Urlauber-Gaudi zum Ärger der Einwohner: Quads und Jetskis entzweien Mallorca

Die Polizei verweist auf das Fehlen von Regeln, die die lärmenden und umweltbelastenden Fahrzeuge eindämmen könnten

Ein Jetski-Fahrer auf dem Meer

Ein Jetski-Fahrer auf dem Meer / Alejandro Ernesto/Efe

Ralf Petzold

Ralf Petzold

Urlauber auf Mallorca wollen bespaßt werden, und dafür reichen Berge, Strand und Sonne nicht immer aus. In den vergangenen Jahren erfreuen sich daher Quads, Buggys, Jetskis und Partyboote immer größerer Beliebtheit. Allerdings gehen die motorisierten Gefährte Anwohnern und Passanten zunehmend auf die Nerven, von den Folgen für die Umwelt ganz zu schweigen. „Das Problem ist, dass es immer zuerst ein Angebot gibt, ehe Regeln eingeführt werden“, sagt Toni Muñoz von der Umweltschutzgruppe GOB. Und selbst wenn sie existieren, werden sie allzu häufig einfach ignoriert. „Wir haben zwei illegalen Jetski-Verleihern schon an die 40 Strafzettel in die Hand gedrückt und Strafverfahren eingeleitet. Sie hören aber einfach nicht auf“, sagt Francisco Córdoba, der bei der Guardia Civil für die Sicherheit auf dem Meer zuständig ist.

Mittagsschlaf gestört

Ein bis zwei Mal täglich brettert eine Gruppe Quads durch die Cala Antena, beschwert sich ein deutscher Anwohner gegenüber der MZ. „Bis zur Badebucht führt ein etwa ein Kilometer langer Schotterweg. Wenn wir am Nachmittag auf der Terrasse eindösen, werden wir durch den Lärm geweckt. Das schallt ungeheuerlich in der Bucht.“ Dabei sei die Cala Antena noch eine der eher ruhigen Ecken auf Mallorca, fast sogar ein Geheimtipp.

Der Deutsche vermutet, dass die Quads bei geführten Touren eingesetzt werden. „Meist sind es sechs, und einer fährt vorneweg. Die Urlauber alleine würden den Weg nicht finden. Denn die Einfahrt verpasst man schnell.“ Um die 100 Euro kostet so eine dreistündige Tour für praktisch jedermann: Für die Quads reicht ein Pkw-Führerschein.

„Ich biete die Dinger nicht mehr an. Ständig gibt es Unfälle und Beschwerden“, sagt ein Tourveranstalter, der seinen Namen nicht nennen möchte. Ähnlich sieht es Umweltschützer Muñoz. „Die Quads sind eigentlich nicht für die asphaltierte Straße gemacht, und auf Feldwegen richten sie großen Schaden an.“ Besonders nach Regenfällen trügen die dicken Reifen der Gefährte – die Buggys sind in dem Punkt sogar noch schlimmer – den Bodenbelag ab und hinterließen für tiefe Schlaglöcher. „Meist handelt es sich um Privatwege, sprich die Anwohner, die durch den Lärm schon entnervt sind, müssen für die Ausbesserung aufkommen“, so Muñoz. Im Extremfall könne es sogar zum Funkenflug kommen, der einen Waldbrand verursache.

„In Katalonien sind die Quads und Buggys in Naturschutzgebieten generell verboten“, so der Umweltschützer. „Es wäre schön, wenn es hier eine ähnliche Regel gäbe. Immerhin reagieren langsam einige Rathäuser.“ Gemeinden wie Artà oder Manacor untersagen den Quads, die asphaltierten Straßen zu verlassen. Gerade auf Feldwegen sind viele motorisierte Gefährte unterwegs. „Auch die Beschwerden aus Calvià häufen sich“, sagt Muñoz.

Ärger auch zu See

Während die Quads hauptsächlich eine Gefahr für den Fahrer und die Umwelt darstellen, sind die Jetskis eher eine Bedrohung für die Mitmenschen. „Oft rasen Motorboote und Jetskis durch Gebiete, die für Badegäste gedacht sind“, sagt Polizeichef Córdoba. Der Anwohnerverband Cala Gamba, der vor zwei Wochen bei einer Pressekonferenz gegen die Gefährte aufrief, zeigte unlängst einen Fall an, bei dem ein Jetski 30 Zentimeter an einem neunjährigen Mädchen vorbeifuhr. Vorgeschrieben sind 200 Meter Abstand vom Strand. „Die Anbieter verleihen die Fahrzeuge an betrunkene Urlauber, die von der Playa de Palma aus starten“, so die Anwohner. „Die Firmen haben kein Lokal“, meint Córdoba, der von einem „großen Problem“ spricht. „Sie bieten ihren Dienst im Internet auf Anzeigenportalen an. Wir versuchen, sie auf frischer Tat zu ertappen und die Jetskis zu konfiszieren.“

Zum Ausleihen ist zwar theoretisch ein spezieller Führerschein nötig, praktisch lässt sich dieser aber binnen eines Tages für etwa 150 Euro machen. Ein Ärgernis für die Polizei stellen auch die Motorboote dar, die man komplett ohne Führerschein mieten darf. „Die Schiffsschraube eines kleinen Boots zerstückelt einen Schwimmer genauso wie die eines großen“, sagt Córdoba. „Die Zulassungshürden werden immer niedriger. Das Geschäft ist wichtiger als die Sicherheit.“

Umweltschützer Muñoz gibt zudem zu bedenken, dass auch Boote und Jetskis ordentlich Lärm machen – über wie unter der Meeresoberfläche. „Dass es Badegäste nervt, ist selbsterklärend. Neue Studien zeigen darüber hinaus, dass das Wachstum der Seegraswiesen durch den Geräuschpegel beeinflusst wird.“

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