Tausende Menschen haben am späten Sonntagnachmittag (5.5.) auf der Plaça Major in Palma auf einer Großkundgebung gegen die Sprachpolitik der Balearen-Regierung protestiert. Die Ortspolizei sprach von rund 7.000 Teilnehmern, der Veranstalter - die Katalanisch-Lobby Obra Cultural Balear (OCB) - gar von 40.000.

Die Proteste im Rahmen eines "Aktionstags für die Sprache" (Diada per la llengua) richteten sich gegen diverse Maßnahmen zur Zurückdrängung der Inselsprache Katalanisch im Gesundheitswesen, dem Schultunterricht und der öffentlichen Verwaltung. Treibende Kraft hinter einer Sprachpolitik zugunsten von mehr Spanisch im öffentlichen Leben ist die rechtsextreme Partei Vox, auf deren Stimmen die Minderheitsregierung von Marga Prohens (PP, Volkspartei) angewiesen ist. Vox sieht sich dabei auch als Sprachrohr vieler vom Festland auf die Inseln zugewanderter Spanier.

Parlamentspräsidentin Francina Armengol protestiert mit

Zu der Kundgebung hatte neben der OCB ein breites Bündnis von rund 60 Organisationen aufgerufen. Angeschlossen hatten sich auch sämtliche Oppositionsparteien. Unter den Teilnehmern waren unter anderen die derzeitige spanische Parlamentspräsidentin und ehemalige balearische Ministerpräsidentin Francina Armengol sowie der ehemalige balearische Ministerpräsident Francesc Antich.

Auf den Inseln gibt es mit Spanisch und Katalanisch zwei offizielle Sprachen. Dass Mallorquinisch - ein Dialekt des Katalanischen - angesichts der Übermacht des Spanischen bevorzugt behandelt werden muss, war auf Mallorca jahrzehntelanger Konsens und ist so auch im Autonomiestatut der Balearen festgeschrieben. Mit diversen Vorstößen will Vox diese Vorherrschaft nun, etwa im Schulunterricht, aufweichen.

Appell an die konservative Ministerpräsidentin

Der Vorsitzende der OCB, Antoni Llabrés, sprach in seiner Rede von einer "fanatischen Minderheit", die das Katalanische "verschwinden lassen" wolle. Er forderte die PP auf, zum "Konsens des Autonomiestatuts" zurückzukehren". Dabei richtete er sich explizit an die Ministerpräsidentin Marga Prohens: "Es reicht, korrigieren Sie Ihren Kurs, noch ist Zeit dafür. Verzichten sie auf die Konfrontation in Sprachfragen, hören Sie auf, Konflikte und Probleme zu schaffen, wo es keine gab."

Der Versuch, Spanisch gegenüber Katalanisch zu stärken, hatte der konservativen PP schon einmal, Mitte der Zehnerjahre, viele Stimmen und letztlich wohl auch die Regierung gekostet. Ministerpräsidentin Marga Prohens gilt eigentlich als katalanischfreundlich und wählt in ihren Reden zumeist die Inselsprache, die von vielen Menschen auf Mallorca als ihre Muttersprache angesehen wird.