Von Andreas John

ýMangelnde Lernbereitschaft" und ýerste Anzeichen von Vandalismus" seien der Grund dafür, dass bereits ab Dienstag (15.11.) kein Unterricht mehr stattfinde, hieß es weiter. Sabine Schmitt, Vorsitzende des Schulvereins, erklärte den Grund dagegen mit ýfinanziellen Schwierigkeiten", die eine Fortführung des Schulbetriebs unmöglich machten.

Zahlreichen Eltern traf das plötzliche Aus der deutschen Schule wie ein Hammerschlag. Als eine ýabsolute Unverschämtheit" bezeichneten einige von ihnen die Art und Weise, wie den Schülern die Schließung mitgeteilt worden sei, zahlreiche Kinder hätten die Klassenzimmer heulend verlassen.

Doch ganz so überraschend wie es scheint kommt der Torschluss für die 1998 als ýSamstagschule" gegründete Privatschulinitiative nicht. Bereits am 3. November hatten Schulleiterin Angelika Janßen und Eigentümer Burkhard Schielke die Eltern über notwendige ýEinsparungen" informiert. Neben der Zusammenlegung mehrerer Unterrichtsgruppen wurde mitgeteilt, dass ein Absinken der Schülerzahl ýunter 45" aus wirtschaftlichen Gründen einer Schließung gleichkäme. Die Eltern wurden ermahnt, dass das Schulgeld bis spätestens Monatsmitte zu zahlen sei, andernfalls müsse ihr Kind dem Unterricht fernbleiben. Desweiteren war von ýnachlassender Arbeitshaltung" in der Mittelstufe die Rede, notwendigen Disziplinarmaßnahmen und drohenden Schulverweisen.

Dabei hatte vor Beginn des Schuljahres Mitte September alles noch so vielversprechend ausgesehen. Rund 70 Schüler waren damals gemeldet gewesen, erstmals gab es neben einer Vorschul- auch eine 10. Klasse, die auf den externen Mittlere-Reife-Abschluss in Deutschland vorbereitet werden sollte.

Eingeschult wurden damals auch die beiden Kinder (14 und 13 Jahre) von Eva Cartwright. Neben der zweifachen Anmeldegebühr, einer Kaution und dem Schulgeld für drei Monate, insgesamt rund 4.000 Euro, zahlte die Deutsche noch einmal mehr als 1.000 Euro für die Anmeldung bei der Hamburger Fernschule ILS. Hintergrund: Da die mittlere Reifeprüfung einer Gruppe von Schülern aus unterschiedlichen Bundesländern nicht wie vorgesehen in Tübingen abgenommen werden konnte, entschloss sich die Schulleitung im Frühjahr Kontakt mit der ILS in Hamburg aufzunehmen. ýWarum machen das Eure Lehrer nicht selbst?", hatte damals ILS-Fernstudienleiterin Inge Döll-Krämer Schulleiterin Angelika Janßen gefragt. Schließlich lasse die Stadt Hamburg Schüler zur externen Mittleren-Reifeprüfung auch aus verschiedenen Bundesländern zu. Doch sowohl für Janßen als auch für Geschäftsführer Schielke schien die Gefahr zu groß, dass man in Hamburg die Mallorquiner kurz vor der Prüfung wegen des großen Andrangs sitzen lassen könne.

So wurde im Eilverfahren ein Abkommen zwischen ILS, die über feste Prüfungsplätze in Hamburg verfügt, und der Internationalen Deutschen Schule auf Mallorca getroffen. Rund zehn Eltern unterschrieben noch bis Anfang Oktober einen Vertrag mit der Fernschule in Höhe von bis zu 3.000 Euro pro Person, in der Hoffnung, dass ihr Kind im März 2006 an der externen Prüfung teilnehmen könne. ýDie Schüler im Gruppenunterricht darauf vorzubereiten war für die Lehrer auf Mallorca natürlich zeitlich kaum zu schaffen", sagt Döll-Krämer. So ergaben bereits erste Stichproben, sprich nach Hamburg gesandte Klassenarbeiten, dass die ýMallorquiner" noch weit von dem für das Examen notwendigen Niveau entfernt waren. ýDie Leistungen der Schüler waren ja nicht schlecht. Es ging alles nur viel zu langsam", sagt Döll-Krämer. Und das hätten viele Eltern nicht verstanden, die sich in Hamburg nach dem Fortschritt ihrer Schützlinge erkundigten.

So geriet zusehends Schulleiterin Angelika Janßen ins Kreuzfeuer der Kritik und wurde für die vermeintlich ýmiserable Ausbildung" ihrer Schüler von einigen Eltern teils persönlich angegriffen. ýDie hat sich einiges anhören müssen", sagt auch Michael Martin, Vorstandsmitglied des Fördervereins und Sprecher der Elternvertretung, aber vor allem Vater von zwei Schülern an der deutschen Schule. Für ihn liegt der Grund am Aus vor allem an zwei Dingen: Zum einen hätte die permanent schwankende Schülerzahl den Schulverein stets finanziell an den Rand des Ruins gebracht. Außerdem habe die ständige Mischung von Schülern aus verschieden sozialen Schichten und Altersgruppen zu einem ýsehr niedrigen Leistungsniveau" geführt. ýEinige wollten lernen, die anderen nicht", so Martin. Dass sich viele Eltern jetzt über Janßen und Schielke empörten, führt er vor allem auf die von ihnen verfassten, patzigen Elternbriefe zurück. ýWer solche zum Teil dreisten Äußerungen von sich gibt, braucht sich auch nicht zu wundern, wenn die Leute sauer reagieren."

Einige Eltern werfen Geschäftsführer Schielke derweilen Mißmanagement und Betrug vor. So sei ývollkommen unklar", was beispielsweise aus den Kautionszahlungen geworden sei, die die Geschäftsführung angeblich nicht zurückzahlen will. ý25.000 Euro soll die Schule im Monat gekostet haben", sagt ein verärgerter Vater. ýDas glaubt doch niemand." Er will sich einen Anwalt nehmen und Schulleitung und Geschäftsführung vor Gericht bringen. Auch Eva Cartwright denkt daran, in Kürze juristische Schritte einzuleiten.

Neben der undurchsichtigen finanziellen Situation der Schule beklagten einige Eltern auf der Versammlung am Montagabend vor allem die ýchaotischen Zustände" in den vergangenen Wochen. ýDie Lehrer kamen und gingen. Keiner wusste, wie die hießen und ob die überhaupt eine Ausbildung hatten", so eine empörte Mutter zur MZ.

Michael Martin will mit seinen Kindern nach sechs Jahren auf Mallorca wieder nach Deutschland zurück gehen. Und er ist nicht der einzige. Auch Eva Cartwright sowie ein weiteres Dutzend Eltern planen bereits den Rückzug von einer Insel, auf der sie ihren Kindern eine deutsche Schulausbildung nicht garantieren können.

Ein kleiner Teil der betroffenen Eltern überlegt derzeit, den Schulbetrieb in Eigeninitiative bis Monats- oder Jahresende aufrechtzuerhalten, um Zeit zu gewinnen und sich somit nach einer Alternative auf der Insel umzusehen (siehe Seite 4).

Florian will trotz der Schließung seiner Schule auf Mallorca weiterhin die Schulbank drücken. ýEin paar Tage schulfrei ist ja ganz nett. Aber auf die Dauer ist das auch langweilig", sagt er.