Real Mallorcas Sportdirektor Pablo Ortells gehört zu den Leuten in der Fußballwelt, die Fragen mit Phrasen beantworten oder sich gar nicht äußern. So war es überraschend, dass der 41-Jährige am Dienstag (1.2.) bei einer Pressekonferenz für seine Verhältnisse erstaunlich offen über die abgelaufene Transferphase sprach. Und mit einem Neuzugang ziemlich hart ins Gericht ging. „Er war nicht unsere Wunschlösung, aber auch nicht der letzte Name auf der Liste“, sagte Ortells über den neuen Stürmer Vedat Muriqi. Das klingt nicht nach einem Vertrauensbeweis. Dennoch könnte sich der Kosovare als Glücksgriff erweisen.

Dass Real Mallorca einen Stürmer sucht, war klar. Trainer Luis García Plaza hatte das mehrfach gefordert und vorgerechnet, dass seine fünf bisherigen Angreifer gemeinsam nur vier Treffer erzielt haben. Das ist einer der Hauptgründe, warum die Mallorquiner mit 17 Toren die zweitschlechteste Offensive der Primera División haben.

20 Millionen für den Angreifer

Vedat Muriqi ist wahrlich kein schlechter Spieler, doch es bleibt abzuwarten, in welcher Verfassung sich der 27-Jährige auf der Insel präsentiert. Der Kosovare blühte in der türkischen Liga auf und mutierte zum Torjäger. Lazio Rom legte im September 2020 knapp 20 Millionen Euro für den Angreifer auf den Tisch. Doch in Italien wurde Muriqi nicht glücklich. Der Stürmer kam meist nur als Einwechselspieler zum Zug und traf saisonübergreifend in 38 Spielen nur ein Mal.

Muriqi ist der klassische Stoßstürmer, der seinen bulligen Körper einzusetzen weiß, um den Ball vor den Verteidigern abzuschirmen. Mit einer Größe von 1,94 Meter ist er extrem kopfballstark. Was jedoch in Bodennähe passiert, kann der Angreifer weniger kontrollieren. Mit dem Ball am Fuß wirkt der 27-Jährige manchmal etwas tollpatschig und offenbart technische Schwächen. Zudem ist der Kosovare nicht sonderlich schnell.

Stammplatz auf der Insel?

Und dennoch: Sollte der 37-fache Nationalspieler nur ansatzweise an seine Zeiten in der Türkei anknüpfen, wo er im Schnitt in jedem zweiten Spiel traf, dürfte er rasch seinen Stammplatz auf der Insel sicher haben. Vedat Muriqi ist erst mal nur auf Leihbasis bis zum Sommer gekommen. Die Mallorquiner haben jedoch eine Kaufoption, deren Höhe Ortells aber nicht bekannt gibt.

Unklar ist ebenfalls, wer die Wunschlösung von Real Mallorca war. Angeblich hatte der Club Interesse an dem Italiener Simone Zaza. Offenbar wurde dem Verein auch der seit Januar vereinslose Diego Costa angeboten, der sich bei Atlético Madrid zum Weltstar entwickelte und zuletzt in seiner Heimat in Brasilien spielte. Da der Inselclub vier Spieler abgegeben und mit Torhüter Sergio Rico, Ersatzverteidiger Giovanni González und Muriqi nur drei Spieler geholt hat, wäre ein Kaderplatz für einen vereinslosen Profi noch frei. „Nur um die Lücke aufzufüllen, wollen wir aber keinen Spieler holen“, sagte Ortells.

Beim Aus im Pokalviertelfinale gegen Rayo Vallecano am Mittwoch (2.2.) standen alle drei Neuzugänge schon in der Startelf. Am Samstag (5.2., 16.15 Uhr) empfängt Real Mallorca den FC Cádiz. Der Verlierer steht danach auf einem Abstiegsplatz.