Entrevista | Jens Bischof CEO von Eurowings

So gestaltet Eurowings seine Preise - CEO Jens Bischof im MZ-Interview

Die Lufthansa-Tochter ist keine Lowcost-Airline, steht aber trotzdem im harten Wettbewerb mit Ryanair, Easyjet und Co. CEO Jens Bischof über die Flugpreise, einen möglichen weiteren Ausbau der Verbindungen und Bio-Treibstoffe

Eurowings-CEO Jens Bischof kann sich gut vorstellen, im Sommer 2024 noch mehr Mallorca-Verbindungen aufzulegen.

Eurowings-CEO Jens Bischof kann sich gut vorstellen, im Sommer 2024 noch mehr Mallorca-Verbindungen aufzulegen. / Marcus Brandt/dpa

Johannes Krayer

Johannes Krayer

Jens Bischof ist in den vergangenen Wochen häufiger auf Mallorca gewesen, zuletzt vergangene Woche. Da empfing der CEO der deutschen Airline Eurowings in einem Boutique-Hotel in der Altstadt von Palma die heimische Presse zu einem Kennenlernen. Das Interview entstand im Anschluss am Telefon.

Mallorca ist im Sommer inzwischen wieder so voll wie vor Corona. Hat sich die Saison für Eurowings gerechnet?

Wir sind mit der Saison zufrieden und haben ja noch einmal das Programm aufgestockt. Eurowings hat 400 Flüge von 22 Flughäfen in Deutschland aufgelegt. Die Buchungszahlen waren sehr gut. Es waren weit über 90 Prozent der Sitzplätze gebucht.

Bedeutet das für den kommenden Sommer, dass die Zahl der Verbindungen weiter aufgestockt werden könnte?

Wir werden zusehen, dass wir die traditionell sehr guten Verbindungen nach Mallorca aufrechterhalten oder weiter ausbauen. Der Sommer 2024 ist noch nicht gänzlich ausgeplant. Ich kann mir gut vorstellen, dass wir da noch mehr Verbindungen obendrauf packen.

Der Sommer 2022 war chaotisch, vor allem an den deutschen Flughäfen gab es lange Wartezeiten und Verspätungen. Dieses Jahr scheint es glatter zu verlaufen.

In Deutschland war das Bild sehr unterschiedlich. Dort hing vieles an den Sicherheitskontrollen der Bundespolizei oder derer Dienstleister. Wir hatten auch dieses Jahr einige Abflughäfen, die uns große Sorgen bereitet haben. Ich will da keine Namen nennen, aber der größte Flaschenhals war in diesem Jahr wieder die Sicherheitskontrolle. Was Flugzeuge, Crews, Bodenbeladung und Check-in angeht, haben wir wenige Probleme gehabt. Hier in Palma kommt uns entgegen, dass wir die Wings Palma Handling gegründet haben, mit der wir uns direkt auf dem Flugfeld selbst abfertigen. Damit erreichen wir eine noch größere Zuverlässigkeit und haben Arbeitsplätze auf der Insel geschaffen. In Palma ist die Sicherheitskontrolle kein Problem.

"Ende November oder Mitte Dezember sehen wir auch schwächere Buchungszahlen, aber da fliegen wir durch."

Die Wintersaison steht vor der Tür. Die Verbindungen wurden noch einmal ausgebaut. Ist das reine Nachfrage oder auch ein wenig Stolz, vielleicht einen neuen Mallorca-Shuttle aufrechtzuerhalten?

Es sind ein Stück weit beide Punkte. Um die Feiertage herum gibt es natürlich Nachfragespitzen. Ende November oder Mitte Dezember sehen wir auch schwächere Buchungszahlen, aber da fliegen wir durch. Wir dimensionieren unsere Flotte nach der Wintersaison und versuchen, die Flotte im Sommer mit geleasten Flugzeugen auszubauen.

Müssen sich die Passagiere in Zukunft auf ständig steigende Flugpreise einstellen?

Die gestiegenen Kosten für Steuern, Gebühren, Personal und vor allem Kerosin haben die jüngsten Preissteigerungen verursacht. Die höheren Flugpreise haben diese gestiegenen Kosten weitgehend verschlungen, die Airlines haben davon so gut wie nichts gesehen. Dazu kommt, dass wir vor der Pandemie 60 Prozent Geschäftsreisen und 40 Prozent Urlaubsflüge hatten, inzwischen ist es umgekehrt. Das bedeutet, dass wir inzwischen noch ein wenig günstiger fliegen müssen. In die Zukunft geblickt sehen wir, dass momentan die Kerosinkosten spürbar steigen. Ich hoffe, das pendelt sich wieder ein. Dann ließe sich das aktuelle Preisniveau halten. Aber wenn das Kerosin weiterhin teurer wird, müssen wir die Preise anpassen. Noch dazu gibt es in Deutschland die Diskussion, dass die Steuern noch einmal deutlich erhöht werden müssen.

Die Zukunft des Flugverkehrs sind synthetische, grüne Kraftstoffe. Wie sehr engagiert sich Eurowings hier?

Wir sind bei diesem Thema in die Lufthansa Group eingebunden. Und die ist in Europa der größte Abnehmer für Bio-Treibstoffe.

"Wenn es Wettbewerber gibt, die nur das nackte Fliegen anbieten, müssen wir uns darauf einstellen."

Die Nachfrage der Airlines ist da, aber es wird viel zu wenig Bio-Treibstoff hergestellt. Könnte da nicht die Lufthansa Group eigene Produktionsstätten aufbauen?

Es ist für einen Dienstleister schwierig, in einzelne Produktionsstränge einzutreten. Das wären Milliardeninvestitionen, die weit abseits unseres Kerngeschäfts liegen. Wir haben aber einen Schulterschluss mit der Mineralölindustrie und der Politik vereinbart, in dem wir uns zur Abnahme einer gewissen Menge Treibstoff verpflichten. Die Politik will dafür den Ausbau der Infrastruktur unterstützen, und die Mineralölindustrie hat den Ausbau der Produktionsanlagen zugesagt. Nur in dieser Kombination lässt sich das bewerkstelligen.

Haben Sie sich bei der Flugbuchung Ryanair zum Vorbild genommen? Die verschiedenen Tarife sind aus Kundensicht sehr verwirrend.

Wenn es Wettbewerber gibt, die nur das nackte Fliegen anbieten, müssen wir uns darauf einstellen. Viele Gäste entscheiden rein nach dem Preis. Da bleibt uns nichts anderes übrig, als einen wettbewerbsfähigen Tarif anzubieten. Wir haben aber zudem den Smart-Tarif. Dieser beinhaltet die Bestandteile, die man möglicherweise noch separat zubuchen würde. Das ist eine Art Rundum-sorglos-Tarif.

Auch die Handgepäck-Regelungen sind äußerst kompliziert.

Da bin ich bei Ihnen, aber wenn Sie bei der Buchung auf Smart klicken, dann ist alles drin: das Handgepäck und 23 Kilo Gepäck. Wenn der Wettbewerb sich bei 50 bis 60 Euro für einen Mallorca-Flug positioniert, kann ich im Internet nicht mit 130 Euro auftauchen.

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