnahmen ganz zu unterbinden. Davon hat die Landesregierung nach Protesten wieder Abstand genommen. Gesundheitsministerin Gómez beließ es bei der Empfehlung, nicht zu reisen. Jenen die es dennoch tun, etwa weil sie schon gebucht hatten, werde man nach ihrer Rückkehr auf ihre Heimatinsel einen Corona-Schnelltest zur Verfügung stellen.

Mit Ausnahme der Kanaren und der Balearen hatten alle anderen Autonomen Gemeinschaften ihre "Grenzen" zu den anderen Regionen schon zuvor geschlossen (der sogenannte "cierre perimetral"). Vom Ausland her einreisende Besucher sind von der Abriegelung nicht betroffen. /ck

Diese Meldung ist um 19.30 Uhr mit den auf einer Pressekonferenz bekannt gegebenen neuen Informationen aktualisiert worden und wird noch mit weiteren Details vervollständigt.