Nach zweieinhalb Jahren Corona-Pause eröffnet am Donnerstag (7.4.) wieder der Megapark, das größte Vergnügungslokal der Insel. Geschäftsführer dort und rechte Hand des Eigentümers Bartolomé Cursach an der Playa de Palma ist der Österreicher Gerry Arnsteiner (Zell am See, 1969). Er lebt seit 1997 auf Mallorca.

Wie gehen Sie nach einer so langen Pause die Wiedereröffnung an?

Das ist wie ein Fußballspiel. Man bereitet sich vor, trainiert viel und ist fokussiert auf den Einsatz. Bei einem Großbetrieb, wie wir es sind, stehen die Mühlen nicht still. Im Direktionsteam arbeiten wir 365 Tage im Jahr, abzüglich von Urlaub. Es ist ein Irrglaube, dass wir im Winter die Füße still halten. Unser Stammpersonal ist bis auf wenige Ausnahmen dasselbe wie früher. Wir starten mit 200 Mitarbeitern. In der Hochsaison sind es 500. Wir planen mit den gleichen Künstlern wie vor Corona. Zudem wird es noch zu einigen Überraschungen in Form von großen Namen kommen.

Was ist am Eröffnungstag zu erwarten?

Der Laden wird voll. Wer das Konzert von Mickie Krause am Abend sehen will, sollte nicht erst eine halbe Stunde vorher kommen. Wir starten mit den gleichen Preisen wie 2019.

Gerry Arnsteiner. | FOTO: NELE BENDGENS

In Deutschland wird darüber spekuliert, dass auf Mallorca das Bier ausgehen könnte. Könnte die Versorgungskrise dem Megapark Probleme bereiten?

Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht und mit den Lieferanten gesprochen. Der Stand der Dinge ist, dass für unseren Bedarf ausreichend Vorräte da sind. Wenn das Bier knapp wird, wäre das nicht exklusiv unser Problem. Derzeit gehe ich davon aus, dass genug Nahrungs- und Genussmittel zur Verfügung stehen werden. Aber natürlich nehme ich das ernst: Fast alle Produkte kommen vom Festland. Zum Selbstversorger können wir nicht werden.

Was ist mit den Auflagen? Können und dürfen Sie das komplette Gelände öffnen?

Genauso wie 2019 öffnen wir den unteren Bereich. Die Behörden und wir fassen einige Paragrafen unterschiedlich auf, die den oberen Bereich und die Zusammenführung betreffen. Das wird irgendwann ein Richter entscheiden.

An welche Corona-Auflagen müssen Sie sich noch halten?

Einen Mindestabstand zwischen den Tischen gibt es nicht mehr. Im ganzen Innenbereich herrscht noch Maskenpflicht. Essen und Trinken ist nur am Platz möglich. Wir werden uns an alle Regeln rigoros halten. Wir hätten auch schon im vergangenen Jahr öffnen können, wollten aber unseren Beitrag zur Bekämpfung der Pandemie leisten und kein möglicher Superspreader sein.

Das Geschäft wäre auch sicher nicht rentabel gewesen.

Das kommt noch hinzu. Es wäre hart an der Grenze gewesen. Der Freizeitbereich beruht schließlich auf einem Miteinander, dass man andere Menschen treffen will.

Haben die Leute nach Corona überhaupt noch Lust auf Getümmel?

Das kann ich nur für mich selbst beurteilen: ja, definitiv. Sobald die Behörden das ermöglichen, werden die Leute nichts dagegen haben.

In anderen Bars nimmt man es nicht mehr so ernst mit den Corona-Regeln. Fühlen Sie sich von den Behörden besonders beobachtet?

Wir hatten zweieinhalb Jahre nicht auf. Ich habe keine Gründe, warum ich das sagen könnte. In keiner Art und Weise. Es sagt uns auch niemand: Ihr müsst besonders aufpassen. Es ist einfach die Pflicht eines jeden Unternehmers.

Die Cursach-Gruppe hat sich in vergangener Zeit von vielen Immobilien getrennt. Stand auch der Megapark zum Verkauf?

Niemals. Es war sicherlich nicht leicht in der Pandemie. Als Manager musste ich die Situation neu beurteilen, und die Finanzplaner mussten schauen, wie es im Tresor aussieht. Da hat unser Generaldirektor Miguel Pérez einen sensationellen Job gemacht. Nehmen wir an, eine Privatperson hat Hypotheken und Kredite. Aus irgendwelchen Gründen fällt das Einkommen weg. Als Erstes gibt man ab, was man hat, und spricht mit der Bank bezüglich Umschuldungen und Stundungen. Man muss sich ausrechnen, mit wie viel Geld man zurechtkommt. Eine Firma macht das genauso, bloß in einer anderen Dimension.

Es heißt, der Regierung kam die Pandemie recht, um dem Treiben an der Playa de Palma ein Ende zu setzen. Wie sehen Sie das?

Weiß ich nicht. Ich hoffe, dass die Verantwortlichen mit dem besten Wissen und Gewissen ihrer Sache nachgehen. Ich sehe den Megapark nicht als Auslöser von Problemen, und wir fühlen uns auch nicht so. Wir sind eine Marke, mit der jeder in Deutschland etwas anfangen kann. Mir gefällt es nicht, dass die Playa-Urlauber über einen Kamm geschert werden. Ich würde gerne mal eine Definition über den idealen Touristen hören. Was ist Qualitätstourismus? Natürlich gibt es auch die sogenannten Sauftouristen. Die finden sich aber nicht in den Lokalen. Dort waren sie nie.

Im Megapark wird nicht wenig Alkohol ausgeschenkt. Man denke an die Litersäulen...

Die Urlauber kommen teilweise um halb neun Uhr morgens aus dem Hotel und haben Bierdosen in der Hand. Mädels wie Jungs. Das gab es früher nicht. Trotzdem schwärzt niemand die Supermärkte an, die wie Bars zur Selbstbedienung aussehen. Oder die fliegenden Händler, die kübelweise Getränke verkaufen. Was haben wir mit denen am Hut? Wir hatten zwei Jahre geschlossen und dennoch kamen die Sauftouristen auf die Insel.

Und im Megapark wird nicht getrunken?

Es ist ein Klischee, dass die Leute in die Lokale gehen, um sich unter die Tischkante zu saufen. Wir haben daran kein Interesse. Der durchschnittliche Megapark-Kunde kommt zu viert und bleibt eine Stunde. In dieser Zeit ist es kaum möglich, derartige Alkoholmengen zu trinken. Eine Einzelperson bestellt keine Säule, selbst zu zweit ist das eher selten. An Betrunkene schenken wir keinen Alkohol aus. Davon haben wir nichts. Das bringt nur Probleme. Jeder betrunkene Gast, der rausfliegt, sind vier zahlende Gäste, die wir verlieren, da seine Freunde ihn sicherlich nicht alleine lassen.

Wie den Exzessen auf der Straße oder am Strand begegnen?

Zu Beginn der Pandemie blieben 47 Millionen Spanier zu Hause, weil man dafür gesorgt hat, dass niemand rausgeht. Wieso ging das in diesem Moment? Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Es muss härter durchgegriffen werden. Wir sind uns doch alle einig: Leute, die sich daneben benehmen und zum Fremdschämen einladen, die will niemand. Wobei vieles eine Sache der Perspektive ist. Wie schaut es bei den großen Volksfesten wie dem Oktoberfest aus? Oder bei den Massen, die beim Après-Ski feiern und trinken? Da spricht niemand von Sauftouristen, wenn Zigtausende zu den Veranstaltungen reisen.

Alles also halb so schlimm?

An einigen Ecken an der Playa de Palma ist es schlimm. Dass sich ein Teil der Leute danebenbenimmt, ist überall der Fall. Selbst in Luxus-Restaurants mit Champagner kann so etwas passieren. Es ist aber genauso schlimm, dass manche Sachen nicht unterbunden werden. Es kann nicht sein, dass ich nachts auf dem Nachhauseweg die Uhr abnehmen muss. Auf öffentlichen Wegen ist von der Behörde für Sicherheit und Sauberkeit zu sorgen. Im privaten Bereich kümmern wir Unternehmer uns darum.

Die Lokale an der Playa haben sich kürzlich zehn Verhaltensregeln auferlegt. Werden die etwas ändern?

Das steht in den Sternen. Aber es ist ein klares Bekenntnis. Wir wollen klarmachen, dass wir Kunden wollen, die zu uns kommen, um Spaß zu haben, und die ihre Grenzen kennen. Es darf keine andere Person belästigt werden.

Manche halten das für eine PR-Maßnahme. Werden die Regeln – etwa zu unanständiger Kostümierung – durchgesetzt?

Das ist keine PR-Maßnahme. Wir haben uns dazu verpflichtet und werden die Regeln umsetzen. Als Unternehmen sind wir dazu angehalten, uns ständig zu verbessern.

Welche Rolle spielen die „Sauflieder“?

Als Vater frage ich mich, wie ich meinen Kindern einen vernünftigen Umgang mit Alkohol beibringen soll, wenn auf der anderen Seite mit manchen Liedern das Saufen bis zur Besinnungslosigkeit verherrlicht wird. Ich persönlich kann wenig mit solcher Musik anfangen. Anscheinend muss ein Teil der Jugend von heute trinken, um guter Laune zu sein. Wir suchen uns keine Künstler aus, die dafür stehen, und werden im Vorfeld besprechen, welche Lieder zu uns passen.

Was halten Sie von Ihrem neuen Konkurrenten, der Stürmer-Arena, wo anscheinend nicht so rigoros selektiert werden soll?

Es ist gut, dass unterschiedliche Arten der Party angeboten werden. Durch die Konkurrenz ist die Gegend erst groß geworden.

In Deutschland wird Mallorca dieses Jahr besonders intensiv medial betrommelt, etwa durch die TV-Serie „König von Palma“. Erwarten Sie einen Urlauber-Ansturm?

Ja, aber aus anderen Gründen. Es interessiert 0,1 Prozent der Leute, dass hier eine Serie gedreht wurde oder ein Ballermann-Jubiläum ausgerufen wird. Das ist lächerlich, wenn man Mallorca oder die Playa de Palma darauf reduziert. Mallorca ist doch viel, viel mehr.