Inca. Den meisten fällt zu dieser Stadt in der Inselmitte, auf halber Strecke zwischen Palma und Alcúdia, nicht viel ein. Vielleicht noch der Dijous Bo, die große Landwirtschaftsmesse Anfang November. Inca stand in den vergangenen Jahren vor allem für das unaufgeregte, mitunter etwas langweilige Mallorca. Das soll sich nun ändern, findet etwa die deutsch-mallorquinische Stadträtin für Kultur, Alice Weber. Die Lokalpolitikerin der ökologischen Regionalpartei Més will – in Zusammenarbeit mit den anderen Parteien und vor allem dem Koalitionspartner in der Regierung, den Sozialisten – aus Inca einen Ort machen, der in Zukunft noch lebenswerter ist. „Und vor allem soll Inca schöner als Manacor werden“, sagt Weber halb im Spaß, halb im Ernst beim Treffen mit der MZ. Wir haben uns mit der Bonnerin, die als Jugendliche nach Mallorca kam und fließend mallorquí und Spanisch spricht, zu einem Stadtbummel verabredet, um uns die beabsichtigte Metamorphose von Inca erklären zu lassen.

Die neue Plaça Mallorca ist einladender geworden. | FOTO: BENDGENS

Aus Webers Sicht als Kulturbeauftragte mit am wichtigsten ist selbstredend die für Herbst geplante Wiedereröffnung des Teatre Principal. Das Theater der Stadt war seit rund 20 Jahren geschlossen und verfiel vor sich hin. Wer ins Theater oder in ein Konzert wollte, musste entweder nach Palma oder ins benachbarte Dörfchen Lloseta fahren, eine wahre Majestätsbeleidigung für die Menschen aus Inca. Der neue Bau ist eines Stadttheaters würdig. Die Architekten haben dazu das Theater aus dem Jahr 1914 erhalten und renoviert. Zusätzlich wurde ein danebenstehendes Haus, das nicht mehr bewohnt war, abgerissen. Der frei gewordene Platz wurde für einen ästhetisch mutigen Neubau mit einer Verkleidung aus Kupferplatten genutzt. Dort wird auch künftig der Haupteingang für die Theaterbesucher sein.

Seht her, das neue Theater: Alice Weber freut sich auf unterhaltsame Abende. | F.: BENDGENS

Innen gibt es nun mehrere Säle. Zum einen den Hauptsaal mit 604 Sitzplätzen, in dem größere Theaterproduktionen aufgeführt, aber auch etwa Kino-Premieren stattfinden können. Außerdem sollen auch die Balearen-Sinfoniker in diesem Saal gastieren. Zu diesem Anlass, wenn mehr als 60 Musiker auf der dafür etwas beengten Bühne Platz nehmen müssen, kann ein ausfahrbares Bühnenteil über die ersten Sitzreihen gelegt werden und so die Aufführungsfläche nahezu verdoppelt werden. Der große Saal verfügt über ein Amphitheater mit zwei Stockwerken sowie einem prachtvollen Kronleuchter aus der mallorquinischen Glasfabrik Gordiola. „Das ist noch das Original aus den 40er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts“, erklärt Alice Weber. Der Leuchter, vier Meter hoch und mit einem Durchmesser von drei Metern, wurde behutsam abgebaut, in die Glasfabrik gebracht, dort Teil für Teil restauriert und dann im vergangenen April wieder an der Decke angebracht.

Und es gibt in dem Gebäude noch zwei weitere Veranstaltungsorte. Zum einen ein kleinerer Saal mit Platz für maximal 150 Menschen, der allerdings keine Bühne hat. „Diesen Saal kann man beispielsweise für kleinere Konzerte, Tanzveranstaltungen oder auch Konferenzen nutzen“, sagt Weber. Und zum anderen eine Art Galerie, die etwa für Ausstellungen oder Vorträge genutzt werden könnte.

Den Anfang macht die Plaza

Weber ist sichtlich erleichtert, dass die Sanierung des Teatre Principal nun so gut wie beendet ist. Feierliche Eröffnung soll im Herbst sein. Den genauen Tag könne sie noch nicht sagen, aber spätestens im November sollen die ersten Schauspieler und Künstler auf der Bühne stehen. Es fehlen nur noch Kleinigkeiten wie der Vorhang für die Bühne oder das Energiezertifikat. Sechs Millionen Euro kosteten die Renovierung und der Neubau des Theaters, die Hälfte davon wurde finanziert von den Regionalfonds der Europäischen Union. Nun müsse man das Theater noch mit Leben füllen, sagt Weber. „Und wir müssen Inca die Theaterkultur nahebringen.“ Geplant sei etwa alle Schulklassen zu Sondervorstellungen ins Theater einzuladen.

"Wir müssen versuchen, die Autos aus der Innenstadt zu verbannen." Alice Weber, Més-Stadträtin in Inca

Um das Gebäude besser zur Geltung zu bringen soll auf der gegenüberliegenden Straßenseite des engen Carrer Teatre ein ganzer Häuserblock abgerissen und ein Vorplatz für das Theater angelegt werden. Hier geht es momentan allerdings langsamer voran, als das Alice Weber lieb wäre. Dennoch: Der Abriss der Häuser soll eigentlich in den kommenden Wochen noch vor der Eröffnung über die Bühne gehen. Was genau auf dem Platz entstehen soll, ist noch unklar. Weber schweben Sitzgelegenheiten, Grünflächen, ein Springbrunnen und Ähnliches vor.

Und wenn sie schon einmal dabei ist, dann würde Alice Weber auch gern den Carrer Teatre zu einer Fußgängerzone umgestalten. „Wir müssen versuchen, die Autos aus der Innenstadt zu verbannen. Aber für diesen Vorschlag werde ich in Inca von so manchem angefeindet“, sagt die Més-Stadträtin. Derzeit schwebe dem sozialistischen Bürgermeister Virgilio Moreno eine Art Boulevard vor, der aber noch verwirklicht werden muss.

Ein Hauptplatz zum Verweilen

Weber schaut lieber schon mal weiter in die Zukunft und ist guter Dinge, dass Inca eines Tages deutlich fußgängerfreundlicher wird. Ein Anfang ist gemacht mit der Umgestaltung des Plaça Mallorca, auch wenn Alice Weber nicht hundertprozentig damit zufrieden ist. „Er sieht besser als vorher aus. Aber eigentlich war das früher mal ein Platz, auf dem Dutzende hoher Kiefern standen. Davon ist inzwischen nichts mehr zu sehen.“

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Der zentrale Platz, der seit vielen Jahren eine Tiefgarage beherbergt, wurde in den vergangenen zwei Jahren für 2,2 Millionen Euro umgestaltet, weil er heruntergekommen wirkte und sich die Einwohner dort nicht mehr gern trafen. Dabei war die vorherige Umgestaltung erst zur Jahrtausendwende abgeschlossen worden. Doch außer Beton und Verkehr hatte der öffentliche Raum nicht viel zu bieten. Jetzt immerhin gibt es hellen, freundlichen Stein sowie Laubengänge, über denen der Efeu anwächst. In etwa zwei Jahren sollen die Gänge dann begrünt sein und Schatten spenden. Im unteren Bereich wurde ein Kinderspielplatz angelegt, und daneben soll in Zukunft eine Cafeteria zu finden sein, deren Konzession noch nicht vergeben ist.

Weber hofft, dass die Menschen den Platz annehmen und das Zentrum der Stadt dadurch wieder ein Stück lebendiger wird. Auch einen Fahrradweg durch die Stadt sähe sie gern. „Doch auch da beißen wir derzeit beim Bürgermeister noch auf Granit.“ Ein drittes Gewerbegebiet, das rund um das Krankenhaus erschlossen wird, sieht Weber hingegen als „nicht unbedingt nötig“ an. Viel dringender seien Wohnungen. „Die Stadt wächst schnell, es fehlt an Wohnraum.“ Zumal wenn sich die wachsende Attraktivität von Inca weiter herumsprechen sollte.