Die Bundesregierung hat Mallorca am Freitag (23.7.) zum Hochinzidenzgebiet erklärt. "Das ist ein Schock", sagt Beatrice Ciccardini, Wirtin vom "Zur Krone" unweit vom berüchtigten Balneario 6 an der Playa de Palma. Obwohl die Entscheidung absehbar war, trifft sie die Insel hart. "Die Leute werden ihren Urlaub stornieren. Es wird Entlassungen geben und die Schlangen an den Essensausgaben werden wieder länger", sagt Hope Mallorca-Chefin Heimke Mansfeld. Die deutschen Urlauber sehen es noch gelassen.

"Ich hatte es nicht erwartet, nachdem wir am Anfang der Saison so gut dastanden bei den Inzidenzen", sagt Ciccardini. Die Wirtin hat selbst in den kommenden Wochen eine Reise nach Deutschland mit ihrem Sohn gebucht, will diese nun aber stornieren. "Er ist nicht geimpft und müsste daher in Quarantäne." Die Entscheidung der Bundesregierung hält sie aber für gerechtfertigt. "Sie war unausweichlich. Die Leute müssen vor der Gefahr einer Ansteckung gewarnt werden. Wichtig ist, dass niemand ernsthaft krank wird."

Ernsthafte Erkankungen wurden in den vergangenen Wochen aufgrund des Impffortschritts immer seltener. Daher ärgert sich Mansfeld über das Hochinzidenzgebiet. "Die Krankenhäuser sind nicht ausgelastet. Es ist nicht so, dass die Menschen massenhaft sterben. Es ist Zeit, andere Maßnahmen zu treffen. Wir haben aus dem Fehler vom Vorjahr nicht gelernt und ungetestete Leute auf die Insel gelassen."

Ganz ins Wasser fallen sieht die Hope-Chefin die Saison aber nicht. "Sicherlich werden Familien mit schulpflichtigen Kindern nun den Urlaub abbrechen oder gar nicht erst kommen. Aber zum Glück sind viele Leute in Deutschland und in Spanien schon geimpft."

Ein harter Schlag ist es vor allem für die Hoteliers. Der mallorquinische Hoteliersverband Fehm hatte in der vergangenen Woche schon einen Rückgang der Buchungen um 30 Prozent notiert, obwohl Mallorca "nur" ein Risikogebiet war. Jetzt spricht María José Aguiló, die Vizepräsidentin, von einer "schlechten Nachricht", die sicher Folgen für die Branche auf der Insel haben werde. Schließlich seien die deutschen Urlauber der wichtigste Markt für Mallorca. Man müsse nun noch einmal größere Anstregungen unternehmen, um die Sommersaison zumindest zu einem versöhnlichen Abschluss zu bringen.

Auch der Verband der Ferienvermieter Habtur hat einen Stillstand bei den Buchungen bemerkt, als Mallorca vor zwei Wochen zum Risikogebiet erklärt wurde. "Es gab auch vereinzelte Stornierungen, die waren aber nicht im nennenswerten Bereich. Nun ist es unklar, wie es weitergeht", sagt Präsidentin Maria Gibert. Der Finca-Urlaub sei in der Pandemie besonders beliebt, da man sich eben von den Massen abschotten kann. "Wir hatten auf eine gute Saison gehofft. Viele Leute haben lange im Vorraus gebucht. Nun will keiner eine Quarantäne riskieren und es drohen viele Stornierungen." Die Habtur-Sprecherin sieht die Politiker in der Schuld. "Sie haben nicht die passenden Maßnahmen getroffen, um der jungen Bevölkerung Einhalt zu gebieten." Der Groll gegen die spanischen Abifahrten, die für eine Massenansteckung auf Mallorca gesorgt haben, ist groß.

Auch aus Deutschland hagelt es Kritik an der Entscheidung. "Die Hochstufung Spaniens zum Hochinzidenzgebiet mitten in der Ferienzeit macht zahlreichen Reisenden und insbesondere vielen Familien mit Kindern die Urlaubspläne zunichte", zitiert der Deutsche Reiseverband (DRV) in einer Pressemitteilung seinen Präsidenten Nobert Fiebig. "Eine ausschließlich an den Inzidenzwerten festgemachte Automatik der Eingruppierung der Reiseländer ist angesichts des Impffortschritts nicht mehr angemessen. Der Inzidenzwert hat deshalb heute bei weitem nicht mehr die Aussagekraft wie noch zu Beginn der Pandemie. In der politischen Debatte spielt das bereits eine Rolle, schlägt sich aber noch nicht ausreichend in den Entscheidungen nieder."