Glücklich kann sich schätzen, wer einen Garten hat – das hat die Ausgangssperre auf Mallorca gezeigt. Und auch Gäste lädt man in Corona-Zeiten bekanntlich lieber nach draußen ein. Kein Wunder also, dass die Nachfrage nach praktischen und zugleich stylishen Gartenmöbeln boomt – und das Angebot immer größer wird. Ein paar Stühle und ein Tisch waren gestern – heute stellt man sich gleich sein ganzes Wohnzimmer im Außenbereich nach. Wenn man es sich denn leisten kann.

Das Wohnzimmer im Garten Cane-Line, About Living

„Der Trend geht auf jeden Fall in die Richtung, dass die Kunden es sich draußen genauso schön machen möchten wie drinnen“, so Raumausstattermeister Martin Castello von Castello Wohndesign. Er beobachtet die Entwicklung zu mehr Komfort im Garten schon seit einigen Jahren, die Pandemie habe die Nachfrage aber noch einmal gesteigert. „Jeden Tag sind es mehr Kunden, die Gartenmobiliar suchen“, so auch Carla Martin de Oliva von der Einrichtungskette Descanshop. „Den Mallorquinern war eine schöne Terrasse immer wichtig, aber durch Corona erst recht. Früher sah man den Außenbereich als getrennt vom Haus an, heute gehört er dazu.“

Das Wohnzimmer im Garten Cane-Line, About Living

Wer in die weite Produktwelt eintaucht, die es mittlerweile im Outdoor-Bereich in den Einrichtungsgeschäften gibt, der kann schnell Kaufgelüste für Dinge entwickeln, von dessen Existenz er zuvor gar nichts wusste. „Sofabereich, Daybeds, Poolliegen mit Sonnenschirm, ein Essbereich – oft ist eine voll ausgestattete Außenküche dabei, die vom Geschirr über den Kühlschrank zum Geschirrspüler alles enthält, damit man komplett autark ist und nicht für ein Glas Wasser oder einen Gin Tonic ins Haus muss“, berichtet etwa Stefan Bragado-Spatz von About Living in Son Bugadelles. Kaum etwas, das es für draußen nicht gibt. Die Preise: nach oben offen. Günstige Online-Anbieter preisen kleinere L-Sofas ab 350 Euro an, bei einschlägigen Marken liegt die Lounge-Garnitur schnell bei 12.000 Euro.

Zumeist unterscheiden sich die Gartenartikel fast ausschließlich im Material von den verwandten Möbeln im Innenbereich. „Obwohl auf Mallorca oft die Sonne scheint, muss man die Witterung bedenken“, so Martin Castello. Von Holz beispielsweise rät er zumindest in nicht überdachten Bereichen eher ab. „Es muss praktisch sein, man will ja nicht jeden Tag alles rein- und rausräumen.“ Bei Lounge-Garnituren setzt er für das Gestell auf Polyrattan, bei den Bezügen auf Polypropylen. „Baumwolle oder Leinen eignen sich einfach nicht.“ Zumindest die Gestelle könne man getrost im Winter draußen lassen und nur mit einer Schutzhülle überziehen.

Wenn es doch Naturmaterialien sein sollen, dann hochwertige Produkte, beispielsweise aus Teakholz, rät Bragado-Spatz von About Living. „Gefragt ist auch Aluminium mit Seilflechten, auch das ist langlebig“, so de Oliva von Descanshop. Optisch tabu seien Plastik-stühle oder -liegen, so wie sie vor 15 Jahren üblich waren. „Das würde sich heute niemand mehr hinstellen“, sagt Martin Castello.

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Farblich gestalten sich die Möbel eher schlicht: „Leichte, natürliche Farben, die sich gut in das Umfeld einfügen“, so Stefan Bragado-Spatz. Hellgrau, Beige, Weiß. Für farbliche Hingucker sorgen gegebenenfalls kleinere Sofakissen in pastelligen Farben, Mind, Petrol oder Türkis. „Rot- und Orangetöne sind gerade weniger gefragt“, so Castello. Er rät, es mit kleineren Dekogegenständen nicht zu übertreiben. „Zwei schöne Schalen auf dem Tisch, vielleicht ein Windlicht, mehr nicht, denn all das muss man ja immer wieder reinholen.“ Carla Martin de Oliva dagegen hält die passenden Accessoires für überaus wichtig. „Sie gestalten den Ort persönlicher und schaffen eine Verbindung zum Innenbereich, wenn man denselben Stil einhält.“ Ideal seien dabei neben Kerzen Outdoor-Teppiche und Blumentöpfe.

Nicht zu vergessen: die Technik. Outdoorlaternen und Außenlautsprecher gehören laut Bragado-Spatz zu einem durchgestylten Garten- oder Terrassenbereich dazu. „Mit Licht kann man viel Atmosphäre schaffen“, so auch Martin Castello. Statt Lichterketten bevorzugt er unsichtbare Spots, die Büsche und Bäume anleuchten. Auch Tischfeuer, wie sie in der Gastronomie oft eingesetzt werden, sorgen für Stimmung – und an kühleren Abenden für eine Alternative zum unansehnlichen Heizpilz. Der neue Luxus will ja so oft wie möglich genutzt werden.