Ankern ist rund um Mallorca nicht überall erlaubt, die Nachfrage nach Anlegestellen ist groß. Die Verantwortlichen der balearischen Hafenbehörde Ports IB schätzt die Anzahl der illegalen Bojen und Anlegestellen nahe der öffentlichen Balearen-Häfen auf rund 1.500. Mithilfe eines detaillierten Plans will die Behörde nun härter gegen den Wildwuchs vorgehen - und 299 neue Bojen schaffen, an denen die Freizeitboote vertäut werden können.

Das Problem betrifft vor allem die Häfen von Port de Pollença, Port de Sóller, Portocolom, Portopetro und Colònia de Sant Jordi. Hier kämen im Sommer zwischen 150 und 400 Boote zusammen, die rechtswidrig in den Gewässern haltmachen, beteuern die Verantwortlichen der Hafenbehörde. Im Internet würden einige der illegalen Bojen sogar angepriesen und zu Geld gemacht: Zwischen 50 und 100 Euro verlangen Privatpersonen dafür, dass Bootsführer ihre Gefährte an den oft schon seit Jahrzehnten im Meeresgrund justierten Halterungen festmachen dürfen. Es handelt sich zumeist um große Steine, die im seichten Gewässer um die Häfen im Meeresboden verankert sind und an deren Ketten Yachten, Segel- und Motorboote festgemacht werden können. Zwar ist dies verboten - die Strafen liegen bei bis zu 2.000 Euro -, doch die Behörden werden auch wegen der großen Anzahl nicht Herr der Lage.

Um gezielter dagegen vorgehen zu können, hat die der Landesregierung unterstellte Hafenbehörde nun in Madrid um Unterstützung gebeten - für die Küsten ist die zentralspanische Regierung zuständig. Ziel des neuen Plans ist es, die offiziell der Hafenbehörde unterstellten Gebiete auszuweiten, um dort 299 umweltverträgliche Bojen installieren und die rund 1.500 illegalen Vertäuungsmöglichkeiten systematisch beseitigen zu können.

Eine Antwort der Zentralregierung steht noch aus. Gleichzeitig ist das Vorhaben umstritten. Wie die Zuständigen der balearischen Umweltkommission in einem Gutachten anmerken, seien in zehn von elf Fällen Meeresgebiete betroffen, die unter strengem Naturschutz stehen. Das Gesetz erlaube es jedoch, auch in geschützten Küstenzonen Vertäuungsmöglichkeiten zu schaffen, wenn das allgemeine Interesse dies rechtfertige, so der Vorsitzende der Umweltkommission, Antoni Alorda.

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Genau dies sei der Fall, so der für die Hafenbehörde zuständige Generaldirektor Xavier Ramis - immerhin könnten so die 1.500 illegalen Anlegestellen beseitigt werden, die oft auch das fürs Ökosystem wichtige Neptungras (posidonia) beschädigen. Außerdem, so Ramis weiter, hätten zahlreiche Gemeinden ein entsprechendes Vorgehen gefordert. "Wir zählen teilweise 400 Boote in der Bucht von Pollença, die dort eigentlich gar nicht ankern dürfen", konstatiert der Bürgermeister von Pollença, Tomeu Cifre, den Kontrollverlust. Setzt die Hafenbehörde ihr Vorhaben durch, könnten rund um den Hafen von Pollença etwa 168 legale Mooring-Bojen entstehen.

Xavier Ramis hofft, die entsprechenden Anträge bis zum Ende der Legislaturperiode im Frühjahr 2023 genehmigt bekommen zu haben. Danach könnten gezielte Maßnahmen ergriffen werden. In Cala Figuera und Portocristo soll das Ankern komplett verboten werden, in Colònia de Sant Jordi will die Hafenbehörde 20 umweltverträgliche Mooring-Bojen errichten, ebenso in Portopetro. In Portocolom sind 14 Bojen vorgesehen, in Sóller 45. /somo