Vielschichtigkeit statt Klischees: Die Mallorca Zeitung vergibt ihre Journalistenpreise 2023

Gewonnen haben eine Titelgeschichte im "Focus" und ein ARD-Radio-Feature

Die Preisträger Reinhard Spiegelhauer (li.) und Alex Schütz (re.) mit MZ-Chef Ciro Krauthausen.

Die Preisträger Reinhard Spiegelhauer (li.) und Alex Schütz (re.) mit MZ-Chef Ciro Krauthausen. / Nele Bendgens

Redaktion MZ

Redaktion MZ

Die Mallorca Zeitung hat im Rahmen eines Abendessens am Donnerstag (14.12.) zum vierten Mal ihre Journalistenpreise für herausragende Berichterstattung über die Insel vergeben. Ausgezeichnet hat die Redaktionsjury dieses Jahr eine Titelgeschichte im „Focus¨“ – „Mallorca für immer“ von Alex Schütz und Patrick Morarescu (Fotos) – sowie das ARD-Radio-Feature „Mallorca: Sporttourismus als Gamechanger“ von HR-Redakteur Reinhard Spiegelhauer.

Mit den vom mallorquinischen Inselrat unterstützten Preisen würdigt die Mallorca Zeitung journalistische Texte und Beiträge im deutschsprachigen Raum, die abseits jeglicher Klischees der Vielschichtigkeit Mallorcas gerecht werden. Es gehe darum, die Insel zu zeigen, wie sie ist, und nicht, wie man sie sich womöglich sehnsuchtsvoll am deutschen Schreibtisch vorstellt, sagte MZ-Chefredakteur Ciro Krauthausen in seiner Laudatio. „In Zeiten, in denen die ersten Mallorca-Nachrichten schon von ChatGPT geschrieben werden, gewinnt wahrer Journalismus noch einmal an Relevanz.“

Radurlaub und Massentourismus

Und das setzt Handwerk, Können und Engagement voraus. In „Sporttourismus als Gamechanger“ geht Reinhard Spiegelhauer der Frage nach, inwieweit Rad- und Triathlon-Tourismus eine Alternative zum Massentourismus auf Mallorca sein kann. Die zunächst unzweifelhaft erscheinende Antwort – Radtourismus ist eine relativ nachhaltige Urlaubsvariante, die auf der Insel viel Geld lässt – verkompliziert sich dabei zusehends: Auch Sporturlaub kann ein Teil vom Massentourismus sein.

Für sein knapp 20-minütiges, lebhaftes und erhellendes Feature sprach Spiegelhauer mit Urlauberinnen und Urlaubern, Hoteliers, Gastronomen, ehemaligen Radprofis, Tourismusstrategen, Umweltschützerinnen und Universitätsprofessorinnen. Erst so konnte er dem Thema auf den Grund gehen. Der damalige ARD-Korrespondent in Madrid, selbst Radsportler, überlässt es dem Hörer, sich eine Meinung zu bilden. „Auch das ist eine Aufgabe des Journalismus: Die richtigen Fragen aufzuwerfen“, sagte Krauthausen.

Ein neuer Typus deutscher Auswanderinnen und Auswanderer

In „Mallorca für immer“ („Focus“, 15.7.2023) beschreibt Alex Schütz einen neuen Typus deutscher Mallorca-Auswanderinnen und Auswanderer. Gutverdienende Berufstätige, Kreative und Unternehmer, etwa zwischen 25 und 45 Jahre alt, die seit der Pandemie zunehmend der Krisenstimmung in Deutschland entfliehen und mitsamt ihren Familien auf die Insel ziehen. Dank Homeoffice und guter Flugverbindungen können sie hier weiter für ihre Arbeitgeber oder Unternehmen in Deutschland tätig sein. Dorthin zurück aber will keiner von ihnen, wie Alex Schütz in seiner auf vielen Einzelporträts basierenden, gekonnt erzählten Titelgeschichte belegt. Ebenfalls preiswürdig: die dazugehörigen Bilder des freien Fotografen Patrick Morarescu.

„Schütz hat somit als Erster ein Phänomen herausgearbeitet, das seit einiger offensichtlich ist und Mallorca verändert: Mit diesen Zuzüglern wird die Inseln noch deutscher, noch internationaler“, sagte Ciro Krauthausen. "Gleichzeitig zeigt Schütz aber auch Widersprüche in dieser Lebensentscheidung auf: Viele der neuen Auswanderer ziehen es aus steuerlichen Gründen vor, weiter in Deutschland gemeldet zu sein. Den Finger in die Wunde zu legen, auch das ist eine Aufgabe des Journalismus."

Gestaltet hat die Preise ein weiteres Jahr der mallorquinische Keramikkünstler Miquel Segura. Die Auszeichnungen überreichten Susanna Sciacovelli, Direktorin der Fundació Mallorca Turisme (Inselrat Mallorca) sowie Joan Serra, Verlagsdirektor der Mediengruppe Prensa Ibérica, zu der auch die Mallorca Zeitung gehört.