Mallorca Zeitung

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Weniger Umsatz durch mehr Kreuzfahrtschiffe? Einzelhändler in Palmas Altstadt in Sorge

Eine Gruppe von Inhabern kleinerer Geschäfte in Palma wehrt sich gegen eine mögliche Aufweichung des derzeit gültigen Limits

Cecilia Peña, die Inhaberin von Humus. Bernardo Arzayus

Üblicherweise stehen die Einzelhändler in der Altstadt von Palma dem Kreuzfahrttourismus aufgeschlossen gegenüber. Kein Wunder, die Hunderttausenden von Urlaubern, die die großen Pötte Jahr für Jahr in die Stadt bringen, lassen die Kassen klingeln. Doch offenbar nicht überall. Denn eine Gruppe von Geschäftsleuten wehrt sich zwar nicht gegen Kreuzfahrtschiffe an sich, wohl aber gegen eine mögliche Aufhebung der freiwilligen Selbstbegrenzung der Schiffsanläufe, die sich die Branche zu Beginn des vergangenen Jahres selbst auferlegt hat.

Mehr Kreuzfahrtschiffe bedeuten laut der Einschätzung dieser Einzelhändler nicht automatisch mehr Umsatz. In manchen Fällen sogar weniger, wie Neus Aguiló, Mitinhaberin des Spielwarengeschäfts La Industrial in der Altstadt beobachtet hat: „An Tagen, an denen nur ein Kreuzfahrtschiff im Hafen liegt, verkaufen wir mehr als an Tagen, an denen vier Schiffe da sind.“

Urlauber kaufen höchstens kleine Dinge

Cecilia Peña, Inhaberin von Humus, einem Laden für nachhaltige Kleidung, ist die Initiatorin eines Briefs, den sie gemeinsam mit den anderen Geschäftsleuten verfasst hat und in dem sie ihre Gründe gegen einen weiteren Ausbau des Kreuzfahrttourismus darlegt.

Kreuzfahrtschiffe im Hafen von Palma. B. Ramon

Zum einen würden sich die Einheimischen nicht mehr auf die Straße begeben, wenn die Stadt vollgestopft mit Urlaubern sei – was den Umsätzen von Läden, die eher auf die einheimische Bevölkerung setzen, schaden könne. Die Urlauber kauften höchstens schnell etwas Kleines ein. Darüber hinaus böten die Läden an Bord der Schiffe aufgrund der Steuerbefreiung auf dem Wasser häufig ähnliche Produkte günstiger an.

Identität und Essenz der Altstadt geht verloren

Dass die einheimische Kundschaft im Sommer häufig ausbleibt, bestätigen auch Paz Talens und Selena Tarongí, Eigentümer des Geschenkeladens La Insular und des Uhrengeschäfts Cosmos Rellotgeria. „Die Überfüllung im Sommer bringt uns nichts Gutes“, sagt Talens. Und Tarongí fügt hinzu: „Die Kunden, die auf der Insel leben, kehren erst wieder im November zu uns zurück.“

Ein weiterer wichtiger Aspekt sei, dass das Zentrum an Identität und Leben verliere, wenn die Einheimischen es nicht mehr als Einkaufsmöglichkeit nutzen. „Und dann wird es auch für die Urlauber uninteressanter“, glaubt Cecilia Peña. Der kleine Einzelhandel sei ein „Mehrwert“ für die Altstadt, sagt sie. Ohne die kleinen charakteristischen Geschäfte büße die Stadt ihre Essenz ein. Viele Geschäfte, die von Ausländern geführt würden, ließen in den Wintermonaten ihre Rollläden gleich ganz unten.

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