Das Feuerinferno in Valencia mit mindestens vier Toten schockt Spanien

Vier Tote, 15 Verletzte und ebenso viele Vermisste lautet die traurige Bilanz des Großbrandes in Valencia. Aber auch das Ausmaß der Feuersbrunst in einem modernen Gebäude macht fassungslos.

So hat sich der Brand beim Feuerinferno in Valencia ausgebreitet

Redaktion DM

"Als ob das Gebäude aus Kork wäre, stand es plötzlich in Flammen und wurde in kürzester Zeit zerstört", erzählte ein Nachbar der in Valencia ausgebrannten Wohnanlage dem staatlichen TV-Sender RTVE. Spanien steht nach der Brandkatastrophe in der Mittelmeermetropole nicht nur wegen der Trauer um mindestens vier Tote, 15 Verletzte und bis zu 15 Vermisste unter Schock. Auch die Geschwindigkeit, mit der das Feuer von einer Wohnung auf die gesamte Anlage übergriff, hat viele Spanier erschreckt. 

Der Ingenieur David Higuera kann sich die explosionsartige Ausbreitung des Feuers nur mit brennbaren Teilen der Fassadenverkleidung erklären. Auch die riesige schwarze Rauchwolke über dem Gebäude lasse sich kaum anders erklären. Starker Wind habe den Brand zusätzlich angefacht.

Eigentumswohnungen für gehobene Ansprüche

Millionen Spanier leben in solchen meist während des Baubooms vor der Finanzkrise von 2008 errichteten großen Wohnanlagen. Das sind keine Sozialwohnungen, sondern oft Eigentumswohnungen für gehobene Ansprüche mit Gemeinschaftspool, schicken Grünanlagen, Lift und Tiefgarage. Nicht wenige Bewohner solcher Anlagen dürften sich gerade besorgt die Fassade ihres Wohnhauses etwas genauer anschauen. 

In Valencia brennt ein 14-stöckiges Wohngebäude lichterloh

EPI

Carlos und Dani, zwei 16-jährige Jungen, beobachteten nach eigenen Worten von einem nahe gelegenen Park aus "fassungslos", wie sich das Feuer am Donnerstagnachmittag binnen Minuten Richtung Dach hinauffraß. "Es züngelte an den Metallplatten der Fassade entlang oder dahinter, aber immer nach oben", sagte Carlos der Zeitung "El País". Die beiden berichteten auch von den Menschen, die auf ihren Balkonen um Hilfe schrien. Als Feuerwehrleute mit Drehleiter und Rettungskorb zwei Bewohner von einem bereits von den Flammen bedrohten Balkon retteten, applaudierten und jubelten die Menschen vor dem Gebäude.

Erinnerungen an Grenfell werden wach

Die Bilder aus Valencia erinnerten Ingenieur Higuera an die Grenfell-Brandkatastrophe in London. Im Juni 2017 waren bei einem Hochhausbrand 72 Menschen ums Leben gekommen. Auch dort hatte sich das Feuer rasend schnell über die Fassadendämmung ausgebreitet. 

Bilder des Großbrandes in einem Wohnblock in Valencia

Bilder des Großbrandes in einem Wohnblock in Valencia / EPI/Agenturen

Nach Angaben der Brandschutzexpertin Esther Puchadas, die das Haus in Valencia zertifiziert hatte, war die Fassade mit Polyurethan isoliert. Das habe als Brandbeschleuniger gewirkt. Angesichts der Brandkatastrophe müsse die Zulassung dieses Dämmstoffs überdacht werden, sagte sie dem TV-Sender À Punt. Higuera bezeichnete den Dämmstoff als «festes Benzin».

Mit dem ersten Tageslicht wurde am Freitag das ganze Ausmaß der Zerstörung sichtbar. Von der erst vor wenigen Jahren fertiggestellten Wohnanlage, von der ein Flügel 14 Stockwerke und der andere zwölf Stockwerke hoch ist, blieben nur verkohlte Fassaden vor einem Gerippe aus Stahlbeton zurück. «So eine Tragödie hat Valencia noch nicht erlebt», sagte Valencias Bürgermeisterin María José Catalá und rief eine dreitägige Trauerzeit für die Stadt aus.

Ist das Gebäude einsturzgefährdet?

Feuerwehrleute und Statiker prüften am Freitag, ob die Anlage infolge der großen Hitze während des Brandes einsturzgefährdet sein könnte. Erst wenn dies ausgeschlossen werden könne, werde die Suche nach möglichen weiteren Opfern im Inneren des Gebäudes beginnen, sagte Catalá. "Die Feuerwehrleute können das Gebäude noch nicht betreten. Deshalb ändern wir die gestern genannte Zahl von vier Todesopfern zunächst nicht", sagte sie vor Journalisten. 

Bilder des Großbrandes in einem Wohnblock in Valencia

Bilder des Großbrandes in einem Wohnblock in Valencia / EPI/Agenturen

Die Brandkatastrophe löste in ganz Spanien Bestürzung aus. TV-Sender berichteten live in Sondersendungen. Regierung und Opposition drückten den Angehörigen der Opfer ihr Beileid aus und sagten den Geschädigten Unterstützung zu. Einige der nun obdachlosen Bewohner kamen bei Angehörigen oder Freunden unter, andere wurden in Hotels und Pensionen gebracht. 

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