Die spanische Nationalpolizei hat am frühen Mittwochmorgen (28.6.) auf Mallorca eine Propaganda-Zelle des sogenannten Islamischen Staats (IS) zerschlagen. Die Beamten nahmen nach Hausdurchsuchungen zwei Personen in Inca sowie jeweils eine in Ariany und in Binissalem fest, die für den Dschihad geworben haben sollen. Ihr Anführer soll ein britischer Imam sein, er wurde in Birmingham (Großbritannien) festgenommen. Eine weitere Festnahme erfolgte in Dortmund.

Laut einer Pressemitteilung des Innenministeriums, das von Madrid aus die Operation koordinierte, war die Zelle seit 2015 aktiv. Sie soll radikales IS-Videomaterial erarbeitet und verbreitet sowie in wöchentlichen Treffen versucht haben, weitere Dschihadisten zu rekrutieren, um sie dann nach Syrien und den Irak zu schicken. Unter anderem sollen die Festgenommenen Selbstmordattentate in Europa gerechtfertigt und verherrlicht haben. Die auf Mallorca festgenommenen Männer wurden am Mittwoch mit Helikoptern nach Madrid gebracht, wo sie nun verhört werden.

Die Ermittlungen seien 2015 ins Rollen gekommen, als auf einer Website eine Reihe von Video entdeckt wurden, auf denen die Rekrutierung und die Reise nach Syrien eines in Spanien lebenden Dschihadisten dokumentiert wurden. Als Auftraggeber identifizierten die Beamten den salafistischen Imam, der nun in Großbritannien festgenommen wurde.

Der auch anderen europäischen Anti-Terror-Ermittlern bekannte Imam war damals nach Mallorca gereist, um die Propaganda-Zelle aufzubauen. Von da an sei er auch ihr spiritueller Anführer gewesen.

Der in Deutschland festgenommene Dschihadist habe direkten Kontakt zu der Gruppe auf Mallorca gehabt und soll auch an der Produktion der Videos beteiligt gewesen sein. Die Gruppe scheint sich nach und nach immer weiter radikalisiert zu haben. Wie die Deutsche Presse Agentur (dpa) berichtet, war an den Ermittlungen in Deutschland auch das Landeskriminalamt in Nordrhein-Westfalen beteiligt. In Dortmund wurde ein 28-jähriger Spanier inhaftiert, gegen den die Behörden in Madrid wegen Unterstützung einer terroristischen Vereinigung ermitteln, wie die Generalstaatsanwaltschaft Hamm erklärte. Ein Richter werde in den nächsten Wochen entscheiden, ob er nach Spanien ausgeliefert werde.

An der Operation beteiligt waren neben der Nationalpolizei und dem spanischen Geheimdienst CNI, das BKA sowie die Metropolitan Police in London sowie eine Anti-Terror-Einheit in West Midlands Birmingham. Weitere Hausdurchsuchungen finden derzeit in Großbritannien und Deutschland statt. Die auf Mallorca festgenommenen Personen befinden sich derzeit in Gewahrsam und sollen bald dem Untersuchungsrichter vorgeführt werden.

Vor allem in dem kleinen Inseldorf Ariany hat die Polizeiaktion für Wirbel gesorgt. Viele Anwohner der verschlafenen Ortschaft waren mehr als überrascht, als sie sich plötzlich einer Vielzahl von Einsatzkräften gegenübersahen. Im Gespräch mit MZ-Schwesterzeitung "Diario de Mallorca" geben viele der Einwohner an, den Festgenommenen gekannt zu haben. "Er hat ein normales Leben geführt, war unauffällig und hat gegrüßt", berichten einige. Andere wollen aber eine Veränderung in den vergangenen zwei Jahren an dem Mann und dessen Ehefrau festgestellt haben. "Er ließ sich einen langen Bart wachsen und trug immer eine weiße Tunika. Sie war die einzige im Dorf, die eine Burka trug", berichtet eine Nachbarin.

Auf einer Pressekonferenz am Vormittag warnte die Vertreterin der Zentralregierung auf Mallorca Maria Salom (PP) vor Panikmache. "Wir haben sehr, sehr viele Spezialisten für Terror-Prävention. Viele davon zeigen in Uniform Präsens, viele sind aber auch in Zivil unterwegs. Sie sind da, auch wenn wir sie nicht sehen", sagte sie. Eine Erhöhung der Zahl der Sicherheitskräfte sei nicht notwendig. Ohnehin seien diesen Sommer auf Mallorca und den Nachbarinseln 36 Prozent mehr Polizisten im Einsatz als im Vorjahr.

Sei Anfang 2015 sind in Spanien 223 mutmaßliche Dschihadisten festgenommen worden. Auf Mallorca hatte im April 2016 die Festnahme eines 26-jährigen Marokkaners für Schlagzeilen gesorgt. Auch er soll von Palma aus über das Internet Terroristen angeworben haben. /ck/somo