Vox-Mitbegründer in Madrid niedergeschossen: Steckt der Iran dahinter?

Angreifer auf einem Motorrad schoss dem ehemaligen Vizepräsidenten des EU-Parlaments ins Gesicht

Der spanische Politiker Alejo Vidal-Quadras.

Der spanische Politiker Alejo Vidal-Quadras. / Europa Press

Redaktion MZ

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Der konservative spanische Politiker und Mitbegründer der rechtsextremistischen Partei Vox, Alejo Vidal-Quadras, ist am Donnerstag (9.11.) in Madrid auf offener Straße niedergeschossen worden. Der 78-Jährige wurde am Kiefer verletzt, schwebte nach der Bluttat aber nicht in Lebensgefahr. Ein Unbekannter habe dem früheren EU-Abgeordneten im zentralen Stadtteil Salamanca ins Gesicht geschossen, berichteten der staatliche TV-Sender RTVE und andere Medien übereinstimmend unter Berufung auf Polizeiquellen.

Das Motiv war zunächst unklar. Vidal-Quadras hatte kurz zuvor auf der Plattform X die Einigung zwischen der sozialistischen PSOE und der katalanischen Separatistenpartei auf eine Amnestie scharf kritisiert. Vox-Chef Santiago Abascal betonte, dass es "offensichtlich ein Attentat" sei und "nichts ausgeschlossen" werden könne.

"Keine anderen Feinde" als das Regime in Teheran

Die Ermittler gehen derzeit Hinweisen von Vidal Quadras selbst und seinem Umfeld nach, die auf einen möglichen iranischen Urheber des Anschlags hindeuten. Der ehemalige Präsident der katalanischen PP und frühere Gründer von Vox selbst soll laut der Nachrichtenagentur EFE den Verdacht auf das iranische Regime gelenkt haben: Er habe "keine anderen Feinde". Der Ex-Politiker hat enge Beziehungen mit dem iranischen Exil.

Auch der Nationale Widerstandsrat des Iran (NWRI), der die Vox-Kampagne bei den Wahlen 2014 finanzierte, hält die Urheberschaft Teherans für wahrscheinlich und bezeichnete den Anschlag als "terroristisch". Vidal-Quadras sei "einer der ersten Politiker" gewesen, den Teheran auf seine Liste der Terroristen gesetzt habe, heißt es in einer Erklärung der Gruppe.

Von 1999 bis 2014 Vize-Präsident im EU-Parlament

Vidal-Quadras, der vor der Vox-Gründung 2013 lange Mitglied der konservativen Volkspartei PP und zeitweise deren Chef in Katalonien war, zog später für die PP ins EU-Parlament ein und war dort von 1999 bis 2014 Vize-Präsident.

Er wurde laut Medienberichten nach dem Angriff bei Bewusstsein in ein Krankenhaus gebracht. Die Polizei fahnde nach zwei Personen, die auf einem Motorrad geflüchtet seien.

Polizeibeamte sperren das Gebiet ab, nachdem der konservative Politiker und Mitbegründer der rechtspopulistischen Vox Alejo Vidal-Quadras auf offener Straße niedergeschossen wurde.

Polizeibeamte sperren das Gebiet ab, nachdem der konservative Politiker und Mitbegründer der rechtspopulistischen Vox Alejo Vidal-Quadras auf offener Straße niedergeschossen wurde. / Andrea Comas/AP/dpa

Zuvor hatte sich die PSOE des geschäftsführenden Ministerpräsidenten Pedro Sánchez die Unterstützung der katalanischen Junts-Partei des in Belgien im Exil lebenden Separatistenführers Carles Puigdemont gesichert. Sánchez kann auf nun auf die Junts-Stimmen bauen, wenn voraussichtlich kommende Woche im Unterhaus des Parlaments über eine weitere vierjährige Amtszeit des Sozialisten abgestimmt wird.

Kurz zuvor vor einer "totalitären Tyrannei" gewarnt

Vidal-Quadras äußerte sich dazu wie andere konservative Politiker mit scharfer Kritik. Dieser Pakt "zerstört die Rechtsstaatlichkeit in Spanien und hebt die Gewaltenteilung auf", schrieb er. "Unsere Nation wird somit aufhören, eine liberale Demokratie zu sein, und zu einer totalitären Tyrannei werden. Wir Spanier werden das nicht zulassen", fügte der Politiker hinzu, der nach der Mitgründung von Vox dieser Partei später den Rücken kehrte.

Die Präsidentin des EU-Parlaments, Roberta Metsola, zeigte sich erschüttert von dem Angriff auf Vidal-Quadras. Der Schuss auf den früheren Vizepräsidenten des EU-Parlaments sei eine "schreckliche Nachricht". Sie wünsche ihm eine schnelle Genesung, schrieb Metsola auf der Plattform X.

Auch der geschäftsführende Regierungschef Pedro Sánchez und Oppositionsführer, PP-Chef Alberto Núñez Feijóo, verurteilten die Tat und wünschten dem Opfer eine baldige und vollständige Genesung. Sánchez betonte, der vertraue darauf, dass die Ermittlungen der Polizei den Hintergrund der Tat klären und die Verantwortlichen gefasst würden. (mit dpa)