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Deutscher Nachwuchssegler Melwin Fink entkommt vor Mallorca knapp einer Katastrophe

Am vergangenen Freitagabend (1.4) kam es bei einem gewöhnlichen Überführungstörn von Barcelona nach Mallorca in der Nacht beinahe zu einem Unglück

Deutscher Nachwuchssegler Melwin Fink entkommt vor Mallorca knapp einer KatastropheEIKE SCHURR

Es sollte ein normaler Überführungstörn werden. Am vergangenen Freitagabend (1.4.) bricht Melwin Fink mit seinem Mitsegler Marc Menzebach gegen 17 Uhr aus Barcelona in Richtung Mallorca auf. „Es war Wind angesagt, 25 bis 30 Knoten, aber nichts, was das Boot nicht abkann.“

Melwin Fink ist Mini-Skipper, ein guter noch dazu. Im vergangenen Jahr nahm er an der Atlantikregatta „Mini-Transat“ teil, 4.050 Seemeilen von der französischen Küste bis Guadeloupe. Mit 19 Jahren war er der jüngste Teilnehmer im Feld, was ihn jedoch nicht davon abhielt, die gesamte Konkurrenz in den Schatten zu stellen und die erste Etappe der Atlantiküberquerung für sich zu entscheiden. In der Gesamtwertung schaffte es der gebürtige Bielefelder schließlich auf den dritten Rang. Das bescherte ihm nicht nur einiges an Aufmerksamkeit, sondern gab auch die nötige Motivation, in diesem Jahr erneut anzugreifen. Vor ein paar Wochen kam sein neues Boot aus der Werft, mit dem er bald bei einer Regatta zu den Azoren teilnehmen wollte. Ob es dazu kommen wird, das erscheint aus heutiger Sicht äußerst ungewiss.

Die kalte Dusche

Denn die Reise nahm kurz vor dem Ziel gegen Mitternacht eine dramatische Wendung. Aus bislang ungeklärten Gründen brach etwa 30 Seemeilen vor der Küste von Mallorca der Mast des Bootes. Zu diesem Zeitpunkt steuerte Fink allein, sein Mitsegler schlief unten in der Kabine. Bis Menzebach hellwach war, dauerte es aber nur wenige Augenblicke. „Das Boot schaukelte hin und her wie ein wilder Korken“, sagt Fink. „Wir haben uns dann mit dem Rescue-Center in Bremen in Verbindung gesetzt, die dann wiederum zu den Kollegen auf Mallorca Kontakt aufgenommen haben.“ Allen Beteiligten wurde schnell klar, dass der Kampf gegen die hohen Wellen nicht zu gewinnen war. Für eine Rettung durch ein anderes Boot war das Meer viel zu stark aufgewühlt.

Die beiden mussten daher aus der Luft geborgen werden. Doch der Retter, der sich aus dem Helikopter zu ihnen abseilte, konnte wegen des heftigen Seegangs nicht auf das Boot hinuntergelassen werden. Zu groß war die Gefahr, dass er selbst durch das wild schaukelnde Gefährt verletzt würde. Zur Rettung mussten die beiden Skipper daher vom Boot weg ins Wasser springen. Im Dunkeln. Ein Schritt, der Überwindung kostete: „Wenn der Helikopter dich nicht kriegt, dann bist du weg, dann wirst du jämmerlich ersaufen.“

Ein wahrhaftiger Kapitän

An Bord befand sich bloß ein Überlebensanzug, der beim Sprung ins Wasser möglichst viel von der Kälte abhält. Jungsegler Fink überließ ihn Co-Skipper Menzebach. „Als Bootsführer geht es darum, dass die Crew gut von Bord kommt. Über die Kälte habe ich mir in diesem Moment wenig Gedanken gemacht, mein Segelanzug war ganz gut.“ Lediglich die Pässe und das Handy waren in ihren Taschen, als die Segelsportler den Sprung ins Meer wagten.

Die Retter waren professionell. „Die können das, es hat mega geklappt“, erzählt Fink. Die Segler flogen mit dem Helikopter auf die Insel, das Boot aber mussten sie auf weiter See zurücklassen. Die beiden wollten zunächst noch einmal hinausfahren, um es zu bergen, doch das Meer war weiterhin zu aufgewühlt. Also suchten Fink und Menzebach tagelang die Buchten im Westen von Mallorca ab, ob das Boot angeschwemmt worden war.

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Happy End?

Rund fünf Tage nach dem Unglück tauchte das Boot in der Nähe von Port des Canonge wieder auf, wohl als Totalschaden. Melwin Fink hofft, noch Teile retten zu können. Mit der Werft steht er bereits in Kontakt. Erst einmal aber muss Fink, der an der Universität Kiel Jura studiert, sich in Deutschland von den aufwühlenden Tagen erholen. „Die letzten zwei Jahre war das mein Beruf. Jetzt brauche ich einen Moment Ruhe, das war schon sehr doll. Man macht sich Gedanken. Wenn es wirklich eng wird, ist das alles nichts“, sagt er.

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