Schon Tage vor Ihrem Flug sind Sie unruhig. Am Gate angekommen, bekommen Sie plötzlich Schweißausbrüche. In Ihrem Kopf spielen sich Szenarien vom Absturz eines Flugzeugs ab. Wer auf Mallorca lebt oder urlaubt, unter Flugangst (Avio- oder Aviaphobie) leidet und nicht die Fähre nehmen kann, sollte seine Angst aktiv angehen und einige Tipps beachten - bei der Buchung angefangen.

Vor dem Flug

Silvia Texter-Millott, Geschäftsführerin der Plattform Flugangst.de, die in vielen deutschen Städten in Kooperation mit Lufthansa seit 30 Jahren Seminare gegen Flugangst anbietet, empfiehlt ängstlichen Menschen, den Sitzplatz bewusst vorab auszuwählen: „Wer Höhenangst hat oder sich schnell eingesperrt fühlt, fühlt sich am Gang wohler und sollte nicht am Fenster sitzen", rät die 52-Jährige. „Zudem eignen sich die Plätze in der Mitte des Flugzeugs, über den Tragflächen, besser als solche im hinteren Teil."

Auch bei der Anreise zum Flughafen können Flugangst-Patienten schon aktiv etwas tun: „Zuallererst sollten sie sich, bevor sie das Haus verlassen, vergewissern, dass sie alle wichtigen Dokumente und Gepäckinhalte beisammenhaben, um später nicht in zusätzlichen Stress zu geraten. Auch sollten sie nicht unter Zeitdruck zum Flughafen fahren", sagt Silvia Texter-Millott.

Die mallorquinische Psychologin Eva Vallejo, die in Palma de Mallorca Flugangst-Therapiestunden mit einer Virtual-Reality-Brille anbietet, empfiehlt außerdem, sich schon im Voraus Entspannungsübungen anzutrainieren - etwa progressive Muskelrelaxations-Übungen nach Jacobson oder Atemtechniken. Gleichzeitig sollten sich Betroffene durch rationalisie­rende kognitive Techniken immer wieder ­bewusst machen, dass ihre Ängste „nur" Gedanken sind, die erst einmal nichts mit der Realität zu tun haben.

Während des Fluges

Sowohl Texter-Millott als auch Vallejo empfehlen Menschen mit starker Flugangst, sich im Voraus beim Flugpersonal zu erkennen zu geben, etwa mit der Bitte, dass es während des Fluges nach ihnen schauen soll. Auch das kann ihnen einen Teil der Anspannung nehmen. Auf Koffein, Nikotin und Alkohol verzichtet man am Flugtag besser und trinkt stattdessen viel Wasser. Medikamente, etwa starke ­Beruhigungsmittel, so Silvia Texter-Millott, ­bitte nur nach Absprache mit dem Hausarzt einnehmen. „Alkohol und Medikamente stellen eine Art der Vermeidung dar. Sie verstärken den empfundenen Kontrollverlust und führen eher zu einer Festigung der Angst", heißt es auf der Website www.flugangst.de.

Wie bei vielen anderen Ängsten kann auch beim Fliegen Ablenkung helfen. „Wer allein fliegt, kann bewusst das Gespräch mit seinem Sitznachbarn suchen, oder ein spannendes Buch lesen oder einen Film anschauen", so

Silvia Texter-Millot. „Wer schon weiter ist, kann sich auf die erlernten Techniken konzentrieren", sagt Eva Vallejo.

Professionelle Hilfe

Wie stark Ihre Flugangst ist, können Sie beim Barometertest unter www.flugangst.de herausfinden. Menschen, die die Flugangst stark einschränkt und die sich allein nicht helfen können, können sich - etwa weil sie beruflich oder privat dennoch viel fliegen müssen - in professionelle Hände begeben: Die zweitägigen Seminare von Flugangst.de und Lufthansa, die ein Psychologe, ein Pilot und ein Mitar­beiter des Kabinenpersonals leiten, kosten 870 Euro. Darin enthalten sind neben der ­Verpflegung auch ein begleiteter Hin- und Rückflug in eine andere Stadt in Deutschland. Zudem lernen die Teilnehmer Entspannungs- und Atemtechniken. Der Pilot erklärt alle technischen Prozesse, die beim Fliegen eine Rolle spielen (www.flugangst.de).

Perdiendoelmiedoavolar.com (die Angst vor dem Fliegen zu verlieren) bietet in Palma in Kooperation mit Air Europa ähnliche Seminare an. Sie umfassen ebenfalls zwei Tage (Samstag, Sonntag) und kosten 998 Euro (www.perdiendoelmiedoavolar.com).

Eine Stunde mit Virtual-Reality-Brille bei Eva Vallejo kostet 60 Euro. Je nach Schweregrad der Angst können zehn bis fünfzehn Stunden zu einer erheblichen Verbesserung beitragen. Ab der vierten Stunde erfolgt nach dem Erlernen von körperlichen und kognitiven Techniken die Therapie mit der Virtual-Reality­-Brille. Sie simuliert eine Flugreise vom Aufbrechen zu Hause aus bis zum Landen am Zielort. Mit dem Fortschreiten der Therapie steigern sich auch die durch die Brille vorgegebenen Szenarien, Turbulenzen etwa werden stärker, der Flug findet nachts statt tagsüber statt (www.psicologo-palma-de-mallorca.es).