Biel Company wollte weg. „Ich war fünf nervenzerreibende Jahre bei Real Mallorca", sagt der mallorquinische Fußballer. Bei den Trainern war er nicht unumstritten, wegen schwankender Leistungen konnte er sich nie einen Stammplatz erkämpfen. Als Real Mallorca vor einem Jahr dann noch in die dritte Liga abstieg, zog der heute 26-Jährige 2017 den Schlussstrich. „Ich brauchte eine Auszeit." Company heuerte bei Pafos FC auf der griechischen Seite von Zypern an.

Er ist nicht der Einzige. Die Insel hat sich in den vergangenen Jahren zur Anlaufstelle für spanische Fußballer entwickelt, die in ihrer Heimat nicht weitergekommen sind. In der aktuellen Spielzeit sind 32 Spanier in der First Division, Zyperns erster Liga, eingeschrieben, drei davon sind Mallorquiner. Fast alle stehen beim Verein AEK Larnaka unter Vertrag, der einen spanischen Trainer und Sportvorstand hat. Mit 15,1 Prozent stellen die spanischen Spieler ligaweit den größten Anteil unter den Ausländern. „Zypern ähnelt stark Mallorca", sagt Company. „Das Klima und die Kultur sind gleich, die Leute sind offen." Anpassungsschwierigkeiten hatte der Fußballer keine.

„Der Mallorquiner an sich fühlt sich wohl, wenn der Strand in der Nähe ist", sagt Guillem Truyols. Der 28-Jährige aus Manacor wechselte bereits 2016 von Real Mallorca zu AEK Larnaka. Auch bei ihm war es eine kleine Flucht. „Ich brauchte eine Luftveränderung. Ich hatte sechs Jahre in der zweiten spanischen Liga gespielt und nie den Aufstieg geschafft." Mit dem zypriotischen Club gewann er in der vergangenen Saison den Pokal und erreichte in dieser Spielzeit die Gruppenphase der Europa League, wo der Verein unter anderem auf den deutschen Vertreter Bayer Leverkusen treffen wird. „In Spanien wäre das für mich wohl nicht möglich gewesen", so Truyols.

Ein weiterer Vorteil gegenüber Mallorca sei, dass alle Teams auf derselben Insel sind und man so zu Auswärtsspielen nicht ständig fliegen muss. Auch aus finanzieller Sicht ist ein Engagement lohnenswert. „Auf meiner Position als Außenverteidiger verdiene ich doppelt so viel wie in der spanischen Liga", sagt Company. Mit China oder Katar, wo viele Fußballer allein des Geldes wegen spielen, sei Zypern aber aus finanzieller Sicht nicht zu vergleichen.

Das sportliche Niveau der zypriotischen Erstligaclubs sei im Durchschnitt mit dem gehobenen Zweitligamaß Spaniens vergleichbar, meinen die Mallorquiner. „Wobei es große Unterschiede in der Liga gibt", sagt Company. Die Clubs Apoel Nikosia, wo der Mallorquiner und Ex-RCD-Kapitän Emilio Nsue spielt, und Apollon Limassol - mit Héctor Yuste spielt auch hier ein ehemaliger Kapitän von Real Mallorca - sind die unangefochtenen Spitzenclubs, die hin und wieder die Qualifikation für die Champions League schaffen. Dahinter folgen immer die gleichen drei, vier Mannschaften, die den Einzug in die Play-offs um die Meisterschaft erreichen. „Bei den restlichen Clubs sinkt das Niveau deutlich. Das ist dann eher mit der dritten spanischen Liga vergleichbar", sagt Company.

Diese Unterschiede spiegeln sich auch bei den Zuschauerzahlen wider. „Bei den kleinen Clubs spielt man zum Teil vor gerade mal 500 Fans. Im Stadion von Apoel Nikosia sind es 15.000 Anhänger." Sein Verein, der Pafos FC, hatte mit einem russischen Sponsor versucht, die Tabellenspitze anzugreifen. Mit dem neunten Rang schaffte das Team aber nur einen Platz im Mittelfeld. „90 Prozent der Spieler waren Ausländer. Wir haben es nicht geschafft, als Einheit zusammenzufinden. Je nach Sprache haben sich in der Mannschaft haben kleine Grüppchen gebildet."

Ohnehin war die Sprache sowohl für Company als auch für Truyols ein wichtiges Thema. Company sah seinen Wechsel als Chance, sein Englisch zu verbessern. „Da ich BWL studiert habe, ist es für meine Zukunft nach der Profikarriere wichtig." Truyols hingegen hatte deutlich mehr zu kämpfen. „Als ich zu Larnaka gewechselt bin, war mein Englisch sehr schlecht. Ich hatte Glück, dass durch die vielen Spanier im Verein sehr viel Spanisch gesprochen wurde." Griechisch haben beide nicht gelernt. „Manche meiner spanischen Kollegen sind seit sechs Jahren hier und sprechen kein Wort. Bei mir reicht es für Kaliméra (Guten Morgen) und Kalispéra (Guten Abend)", sagt Truyols.

Eine Umstellung mussten die Fußballer auch auf dem Weg zum Training vollziehen. Auf Zypern herrscht wie in Großbritannien Linksverkehr. „Die ersten Wochen habe ich mich täglich gefragt, ob ich auf der richtigen Straßenseite unterwegs bin. Dazu kam dann noch, dass die Autos Rechtslenker sind. Hätte mein Auto keine Automatikschaltung, wäre meine Verwirrung wohl perfekt gewesen", sagt Truyols.

Gewöhnungsbedürftig sind einige strukturelle Dinge. „Das Gesundheitssystem und die Infrastruktur sind verbesserungswürdig", sagt Company, ohne näher darauf eingehen zu wollen. „Die Fußballplätze sind oft im schlechten Zustand, und es gibt kein warmes Wasser zum Duschen. Kleine Teams geraten oft mit dem Gehalt in Verzug. Ich hatte Glück, dass das mir nicht passiert ist."

Biel Company hat sich schon wieder auf den Weg gemacht, er hat gerade zum FC Hermannstadt nach Rumänien gewechselt. „Aus privater Sicht wäre ich gerne auf Zypern geblieben. Ich habe mich mit meiner Freundin dort wohlgefühlt", so Company. Doch der Fußballer verspürte den Drang, andere Länder kennenzulernen. Truyols hingegen bleibt. „Die Ensaimada fehlt mir zwar, sonst fühle ich mich hier aber zu Hause." Eines steht für die beiden fest: Eine sportliche Rückkehr nach Mallorca gibt es vorerst nicht.