Mallorca Zeitung

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Leidenschaft für den edlen Tropfen: Auf Entdeckungstour durch die unglaublich vielfältige Wein-Szene Mallorcas

In einem spielerisch gestalteten, unterhaltsamen und kenntnisreichen Buch erkunden Wolf Wilder und Jürgen Mathäß mit dem Fotografen Thilo Weimar die wundervolle und abwechslungsreiche Welt des Weins auf Mallorca

Weinanbau in der Gemeinde Esporles: Viele Weinberge in den Hügeln passen sich kleinräumig dem Gelände an. | FOTO: WEIMAR

Betrachtet man die Ursprungsgeschichte der einzelnen Weingüter auf Mallorca, kann man vier unterschiedliche Gruppen erkennen. Zum einen sind da die alten Besitztümer mit einer langen Tradition. Manche von ihnen haben im Laufe der Zeit den Besitzer gewechselt – diese machen die zweite Gruppe aus. Die dritte Gruppe sind ausländische Investoren auf Mallorca. Und nicht zuletzt gibt es die Bodegas, die aus einem kleinen Familienbesitz hervorgegangen sind.

Das nun erschienene Buch „Mallorca & Wein“ belässt es nicht bei dieser groben Einteilung, sondern taucht tief in die Weinkultur auf der Insel ein. Egal ob bei Einheimischen oder bei Ausländern, darunter einige Deutsche: Die Wein-Experten Jürgen Mathäß und Wolf Wilder sowie der Fotograf Thilo Weimar haben 55 Weingüter auf der Insel besucht und präsentieren sie äußerst ansprechend mit persönlich erzählten Biografien der einzelnen Bodegas sowie gelungenen Bildern.

Der Weinkeller der Bodega José L. Ferrer in Binissalem. | FOTO: WEIMAR

Dabei sind die kenntnisreichen Beschreibungen der unterschiedlichen Weine genauso spannend wie die Geschichten der Menschen, die diese produzieren. Unter anderem, wenn es darum geht, wie die traditionellen mallorquinischen Rebsorten in den vergangenen Jahren immer mehr an Bedeutung gewonnen haben – oder warum manche Winzer Mallorcas bewusst auf die bekannten internationalen Reben setzen.

Liebe für die Materie

Man merkt den Autoren ihre Liebe für die Materie an. Das beginnt schon mit der kleinen Einführung in die Geschichte des Weinbaus auf der Insel, die den Bodega-Besuchen vorangestellt wird. Hier erfährt man beispielsweise, dass der Boom, den der Inselwein derzeit erfährt, eher jüngeren Ursprungs ist. Die wenigsten Bodegas, deren Namen heute gang und gäbe sind, haben mehr als 30 Jahre Lebensdauer hinter sich.

Diese Einblicke werden kombiniert mit einer kurzen, aber präzisen Beschreibung der einzelnen Rebsorten sowie einem Überblick über die verschiedenen Weinbaugebiete der Insel. Aber auch dem Feuerbakterium, das derzeit eine der größten Sorgen der mallorquinischen Winzer darstellt, wird ein eigener Abschnitt gewidmet.

Besonders gelungen ist der geradezu spielerische Aufbau des Buches. Denn nicht zuletzt geht es den Machern vor allem um eins: den Genuss von gutem Wein. Statt in die Länge gehender Ausführungen findet man kurze, prägnante Texte, gepaart mit übersichtlich angeordneten Grundinformationen. So wird beispielsweise jede Bodega-Beschreibung unter anderem mit Weinempfehlungen aus dem Hause versehen sowie mit Hinweisen, wie es das Weingut mit Besuchen hält.

Auch die Besonderheiten, die jede einzelne Bodega ausmachen, sind in der Kürze zusammengefasst. Das kann ebenso eine besondere Auswahl an Rebsorten sein wie ein malerischer Blick über das Meer von den Weinfeldern aus. Oder eine Bodega, die einen besonderen Bezug zur Kunstwelt pflegt.

Mut zum Entdecken

Das Buch bietet so nicht nur Experten, die sicherlich mit diesem Buch auf ihre Kosten kommen, sondern auch angehenden Weinkennern eine gute Ausgangslage für die Erkundung der verschiedenen vins. Der menschliche Zugang, mit dem die Protagonisten dargestellt werden, dürfte einigen die Hemmung nehmen, sich einfach mal auf den Weg zu machen und eines der Weingüter, die man hier entdeckt hat, sowie auch deren Betreiber persönlich kennenzulernen.

Doch das Buch belässt es nicht bei den Bodegas. So widmet sich ein eigenes Kapitel auch den Investoren, insbesondere Deutschen, die auf ihren Mallorca-Fincas Wein anbauen, und dabei unter anderem Unterstützung von Projekten wie der Firma WeinWert erhalten, die seit dem Jahr 2016 vom Pflanzen der Reben bis hin zur Abfüllung und sogar zum Verkauf alle Schritte übernimmt, damit Finca-Besitzer sich den Traum vom eigenen Mallorca-Wein erfüllen können.

Für Urlauber interessant

Ergänzt wird das Buch um ein abschließendes Kapitel, das auch für Urlauber interessant sein könnte, die vielleicht etwas weniger Zeit für ihr Hobby Wein auf der Insel haben und nicht jede Bodega ansteuern können. So werden Hotels vorgestellt, die Weinverkostungen und Weinseminare anbieten. Oder gar ein eigenes Weingut haben, sodass man in unmittelbarer Nähe der Reben übernachten kann.

Zudem gibt es eine Liste an Restaurants und Bars, die sich durch ihre hervorragende Weinkarte auszeichnen – und die sich nicht alle in Palma befinden, sodass auch Weinfreunde in anderen Ecken der Insel eine Empfehlung in der Nähe finden können. Zum Abschluss werden einige Weinläden auf der Insel aufgeführt, in denen man sich für den Hausgebrauch eindecken kann.

Wer das Gefühl hatte, dass der Boom des Weinbaus auf der Insel vor allem mit einer gestiegenen Unübersichtlichkeit einhergeht, für den dürfte das Buch eine große Freude darstellen. „Mallorca & Wein“ hilft kenntnisreich bei der Einordnung. Und macht auch beim Durchblättern großen Spaß.

Das Buch "Wein & Mallorca" wird am 9. Mai um 17 Uhr im Rialto Living in Palma (Carrer Sant Feliu, 3) vorgestellt. Alle drei Herausgeber/Autoren werden vor Ort sein und die Besucher mit einem Glas mallorquinischem Wein willkommen heißen

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