Meinung

Die Kunstszene auf Mallorca ist wie ein Sommercocktail

Angesichts von Weißwein, Party-Musik, hohen Hacken und Hunden mit Klunker-Halsband vergisst man fast ein bisschen, dass es hier ja eigentlich um Kunst geht, meint Brigitte Rohm

"Waffelbecker" Noah: So originell feierte der Sohn von Boris Becker seine Vernissage in Palma.

"Waffelbecker" Noah: So originell feierte der Sohn von Boris Becker seine Vernissage in Palma. / Nele Bendgens

Wenn Gerhardt Braun zur Vernissage mit einem Namen wie Noah Becker lädt, dann heißt es für ein schillerndes, überwiegend deutsches Publikum: Nichts wie hin! Und zwischen Weißwein, Party-Musik, hohen Hacken und Hunden mit Klunker-Halsband vergisst man fast ein bisschen, dass es hier ja eigentlich um Kunst geht – die es durchaus verdient hätte, abseits des Trubels noch einmal mit Muße betrachtet zu werden. Solche Society-Events sind bunte Steinchen im Mosaik einer Szene, in der die Grenzen zwischen Kunst, Dekoration und Kommerz mitunter fließend sind.

Der Markt ist da

Galerien, die ihrer Kundschaft fröhliche, oft großformatige Werke bieten, die sich prächtig dazu eignen, eine Villa auf Mallorca zu verschönern, boomen. In Palmas Altstadt bilden sie ein dichtes Netz, in dem die Zielgruppe alles findet, was das Herz begehrt. Auch nutzen viele internationale Sammler gern Aufenthalte auf der Insel, um Bilder einzukaufen und sie dann in die Heimat zu verschiffen. Der Markt ist da, das Konzept geht auf, alle sind happy. Eine Begleiterscheinung dabei ist nur, dass das Wilde, das Alternative, Unbequeme, allzu Provokante einen schweren Stand hat. Malerei und Skulptur ist gern gesehen, eine sozialkritische Installation stellt man sich weniger bereitwillig in den Salon.

Erlaubt ist, was gefällt, aber verkauft in großem Stil wird eben nur, was gefällig ist. Es ist, als hätte man sich stillschweigend auf einen Sommercocktail geeinigt, der allen schmeckt. Sagen wir, einen Tequila Sunrise. Berauschend, partytauglich, farbenfroh. Ab und an ein Schlückchen Absinth wäre aber doch mal eine erfrischende Abwechslung.

Cuando Gerhardt Braun invita a una inauguración con un nombre como Noah Becker, un público vestido de gala y predominantemente alemán dice: ¡Vamos! Y entre vino blanco, música, tacones altos y perros con collares de brillantes, una casi se olvida un poco de que en realidad se trata de arte, que merece ser contemplado con más tranquilidad, lejos del jaleo. Estos eventos sociales son piedritas de color en el mosaico de una escena en la que las fronteras entre arte, decoración y comercio son a veces difusas. Están en auge las galerías que ofrecen a sus clientes obras alegres, a menudo de gran formato, perfectas para embellecer una mansión en Mallorca. En el casco antiguo de Palma, estas galerías forman una densa red donde el público destinatario puede encontrar todo lo que su corazón desea. También a muchos coleccionistas internacionales les gusta aprovechar las estancias en la isla para comprar cuadros y luego enviarlos a casa. El mercado está ahí, el concepto funciona, todo el mundo está contento. Un efecto secundario es que lo salvaje, lo alternativo, lo incómodo, lo demasiado provocativo lo tiene difícil. La pintura y la escultura son bienvenidas, una instalación con crítica social en el salón ya no tanto. Todo lo que gusta está permitido, pero solo lo complaciente se vende a gran escala. Es como si hubiera un acuerdo tácito sobre un cóctel de verano que gusta a todo el mundo. Digamos un Tequila Sunrise. Embriagador, fiestero, colorido. Pero un sorbito de absenta de vez en cuando sería refrescante.

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