Keine zehn Sekunden hat der letzte Auftritt auf internationaler Bühne des jamaikanischen Sprintstars Usain Bolt gedauert. Bei der Leichtathletik-WM im Londoner Olympiastadion überquerte der 30-Jährige am Samstag (5.8.) nach 9,95 Sekunden die Ziellinie und holte Bronze. Gold gewann Justin Gatlin, was viele Zuschauer mit lauten Buhrufen quittierten. Der US-Amerikaner wurde zweifach des Dopings überführt und ist seitdem bei den Fans unbeliebt. Der umjubelte Star war trotz durchwachsener Leistung Bolt. „Er hat alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt. Daher ist sein Karriereende verständlich. Für die Fans ist es schade, denn es war immer ein Spektakel, Bolt in Aktion zu sehen", sagte David Bustos der MZ am Telefon. Der 26-Jährige ist seit Sonntag in London und bereitet sich auf seinen Wettkampf am Donnerstag (10.8.) vor.

Ohne Norm ins Finale

Der Mallorquiner tritt bei den 1.500 Metern an. Eine Disziplin, die ohne die großen Stars auskommt. „Die Mittelstrecke ist schwierig. Seit fast 20 Jahren hat niemand einen neuen Weltrekord aufgestellt." Diesen hält der Marokkaner Hicham El Guerrouj mit 3:26 Minuten. Die Bestzeit von David Bustos liegt gut acht Sekunden darüber und stammt aus dem Jahr 2012. Seine größten Erfolge feierte der 26-Jährige im Vorjahr. Bei der Europameisterschaft in Amsterdam holte Bustos Silber. Danach ging es zu seinen zweiten Olympischen Spielen. In Rio zog er überraschend ins Finale ein. Dabei half ihm der Fehler eines Konkurrenten. Im Halbfinale trat der US-Amerikaner Robert Andrews auf die innere Begrenzung der Laufbahn und wurde disqualifiziert. Bustos rückte nach und begann das Finale furios. „Ich bin schnell gestartet und war auf einmal ganz vorne. Die Führungsarbeit überlasse ich sonst lieber den anderen." Am Ende reichte es zu einem respektablen siebten Platz.

Die Teilnahme des Mallorquiners an der WM war lange gefährdet. In dieser Saison hat er die Mindestnorm von 3:36 Minuten, die der spanische Verband vorgibt, nicht geschafft. So scheiterte er auch im Juni im Londoner Olympiastadion bei der jährlichen Diamond League um 55 Hundertstel. „Ich hatte lange eine Verletzung in der Wadenmuskulatur und habe erst im Mai wieder angefangen. Zum Glück hat mich der Verband wegen meiner Verdienste bei Olympia dennoch nominiert."

Der erste Vorlauf startet am Donnerstag gegen 20.25 Uhr (ZDF und Eurosport übertragen live). David Bustos hat sich als Ziel gesetzt, wieder das Finale (13.8., 21.30 Uhr) zu erreichen. Dafür müsste er noch das Halbfinale (11.8., 21.10 Uhr) überstehen.

An einer Teilnahme könnte ihn ein Magen-Darm-Infekt hindern, der gerade das deutsche Team flachlegt. „Keine Sorge, wir sind in einem anderen Hotel untergebracht. Das ist der große Unterschied zwischen Olympia mit dem olympischen Dorf und der WM", sagte Bustos. „Dennoch haben wir die hygienischen Standards erhöht."

Gehen für die Schweiz

Eine lange Strecke hat Alex Flores Studer vor sich. Er tritt am Sonntag (13.8., 9 Uhr) über die 50 Kilometer Gehen an - für die Schweiz. Der 46-Jährige ist in Manacor geboren. Sein Vater ist Spanier und seine Mutter Schweizerin. In der Jugend versuchte sich Studer wie Bustos über 800 und 1.500 Meter. „Ich wurde spanischer Vizemeister bei den Junioren, habe aber mit 20 gemerkt, dass es für den Leistungssport nicht reicht." Er nahm nur noch an regionalen Turnieren teil, bis er vor sieben Jahren das Gehen für sich entdeckte. Das erste Rennen lief so erfolgreich, dass Studer bei der spanischen Meisterschaft mitging. „Die gehört zu den stärksten Turnieren weltweit. Da war es für mich unmöglich, in die Nationalmannschaft zu kommen. Meine Mutter meinte: Warum versuchst du es nicht bei der Schweiz?"

Einen Anruf und sechs Monate Training später gehörte Studer zur Auswahl. Auch wenn die Schweizer ihrem neuen Schützling das Leben schwer machen. Finanzielle Unterstützung oder einen Trainer gibt es nicht. Für die Olympischen Spiele 2012 und 2016 hatte sich Studer eigentlich schon mit der internationalen Norm qualifiziert. „Vor Rio bin ich die 50 Kilometer in 4:02 Stunden gelaufen. Der Schweizer Verband wollte von mir aber eine Zeit unter vier Stunden sehen. Das habe ich wegen einer kleinen Verletzung nicht mehr geschafft." Für den Flug nach London kommt der Verband immerhin auf. Doch bei der Ausrüstung gab es das nächste Problem. „Sie haben sich geweigert, mir die Sporttasche mit dem Trainingsanzug nach Mallorca zu schicken. Erst als ich angeboten habe, die Portokosten in Höhe von 100 Euro zu übernehmen, haben sie es mir gesendet."

Fünf Mal trainiert der Geher nach der Arbeit. „Wenn ich eine längere Strecke trainieren möchte, gehe ich ab Can Pastilla am Meer bis Porto Pi hin und her, denn das ist die einzige Strecke über 30 Kilometer, die beleuchtet ist."

In der Altersklasse ab 45 Jahren hält Studer mit einer Zeit von 20:28,28 Minuten über 5 Kilometer einen Weltrekord. In London muss der 46-Jährige über die zehnfache Strecke gehen - gegen deutlich jüngere Konkurrenten. „Der Schnitt ist so um die 30 Jahre alt. Der Zweitälteste ist 38."

„Die Technik beim Gehen ist schwierig und oft werden Geher deswegen disqualifiziert. Mein Ziel ist es, ins Ziel zu kommen und mich mit einer Zeit unter 4:09 Stunden für die EM 2018 in Berlin zu qualifizieren." Einen klaren Favoriten sieht er nicht. Das läge auch an vielen Ausschlüssen wegen Doping-Verstößen. „Ohne Doping braucht man 20 Minuten länger. Aber mit Sobrasada geht das schon."