Während keine drei Kilometer Luftlinie entfernt millionenschwere Villen und Luxusapartmens (siehe Angebote im MZ-Immobilienmarkt) entstehen, setzt die Baufirma Avintia nahe dem Golfplatz von Santa Ponça auf sozialen Wohnungsbau. Geplant sind 69 Wohnungen, wovon 38 als klassische Sozialwohnungen (Vivienda de Protección Oficial) und 38 als Wohnungen mit gedeckeltem Preis (Vivienda de Precio Tasado) ausgewiesen sind. Das Besondere an dem Vorhaben: Die Wohnungen mit einem bis vier Zimmern und maximal 90 Quadratmetern - größer dürfen Sozial­wohnungen laut Gesetz nicht sein - werden verkauft. „Für 120.000 bis 150.000 Euro", sagt José Luís Guillén, Balearen-Verantwortlicher des Madrider Unternehmers Avintia.

Der hierfür erworbene Baugrund war Guillén zufolge seit Langem für sozialen Wohnungsbau ausgewiesen. Da aber die staatlichen Subventionen seit vielen Jahren nur noch in den Bau von günstigen Mietwohnungen fließen, hatte sich bisher offenbar kein Bauträger gefunden. Avintia wagt sich nun ohne Fördermittel an das Vorhaben. „Die Nachfrage ist riesig, wir haben jetzt schon 150 vorgemerkte Interessenten", sagt Guillén. Ein Teil der Interessenten werde am Ende sicher wieder abspringen - weil sie von der Bank keine Hypothek bewilligt bekommen. Doch sobald 80 Prozent der Vorverträge unter Dach und Fach seien, würden die Bagger anrollen - voraussichtlich noch in diesem Herbst.

Die Bauzeit beträgt dann 15 bis 18 Monate. Die Wohnungen sollen vorrangig Bewohnern der Gemeinde Calvià zugutekommen, doch prinzipiell kommt auch jeder EU-Ausländer als Käufer infrage, der die Auflagen erfüllt - man darf noch keine andere Eigentumswohnung besitzen und nicht mehr als um die 40.000 Euro im Jahr verdienen.

Projekte wie das von Avintia wurden auf Mallorca in der Vergangenheit immer wieder realisiert - seit Ausbruch der Krise aber nur noch von privaten Bauträgern. Staatliche Sozialwohnungen, die zum Verkauf gedacht sind, entstanden hingegen seit rund zehn Jahren nicht mehr. „Wir setzen nur noch auf Mietwohnungen", sagt Maria Antònia Garcías Roig, die Leiterin der balearischen Wohnraumbehörde Ibavi. Zum einen weil sie mehr Flexibilität gewährleisten und je nach Bedarf vergeben werden können. Zum anderen weil auch die Käufer einer günstigen Wohnung auf einen Kredit angewiesen seien. „In der Krise hat sich gezeigt, dass die Hypotheken vielen Leuten das Genick gebrochen haben", so Garcías. In einer finanziell unbeständigen Lage hält sie Mieten deshalb definitiv für die bessere Variante. Und nicht nur sie: „97 Prozent der Bürger, die uns kontaktieren, interessieren sich für eine günstige Mietwohnung."

Um Anspruch auf eine staatliche Sozialwohnung zu haben, müsse man keinesfalls arm wie eine Kirchenmaus sein, erklärt García. Infrage kämen auch Geringverdiener, junge Berufstätige oder Alleinerziehende, die es auf dem freien Wohnungsmarkt schwer haben, eine bezahlbare Bleibe zu finden.

Die Wohnraumbehörde Ibavi verfügt derzeit über rund 1.800 Sozialwohnungen. Gerade die unter dem Linkspakt zwischen 2007 und 2011 erbauten Gebäude zeichneten sich durch ihre architektonische Qualität und Energieeffizienz aus, lobt Behördenleiterin Garcías die Arbeit ihrer Parteigenossen. „Einige der Projekte haben sogar Preise gewonnen." Auch die 14 Sozialwohnungen, die derzeit auf Formentera entstehen, entsprächen höchsten energetischen Standards.

Das tröstet allerdings nur geringfügig darüber hinweg, dass es sich balearenweit um das einzige, aktuell in Bau befindliche Projekt handelt - mehr lässt der Sparhaushalt nicht zu. Die Wartelisten für Sozialwohnungen indes werden immer länger - an die 5.000 Interessenten sind dort eingetragen, wobei laut Ibavi längst nicht alle die Voraussetzungen dafür erfüllten. Besonders knapp ist günstiger Wohnraum García zufolge auf der Nachbarinseln Ibiza und im Stadtgebiet von Palma.

Um trotz klammer Kassen Abhilfe zu schaffen, hat die Balearen-Regierung kürzlich ein Programm aufgelegt: Eigentümer von renovierungsbedürftigen Wohnungen erhalten einen Sanierungszuschuss, wenn sie sich im Gegenzug verpflichten, ihr Eigenheim für einige Jahre als Sozialwohnung zur Verfügung zu stellen. Dazu verteilt die Regierung Ibavi-Leiterin García zufolge in diesem Jahr staatliche Mietbeihilfen in Höhe von drei Millionen Euro.

José Luís Guillén von der Baufirma Avintia plant indes schon weitere Sozialwohnungen auf Mallorca. Denkbar sei ein zweites Projekt in Santa Ponça, mittelfristig wolle man aber auch in Palma bauen.