Die Lokale an der Bierstraße und an der Schinkenstraße an der Playa de Palma auf Mallorca sind zu. Schon kurz nach Veröffentlichung der am Mittwochmittag (15.7.) in Kraft getretenen Verordnung stand die Polizei auf der Matte der Wirte, um die von der Balearen-Regierung angeordnete sofortige Schließung der Lokale durchzusetzen. Dort wo am Freitagabend (9.7.) Bilder von Hunderten feuchtfröhlich feiernder Deutscher für Schlagzeilen in den internationalen Medien gesorgt hatten, war am Mittwochabend (15.7.) gähnende Leere zu beobachten. Auch in der Hauptausgehmeile der britischen Urlauber, der Carrer Punta Ballena in Calviàs Küstenortsteil Magaluf, mussten die Läden schließen.

Die Unternehmer reagierten mit Unverständnis und Verzweiflung, wie Diego Belmonte, der in der Bar Chippy in Magaluf arbeitet: "Um 12 Uhr wurde die Verordnung beschlossen und um 15 Uhr haben sie damit begonnen, uns zu sagen, dass wir schließen müssen", sagt Belmonte entrüstet. "250 Angestellte in meinem Unternehmen sind jetzt wieder auf der Straße. Wir hatten einen sehr harten Winter und haben jetzt gerade erst vor zehn Tagen wieder geöffnet. Als die Polizei kam, haben manche angefangen zu weinen", erklärt Alejandro Jara der Gruppe Alex Party gegenüber der MZ-Schwesterzeitung "Diario de Mallorca".

Wenige Stunden zuvor hatte der balearische Tourismusminister Iago Negueruela klargestellt, dass man Partyurlauber, die sich nicht an die zur Zeit geltenden Abstandsregeln hinwegsetzen und auf diese Weise die Gesundheit der Menschen und die Einkommensquelle viele Bürger aufs Spiel setzen nicht auf der Insel haben wollen: "Wie wollen diese Art von Touristen nicht. Sie sollen nicht kommen. Der Unternehmer Jara empört sich über die Maßnahmen und die Wortwahl des Ministers: "Das ist ein Skandal. So etwas kann ich nicht Leuten sagen, die hier seit 50 Jahren arbeiten, 16 Stunden am Tag. Den Satz empfinde ich als persönliche Beleidigung", so Jara.

Manche Anwohner bezweifeln die Wirksamkeit der Schließung. So Raquel Barreto in Magaluf: "Solange internationale Touristen kommen, wird es mit Sicherheit neue Ansteckungen geben. Es ist egal, ob sie die eine oder andere Straße sperren. Wenn die Flughäfen offen sind, werden die Leute kommen und sich andere Straßen suchen, um weiterzufeiern."

Verständnis äußerten indes einige Urlauber, wie Michaela Kögler im Gespräch mit der MZ-Schwesterzeitung "Diario de Mallorca": "Wir müssen das Problem mit dem Coronavirus lösen, weil es etwas sehr Wichtiges ist. Wir sind das erste Mal nach Mallorca gekommen und wir haben viele Hotels und Bars gesehen, die geschlossen sind, aber das ist nunmal das, was man tun muss." Andere Urlauber hatten den Eindruck, dass noch viel mehr kontrolliert werden müsste, um den Sicherheitsabstand durchzusetzen: "Wir fühlen uns hier nicht sehr sicher", sagt eine Gruppe von Urlaubern. "Im Hotel werden die Sicherheitsabstände nicht eingehalten und in den Bars trägt keiner die Maske. In Deutschland werden diese Vorschriften eher befolgt", fügen die Urlauber hinzu.

Freilich fehlte es auch nicht an Urlauber-Stimmen, die sich über die Schließung ihrer Stammlokale ärgerten: "Die Leute sind gekommen, um Urlaub und Party zu machen. Deswegen sind wir hier", erklärt Hanna Black aus Glasgow. /tg

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