Wirklich überraschend kam die Nachricht nicht. Schon seit Monaten kursierten Gerüchte, die Krise auf dem Immobilienmarkt habe den mallorquinischen Baugiganten ins Schwanken gebracht. Grande selbst nährte die Spekulationen, indem er sein Engagement beim Fußball-Erstligisten Real Mallorca mehrfach in Frage gestellt hatte (siehe Kasten rechts). An dem Fußball-Club hält er 93 Prozent der Anteile. Der Fortbestand des Clubs sei jedoch nicht gefährdet, hieß es zunächst.

Zu den wichtigsten Gläubigern des Bauunternehmers zählen die Banken, die von dem Schritt Grandes laut Zeitungsberichten selbst überrascht wurden. Bei den Geldinstituten steht Grande mit etwa 400 Millionen Euro in der Kreide. Besonders betroffen ist die Sparkasse Sa Nostra, die der Drac-Gruppe Kredite in Höhe von insgesamt etwa 100 Millionen Euro eingeräumt hatte. Mit dem Geld hatte Grande in den vergangenen Jahren weltweit Immobilien gekauft und gebaut. Die Hoffnung, dass die Immobilienpreise weiter steigen würden, erfüllte sich jedoch nicht. Höhere Zinsen und eine abrupt sinkende Nachfrage nach Immobilien stürzten Grande in arge Liquiditätsprobleme. Informationen aus Justizkreisen zufolge hatte er zuletzt eine Zinslast von monatlich zehn Millionen Euro zu bewältigen.

Schritt lange geplant

Der Unternehmer hatte den Schritt in die Insolvenz offenbar bereits seit Monaten vorbereitet und einen auf Insolvenzverfahren spezialisierten Anwalt verpflichtet. Dass er sich selbst als zahlungsunfähig erklärte, wird als Teil einer Strategie bewertet, die es ihm erlaubt, die Kontrolle über seine Firmen zu behalten. Grande kann nun weiterhin selbst mit seinen Gläubigern verhandeln. Zudem hat er damit vorläufig die Pfändung seiner Besitztümer verhindert. Das Vermögen des Mallorquiners wird auf rund 600 Millionen Euro geschätzt.

Vicenç Grande wollte sich offiziell in der Öffentlichkeit nicht äußern, wurde aber in der Tageszeitung ýÚltima Hora" mit den Worten zitiert: ýIch bin angeschlagen, aber noch nicht tot." Er äußerte zugleich die Hoffnung, genügend Zeit zu bekommen, um den finanziellen Engpass durchstehen zu können. Seine Projekte seien machbar, jetzt müsse man nur Geduld zeigen, so Grande.

Am Montag hatte er den Angaben zufolge seine Belegschaft zusammengerufen. Gegenüber den Mitarbeitern begründete er den Schritt mit der internationalen Immobilenkrise, die sich nun auch auf dem heimischen Markt bemerkbar mache.

ýEs war abzusehen, dass Grande Probleme bekommt", kommentierte der deutsche Immobilienunternehmer Lutz Minkner die Drac-Krise. Grande habe viel Geld in das untere Segment des Immobilienmarktes investiert, das von der Krise am stärksten betroffen sei. Minkner geht davon aus, dass die Immobilienkrise in diesem Bereich noch weitere Kreise ziehen wird.

Die Nachricht von der Insolvenz hat vor allem in der mallorquinischen Bauwirtschaft große Unruhe ausgelöst, weil die Drac-Gruppe, die selbst nur etwa 160 Mitarbeiter beschäftigte, ihre Projekte vor allem mit Subunternehmern umsetzte. Dazu zählten viele kleine Bauunternehmer und Handwerker. Diese werden nach Ansicht des Verbandspräsidenten Sebastián Pastor am meisten unter der Zahlungsunfähigkeit leiden. Ein Sprecher der balearischen Handelskammer wurde noch drastischer: ýDerzeit gibt es noch keine Firmenschließungen, doch innerhalb von einer Woche werden die ersten Pleiten vermelden können." Bereits vor der Insolvenz des größten Arbeitgebers hätten viele kleine Baufirmen ihre Belegschaft um 30 Prozent reduziert. Eine Sprecherin des Unternehmerverbandes Pimem schätzte, das von der Firmenpleite rund 400 kleine Unternehmen direkt betroffen seien. Sprecher von Gewerkschaften befürchten einen Dominoeffekt. Die Insolvenz könnte sich auf die gesamte balearische Wirtschaft auswirken, hieß es.

Banken werben um Vertrauen

Dagegen versuchte der balearische Wirtschaftsminister Carles Manera, die Gemüter zu beruhigen. Die balearische Wirtschaft sei stabil genug, um die Firmenpleite der Drac-Gruppe zu verkraften. Außerdem äußerte Manera die Hoffnung, dass es sich nur um eine vorübergehende Zahlungsunfähigkeit handele: ýDie Drac-Gruppe hat genug Eigentum, um damit fertig zu werden." Durch den Verkauf von Besitz könne das Unternehmen wieder Liquidität erlangen, so Manera.

Auch die Banken warnten vor einer Vertrauenskrise. Ein Sprecher von Sa Nostra verwies auf einen Sicherheitsmechanismus des Geldinstituts, wonach ein Kreditnehmer nie mehr als ein Prozent der gesamten Kreditmenge der Bank bekomme.