Umweltschützerin der ersten Stunde auf Mallorca: Aina Bonner über die Anfänge des GOB

Der GOB wurde noch während des Franco-Regimes gegründet. Eine damals 17-Jährige berichtet, was sie zu einer Aktivistin machte

Aina Bonner, heute 67 Jahre alt.

Aina Bonner, heute 67 Jahre alt. / Jürgen Schmidt

Aina Bonner hat die Mitgliedsnummer 16 beim GOB, worüber die heute 67-jährige Illustratorin stolz ist.

Wie sind Sie zum ersten Mal mit dem GOB in Berührung gekommen?

Ich kam über meinen Vater hinein. Er engagierte sich damals in der Gesellschaft für Naturkunde, und ich begleitete ihn zu den Treffen. Da waren auch Leute dabei, die später den GOB mitbegründeten.

Wie war das Ambiente damals auf der Insel, warum kaum es zur Gründung des GOB?

Die Menschen, mit denen ich zu tun hatte, waren sehr engagiert, auch politisch. Ich habe mich nie in die Politik begeben, unter anderem weil wir zu Hause Angst hatten, dass unser Residentenstatus nicht verlängert würde. Wir waren keine spanischen Staatsbürger. Aber in meiner Schule engagierten sich viele in linken Vereinigungen und Parteien, die zu Franco-Zeiten verboten waren. Es gab eine ziemliche Aufbruchstimmung in dieser Zeit. Und dazu kam das wachsende Bewusstsein, dass wir etwas tun mussten, wenn wir nicht wollten, dass die Wälder oder die Olivenhaine der Insel dem Raubbau an der Landschaft zum Opfer fallen.

War der Kampf dagegen Ihre Hauptmotivation, sich beim GOB zu engagieren?

Auf jeden Fall. Ich kann mich noch gut erinnern: Als ich ungefähr 14 Jahre alt war, fing man an, auf der Finca Son Net in Puigpunyent die alten Olivenbäume mit Dynamit zu sprengen. Man sagte, das sei einfacher und schneller. Und dann wurde die Siedlung Son Net mit völlig überdimensionierten Baumaschinen angelegt, es wurden Bäume gefällt, Straßen gebaut. Es herrschte völlige Anarchie, weil es keine Bauvorschriften gab, die die Natur schützten. Ein weiterer Aspekt war, dass damals Flugzeuge das Insektizid DDT gegen die Prozessionsspinner sprühten. Ich hatte darüber schon einiges gelesen und wusste, wie gefährlich das Mittel war.

"Man könnte beinahe sagen, der GOB war damals schon fast ein wenig Mainstream."

Wie haben die ersten GOB-Mitglieder getickt?

Es waren nicht unbedingt die radikalen Naturschützer, aber sie waren sehr engagiert dabei und hatten eine große Ausdauer. Man könnte beinahe sagen, der GOB war damals schon fast ein wenig Mainstream. Und es waren nahezu ausschließlich Mallorquiner.

In welcher Form haben Sie sich beim GOB eingebracht?

Ich hatte nie eine offizielle Position inne, habe mich aber anderweitig engagiert: Früh wurde die Entscheidung gefällt, dass wir Broschüren veröffentlichen müssen, damit die Menschen die heimische Flora und Fauna kennenlernen und auf diese Weise dann auch schützen können. Eines der Bücher schrieb mein Vater, und ich übernahm die komplette Illustration, später dann auch bei weiteren Büchern, die der GOB herausgeben sollte.

Die Menschen wussten damals nicht, welches Paradies sie auf Mallorca hatten. War es schwierig, die Leute zum Naturschutz zu bewegen?

Nein, es war ziemlich einfach. Und man sah das Interesse schon kommen. Kurz vor der Gründung des GOB gab es bereits einen Vogelkunde-Kurs, zu dem sich unfassbar viele Menschen anmeldeten. Auch die Wandergruppen waren zu dieser Zeit zahlreich. Die Menschen wollten ihre Heimat besser kennenlernen, vor allem die Städter. Die Leute auf dem Land kannten sich gut aus, vor allem diejenigen, die mit der Jagd und dem Wald zu tun hatten.

"Es ist sehr schade, dass Ökologie in Spanien an eine bestimmte politische Richtung gebunden ist. Naturschutz sollte nichts mit der Politik zu tun haben."

Die Aktionen des GOB waren spektakulär. Wie haben Sie die Besetzung von Dragonera erlebt?

Ich war da schon zum Studium auswärts und nicht mehr auf der Insel. Aber eine sehr enge Freundin von mir war bei der Besetzung von Dragonera dabei. Die Aktion selbst hatte gar nicht der GOB geplant. Das waren zwei etwas radikalere Bewegungen, Terra i Llibertat und Talaiot corcat. Aber der GOB organisierte nach der eigentlichen Besetzung die juristische Auseinandersetzung, die sich in Madrid über Jahre hinziehen sollte.

In der Vereinigung engagieren sich viele spezialisierte Experten, Juristen oder Uni-Professoren. Wie kommt der GOB an diese Leute?

Viele von ihnen hatten in Barcelona Biologie studiert und sich ohnehin für das Thema Naturschutz interessiert. Es waren vor allem junge, aber sehr interessierte Menschen, die der GOB nicht ansprechen musste, sondern die sich aus persönlichem Interesse engagieren.

Welche Strahlkraft hat der GOB heute?

Es ist weiterhin eine sehr wichtige Stimme. Wenn es in den Medien um ein Naturschutzthema geht, kommt immer auch der GOB zu Wort. Es ist von zentraler Bedeutung, dass es ihn weiterhin gibt.

Was wird in Zukunft wichtig?

Mit dem Regierungswechsel wird es mehr Herausforderungen geben. Es ist sehr schade, dass Ökologie in Spanien an eine bestimmte politische Richtung gebunden ist. Naturschutz sollte nichts mit der Politik zu tun haben.

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