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Stierkampf hat mit Kultur nichts zu tun

Der mallorquinische Journalist Joan Riera über die Forderung der rechtsextremen Partei Vox, Kinder zum Stierkampf zuzulassen

Die Freunde des Stierkampfs wollen, dass zwölfjährige Kinder an einem blutigen Spektakel teilnehmen dürfen, bei dem ein edles Tier misshandelt wird. Sie behaupten, es gehöre zur Kultur, dem Stier einen Speer und Banderillas in die Schulter zu stecken. Danach, wenn er durch die Bestrafung geschwächt ist, lassen sie ihn zum Hohn hinter einem roten Tuch herlaufen, während eine Handvoll Fans diese Kunst bewundert.

Der letzte Akt der Show respektiert nicht einmal den Tod und verwandelt ihn oft in eine Tortur. Das ist es, worum es Vox geht. Im Bündnis mit der PP wollen sie, dass Kinder in das eingeführt werden, was sie als Inbegriff des Spanischen betrachten, und dass sie es genießen. Glücklicherweise wendet sich die Mehrheit der Bürger dieses Landes schon seit Jahren davon ab.

Rückkehr zum Gladiatorenkampf

Kultur? Ich habe „Gladiator“ gesehen, weil der Film alle vierzehn Tage wiederholt wird, aber ich habe noch niemanden gehört, der eine Rückkehr zum tief in der römischen Tradition verwurzelten Gladiatorenkampf fordert. Picasso und Miquel Barceló haben sich für ihre Arbeiten vom Stierkampf inspirieren lassen – aber auch in anderen Bereichen zahlreiche Motive gefunden. Auch Francisco de Goya schuf eine Stierkampfserie, aber er prangerte die Grausamkeit an, anstatt sie zu verherrlichen.

Schriftsteller wie Francisco de Quevedo, Miguel de Unamuno und Antonio Machado waren gegen diese Barbarei. Der Denker Giner de los Ríos hielt sie für ein Symptom eines „verrohten Vaterlandes, das nicht weiß, wohin es soll“. Die Freunde des Stierkampfes ertragen Altkönigin Sofia nicht, weil sie dieser Grausamkeit wann immer möglich zu entkommen suchte. Und sie setzen Felipe VI. unter Druck, damit er den Vorsitz bei den Corridas übernimmt, obwohl er eher seiner Mutter nahesteht. Und dennoch wird sich dieses Land eines nicht allzu fernen Tages der wirklichen Kultur besinnen und die Barbarei verachten. Sollte diese Prophezeiung nicht eintreten, leben wir wohl in einer viel schlechteren Welt.