Auf die eine oder andere Weise begegnet uns die Vokabel la leche meist ganz am Anfang unserer Sprachlernversuche. Wer Spanischunterricht nimmt, wird spätestens in der Lektion haciendo la compra (einkaufen) darüber stolpern. Und Mallorca-Besucher bestellen vermutlich gleich am ersten Urlaubstag einen café con leche (Milchkaffee) im Lokal. Dass die leche aber auch in so manchen Kraftausdrücken vorkommt, lernen viele erst, wenn sie eine Weile auf der Insel wohnen.

Die „Milch“ steht dabei für „Stärke“. Der Ausruf ¡Es la leche! (wörtlich „Das ist die Milch!“) bedeutet so viel wie „Das ist der Hammer!“. Der Ausdruck findet auch für Personen Anwendung: ¡Eres la leche! (Du bist eine Wucht!). Das ist meistens – nicht immer – positiv gemeint. Im Vordergrund steht aber, dass die Person „extrem“ und irgendwie „überraschend“ ist. Manchmal hören wir auch Menschen fluchen, indem sie einfach ¡leches! ausrufen. Das bedeutet dann eher so etwas wie „verdammter Mist“ oder Schlimmeres.

Spanisch lernen: Wer schlechte Milch hat, ist fies

Die Redewendung a toda leche bedeutet so viel wie „mit voller Kraft“, „mit voller Geschwindigkeit“ oder „mit voller Lautstärke“. Wir würden mit „volle Pulle“ übersetzen. In Beispielsätzen klingt das so: Para llegar a tiempo fuimos a toda leche por la autopista. (Um rechtzeitig zu kommen, sind wir volle Pulle über die Autobahn gebrettert.) Oder: Llamé para quejarme del ruido. Pero en vez de bajar la música la subieron a toda leche. (Ich rief an, um mich wegen des Lärms zu beschweren. Aber anstatt die Musik leiser zu machen, drehten sie diese volle Pulle auf.) Synonym zu a toda leche werden auch die Ausdrücke a tope (etwa „bis zum Anschlag“) oder a toda pastilla (schwer zu übersetzen) verwendet.

Mit diesem Vorwissen versteht man, dass die Ausdrücke tener mala leche (wörtlich „schlechte Milch haben“, gemeint ist „fies sein“) oder estar de mala leche (schlechte Laune haben) nicht so harmlos sind, wie sie sich für deutsche Ohren anhören mögen. Wer die Wendungen nicht hundertprozentig versteht, sollte erst einmal vorsichtig damit umgehen, bevor er womöglich einer unfreundlichen Bedienung etwas mit mala leche an den Kopf wirft und hochkantig aus dem Lokal fliegt.