In dem Kopf von Bianka Minte-König sind schon viele Geschichten entstanden. Von einem Engelchen, das auf dem Kleiderschrank eines Mädchens sitzt und dort mit goldenem Handy mit dem Himmel telefoniert. Oder von einem Mädchen, das aus Jux ein Liebesgedicht bei einem Internet-Wettbewerb einreicht und prompt gewinnt: Vier Wochen Schreibcamp auf Mallorca, mit sieben anderen Teenagern.

Die erste Figur findet ihr in dem Buch „Angel & Luzie", das die Schriftstellerin für Kinder ab acht geschrieben hat. Und die Heldin der Mallorca-Geschichte heißt Mila. Ihr kennt sie vielleicht aus den „Freche Mädchen"-Büchern und -Filmen. Mila ist eine der drei Heldinnen der Reihe, die in den vergangenen Jahren viele Fans gewonnen haben. Gerade ist „Milas Ferientagebuch: Mallorca" als Hörbuch erschienen. Darauf liest die Schauspielerin der Filme, Emilia Schüle, die Gedanken und Erlebnisse der Heldin: Leben auf einer uralten Finca, Träume vom Freund Markus, der in Deutschland geblieben ist, erste Freundschaften in der Schreibgruppe, Ausflüge ans Meer ...

All das kommt aus Bianka Minte-Königs Kopf. Sie trägt langes blondes Haar, eine Brille und bunte Kleider (so wie auf dem Foto rechts) und wirkt dabei wie ein Mädchen, obwohl sie schon 65 Jahre alt ist. Sie schreibt Bücher am laufenden Band, vor allem für Mädchen und junge Frauen. „Die kenne ich einfach am besten", sagt die Autorin lachend, „aber Jungs und Männer mag ich auch."

Wir haben die Schriftstellerin in einem Café in Manacor getroffen. Bianka Minte-König verbringt einen Teil des Jahres auf Mallorca, den anderen Teil in Niedersachsen. Geboren wurde sie in Berlin. Für Milas Mallorca-Tagebuch musste sie nicht viel recherchieren, denn all das, was sie beschreibt, kennt Bianka aus eigener Erfahrung.

In dem Buch kommt ein aprikosenfarbener Pudel vor. Inspiriert dazu hat die Autorin ihr eigener Hund, der beim Gespräch mit der Mallorca Zeitung dabei ist: eine schwarz-weiße Harlekin­pudel-Dame namens Polly, die recht rundlich und ruhig ist. „Polly gehört eigentlich meiner Tochter", sagt Bianka, „aber sie hat sie mir mitgegeben, damit sie auf Mallorca auf mich aufpasst." Es ist zwar unwahrscheinlich, dass so ein kleines Knuddelchen als Wachhund auftritt, aber Polly ist auf jeden Fall eine gute Begleiterin, die geduldig wartet, bis Frauchen fertig ist.

Wir stellen uns den Alltag der beiden vor: Bianka morgens am Schreibtisch, grübelnd, schreibend, tippend, Tee oder Kaffee trinkend, lächelnd, laut lesend, aufs Meer blickend. Daneben auf einem kleinen flauschigen Teppich Polly, schnaufend, träumend, schnarchend, wartend.

Bianka Minte-König schreibt jeden Tag Bücher, weil ihr das Spaß macht. Geld verdient sie damit auch, sogar ziemlich viel, denn ihre Bücher sind sehr erfolgreich. „Auf der Frankfurter Buchmesse gebe ich jedes Jahr Autogramme, so 250 pro Stunde", sagt sie. Das ist richtige Arbeit, mindestens so anstrengend wie Bücher schreiben.

Früher war Bianka Professorin für Literatur und Theater an der Hochschule Braunschweig, wo sie Studenten unterrichtete. Eines Tages lernte sie einen Verleger kennen, der sie ermunterte, ihr erstes Buch zu schreiben. Es ging um den Alltag eines Mädchens in der Pubertät, und da Biankas Tochter gerade im richtigen Alter war, guckte sie sich aus deren Leben allerlei ab, um es in den Roman zu stecken. „Teenies mögen es nicht, wenn alles hochdramatisch ist", sagt die Autorin und nimmt einen Schluck Cola, „sie wollen lustige Alltagsgeschichten", sagt sie.

Damit scheint Bianka recht zu haben, denn ihre Bücher sind der Renner. Außerdem hat sie zu Mädchen und deren wichtigen Lebensthemen an der Universität geforscht. Bianka Minte-König nimmt weibliche Teenies ernst. Deshalb mögen ihre Leserinnen ihre Bücher wohl so gerne. „Sie schenken mir viel Vertrauen, und das möchte ich nicht verspielen", sagt sie.

Regelmäßig bekommt sie Fanpost und Leserbriefe. „Früher waren das schöne, mit Stickern verzierte oder bemalte Briefe, heute leider meist nur noch E-Mails", sagt sie. Aber nicht alle: Zur Zeit liegen auf Bianka Minte-Königs Schreibtisch zehn Manuskripte von realen Teenagern, die an einem echten Schreibwettbewerb teilgenommen haben. Manche sind getippt, andere sind handschriftlich verfasst, von Mädchen zwischen zehn und 14 Jahren. Thema: Meine Urlaubs- oder Reisegeschichte.

Die Idee dazu kam der Autorin beim Schreiben: Warum nicht einer Leserin die gleiche Chance geben wie Heldin Mila in dem Roman? Ihr habt es wahrscheinlich schon erraten: Die Gewinnerin des Schreibwettbewerbs, den eine große deutsche Buchhandlung im Sommer ausgeschrieben hat, wird für drei Tage zum Schreibcamp mit Bianka Minte-König eingeladen. „Ich habe das schon öfter gemacht und mich mit den Mädchen wunderbar verstanden", sagt Bianka, die ihre Schützlinge abends nach dem Schreiben sogar in die Disco begleitet.

Romanheldin Mila verbringt eine wunderbare Zeit auf Mallorca und ist ganz begeistert von der Insel. „Es riecht, als hätte jemand eine Gewürzmischung in die Luft geblasen" schreibt sie zum Beispiel in ihr Tagebuch oder: „Übrigens, eins gleich vorweg: vergesst Ballermann und Sangria­eimer. Hier wird nichts Alkoholisches mit riesenlangen Strohhalmen aus Plastikbottichen geschlürft. Nein, alles ganz gepflegt."

Uns müsste Mila das gar nicht erklären, denn wir kennen die Insel gut. Aber Leserinnen in Deutschland denken bei Mallorca vielleicht nur an Partys am Ballermann.

Biankas Mallorca-Buch ist auch eine Liebeserklärung an die Insel: „Für mich ist Mallorca Energie pur. Wenn ich morgens aus dem Fenster sehe, geht die Sonne über dem Meer auf. Ich mache dann oft ein Foto und verschicke es an Freunde, denn sie tun mir in dem Moment leid, weil sie das nicht sehen können." Wir sind gespannt, wie der Gewinnerin des Schreibwettbewerbs Mallorca gefallen wird. Bianka wird sie uns vorstellen, das hat sie versprochen.

Die oben aufgereihten Titel von Bianka Minte-König sind im ­Thienemann Verlag erschienen.

www.biankaminte-koenig.de

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