Galerie, Künstlerdomizil, Kulturtreff: Natalia Bento eröffnet in Alaró neue Räume mit viel Potenzial

Räumchen, wechsle dich: Natalia Bento zieht auf Mallorca schon wieder um. Die neue Galerie ist größer denn je und soll auch ein Künstler-Co-Working-Space werden

Natalia Bento vor den neuen Räumlichkeiten, die sie nicht nur als klassische Galerie nutzen möchte.

Natalia Bento vor den neuen Räumlichkeiten, die sie nicht nur als klassische Galerie nutzen möchte. / Claudio Herbener

Brigitte Rohm

Brigitte Rohm

Die Geschichte von Natalia Bento und ihrer Galerie in Alaró liest sich wie ein Fortsetzungsroman. Nachdem die lebensfrohe Spanierin ihr erstes Domizil räumen musste, zog sie im Sommer 2023 in einen kleinen, aber feinen Raum im Ortszentrum um. Ein knappes Dreivierteljahr später schlägt sie wieder ein neues Kapitel auf – denn Bento bekam ein Angebot, das sie nicht ausschlagen konnte: rund 300 Quadratmeter auf drei Stockwerken, oben ein Duplex mit Wohnbereich und Terrasse, unten 120 Quadratmeter Ausstellungsfläche mit einer perfekten Infrastruktur für Kunst, unter anderem einem schicken Boden aus Mikrozement und viereinhalb Meter hohen Wänden.

Eigentümer ist der Sammler Jaume Ginard, der schon mit dem Galeristen Xavier Fiol zusammenarbeitete. Fiol hatte die Räume einige Jahre lang für Kunstprojekte außerhalb von Palma genutzt. Danach zog dort ein irischer Radsport-Verein mit privatem Fitnessstudio ein. Als die Radler überraschend kündigten, bot Jaume Ginard die Räume Natalia Bento an. Beide kannten sich bereits gut durch das ausgeprägte Netzwerk von lokalen Künstlern und Kunstliebhabern. „In Alaró gibt es da eine ganz besondere und sehr schöne Dynamik“, sagt Bento, selbst eine Meisterin darin, Beziehungen aufzubauen und zu pflegen. „Ohne meine Familie, Freunde, Unterstützer und die ganze Dorfgemeinschaft wären meine Projekte hier gar nicht denkbar“, betont sie.

Neue Herausforderungen statt Stabilität

Seit Kurzem arbeitet Bento, die fließend Deutsch spricht, zusätzlich für die Berliner Galerie Kuckei + Kuckei in Palma. Ihren eigenen Weg sieht die Spanierin aber momentan nicht nur als klassische Galeristin, die ausschließlich Kunst ausstellt und verkauft. Wagemut, neue Herausforderungen und Experimente reizen sie mehr als Stabilität. In diesem Sinne kommt der neue Standort wie gerufen, denn der Ausstellungsraum ist multifunktional. Er kann auch als temporäres Atelier genutzt werden, als Co-Working-Space für drei oder vier Künstler gleichzeitig, für Tanz-Performances, als kulturelle Begegnungsstätte und für kleine Galerie-Events mit Livemusik – am 31. Mai macht die Gruppe Forró do Pulpo den Anfang.

„Ich wünsche mir, dass hier verschiedene künstlerische Disziplinen aufeinandertreffen“, sagt Bento. Während es in ihrem allerersten Raum in Alaró bereits musikalische Events gab, soll nun eine fixe Komponente hinzukommen, die bislang in dieser Form nicht möglich war: In den Wintermonaten, in denen keine Ausstellungen stattfinden, möchte Bento Künstlerresidenzen mit gelegentlichen Open Studios organisieren. Daneben kann die Unterkunftsmöglichkeit auch zeitweise für andere Zwecke eingesetzt werden. Geplant ist zum Beispiel im Juli eine Zusammenarbeit mit dem neuen Kunstraum Esblank in Palma: Zwei Künstler aus Nigeria, die dort einige Wochen lang arbeiten werden, quartiert Natalia Bento in dieser Zeit in Alaró ein. „Ich glaube, das wird sehr interessant und bereichernd für den Ort werden“, sagt sich die Galeristin.

Erste Ausstellung mit 14 Künstlern

Was das Kunstprogramm betrifft, so plant sie, hauptsächlich Gruppenausstellungen zu zeigen und auch externe Kuratoren ins Boot zu holen. Die Eröffnungsschau „Nueva perspectiva“ vereint 14 Künstler, die größtenteils mit je einem Werk vertreten sind. Darunter sind Namen, die zum ersten Mal bei Bento ausstellen, und ein Best-of von Künstlern, die sie bereits im Programm hatte – Rafa Forteza, Pep Llambias, Katrin Kirk, Kasizen, Natasha Lébédéva und ihr Vater Oscar Bento.

Kunstwerke der Eröffnungsausstellung "Nueva perspectiva".

Kunstwerke der Eröffnungsausstellung "Nueva perspectiva". / Natalia Bento.

Erstmals zu sehen sind Arbeiten der Keramikkünstler Paco Romero und Margalida Escalas, des japanischen Fotografen Jiro Shimizu und des mit Knetmasse arbeitenden Künstlers Yoko. Viele Neuzugänge entspringen Bentos Netzwerken: „Wenn man so viel mit anderen zusammenarbeitet, verliebt man sich in die Kunstwerke, die man dabei entdeckt“, so die Galeristin. Mariana Sarraute und Jazmin Luna lernte sie etwa über das Studio Weil kennen, wo sie oft für Projekte engagiert wird. Zu Sylvia Sánchez Montoya, die Textilskulpturen kreiert, kam Bento über die Baró Galería. Und Vera Edwards, deren Werk sie auf der Nitx de l’Art in Felanitx bewunderte, traf sie kürzlich in einem Café – und schlug ihr spontan vor, sich an Schau zu beteiligen. Dieser Mix ist auf alle Fälle sehenswert.

Natalia Bento Art Contemporani, Carrer Petit, 6, Alaró. Erste Ausstellung "Nueva perspectiva" bis Ende Juli, Vernissage mit Wein und DJ: 18. Mai, 19–22 Uhr, danach vorläufige Öffnungszeiten: Di.–Fr. 17–20 Uhr, Sa. 11–14 Uhr.

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