100-jähriger Tennis-Opi begeistert Mallorca: Da fragt selbst Rafael Nadal nach einem Selfie

Henry Young spielt derzeit bei der Senioren-WM in Sa Font de Sa Cala

Henry Young spielt drei bis vier Mal die Woche Tennis.  | FOTO: GERRIT STARON

Henry Young spielt drei bis vier Mal die Woche Tennis. | FOTO: GERRIT STARON / Ralf Petzold

Ralf Petzold

Ralf Petzold

Ein Alter von 100 Jahren zu erreichen, das schaffen nur wenige Menschen. Dann aber auch noch topfit auf dem Tennisplatz zu stehen, ist umso erstaunlicher. Der Australier Henry Young begeistert gerade mit seinem Auftritt bei der Senioren-WM in Sa Font de Sa Cala die Mallorquiner. Selbst Rafael Nadal bat den sportlichen Opi schon um ein Selfie.

Vom Piloten zum Farmer

Der nicht mehr ganz so junge Young kommt aus einem Vorort von Adelaide im Süden Australiens. Während des Zweiten Weltkriegs diente er sowohl der australischen als auch der britischen Luftwaffe als Kampfflieger. 72 Jahre lang war er mit seiner Madge verheiratet. „Frau eines Soldaten zu sein, ist hart. Deswegen sagte ich ihr eines Tages, sie könne sich entscheiden: Entweder dein Mann ist Pilot oder aber Bauer“, erzählte Young in einem Interview mit der Zeitung „ABC“. So schulte er dank eines Besiedlungsprojekts zum Farmer um und wurde eine örtliche Berühmtheit, als er eine Maschine erfand, um Schafe zu scheren.

Fünfeinhalb Jahre lang lebte das Paar in einer Buschhütte ohne Strom. Eine Dürre erschwerte den Start in den neuen Beruf. „Uns war damals klar, dass wir uns entweder zu einem Großbetrieb entwickeln müssen oder keine Chance haben.“

Da seine drei Söhne sich kein Leben auf der Farm vorstellen konnten, verkaufte Young sein Unternehmen, um mit dem Geld seinen Nachwuchs auf die Uni schicken zu können. Er selbst ging mit 70 Jahren in Rente und widmete sich von da an dem Tennis – für diese Leidenschaft war vorher keine Zeit gewesen. Dabei war der Australier in jungen Jahren ein formidabler Rugby-Spieler gewesen.

Einfach mal zum Schläger greifen

„Als ich bei unserem Tennisclub vorbeifuhr, sah ich ein Schild, dass sie Spieler suchen. Ich meldete mich an und spiele seitdem drei bis vier Mal die Woche“, so Young, der sein hohes Alter mit Humor nimmt. „Ich werde jedes Jahr besser, weil die Konkurrenz stirbt.“ So sei es auch der Sport, der ihn am Leben hält. „Es gibt im Alter so viele Ausreden, um aufzuhören. Doch dann vegetiert man nur noch vor sich hin.“ Theoretisch ist der Australier sogar der älteste aktive Tennisspieler der Welt und könnte den Rekord anmelden, den derzeit der Ukrainer Leonid Stanislavskyi hält. „Ich bin sechs Monate älter als er. Ich will ihm aber nicht den Titel klauen“, sagt Young.

Durch eine Verbindung zum Veranstalter der Australien Open schaffte es der Rentner, im Januar selbst bei dem Grand Slam spielen zu dürfen. In einem Showmatch war Stanislavskyi sein Gegner. „Durch den Spielertunnel zu gehen, der mit den Fotos der Legenden verziert ist und dann ins Stadion einzulaufen, wo 15.000 Menschen applaudieren, ist ein Moment, an den ich mich mein restliches Leben erinnern werde“, sagt Young. Rafael Nadal nutzte die Gelegenheit, um ein Selfie mit den Opis zu schießen. Zumal der Mallorquiner den Ukrainer schon von einem Training auf Mallorca kannte. „Der Spanier sagt mir nichts, aber Henry Young kenne ich“, frotzelte damals Roger Federer in den sozialen Netzwerken.

Die Weltmeisterschaften der Senioren laufen noch bis Samstag (21.10.) im Nordosten der Insel. Das Turnier wird vom Deutschen Helge Albrecht veranstaltet. Henry Young ist mit einen Sieg in den Wettbewerb gestartet. Künstliche Knie- und Hüftgelenke, eine ausgetauschte Nase, ein Herzschrittmacher oder die operierten Augen bremsen ihn nicht. Schließlich ist seine Erfahrung unschlagbar.

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