Mallorca Zeitung

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Felix Starck Filmemacher

Der Traum von der Mallorca-Finca - der Deutsche Felix Starck hat daraus einen Dokumentarfilm gemacht

Felix Starck und seine Partnerin Valentina Baumann sind unter Mallorcas Landwirte gegangen. Ihr Erfahrungsbericht ist am 31.1. im CineCiutat zu sehen. Im Anschluss gibt es eine Gesprächsrunde

Grund zur Freude bei Valentina Blaumann und Felix Starck: Die ersten eigenen angebauten Melonen sind erntereif. KORYPHÄEN FILM

Seine Dokumentarfilme „Pedal the World“ (2015) und „Expedition Happiness“ (2017) haben in Deutschland über 400.000 Zuschauer gesehen. Beide sind geprägt vom Reisen und der Rastlosigkeit. Zuerst radelte Felix Starck um die Welt, später reiste er mit einem umgebauten Schulbus und seiner damaligen Freundin von Alaska bis Mexiko. Größere Bekanntheit erlangte der Filmbranchen-Quereinsteiger auch als Produzent und Drehbuchautor der Komödie „Es ist zu deinem Besten“ (2020) mit Jürgen Vogel und Heiner Lauterbach. In seinem dritten Dokumentarfilm namens „Step by Step“ (2022), der am 31. März im CineCiutat in Palma gezeigt wird, scheint der 32-Jährige nun angekommen zu sein.

Valentina Blaumann, Felix Starck und ihr gemeinsamer Sohn Oskar. Koryphäen Film

Ausgelöst durch die bevorstehende Geburt ihres ersten gemeinsamen Kindes, tauschen Starck und seine Freundin Valentina Blaumann das Berliner Stadtleben gegen ein nachhaltigeres und umweltverträglicheres Leben in Pollença ein. Ohne jegliche Vorkenntnisse versuchen sich die Auswanderer als Selbstversorger, bauen auf einem weitläufigen Grundstück ihr eigenes Gemüse und Obst an. Doch bis zu den ersten genießbaren Lebensmitteln ist es ein beschwerlicher Weg.

In Deutschland läuft der Film schon länger im Kino. Hat er Kassenschlager-Potenzial?

Damit die breite Masse ins Kino rennt, muss der Inhalt eines Films in einem Satz erklärbar sein. Das ist bei „Step by Step“ schwierig. Klar, es geht um Natur, Farm, Familie, aber eher um ein Gefühl als um etwas ganz Konkretes. Wir versuchen mit dem Film einerseits Menschen anzusprechen, die sich mit dem Klimawandel und Nachhaltigkeit beschäftigen. Andererseits sind wir selbst keine Klimawandel-Nazis. Mit den Leuten, die auf die Straße gehen, können wir uns zum Beispiel wenig identifizieren.

Welche Botschaft wollen Sie den Zuschauern dann mit auf den Weg geben?

Wir wollen zeigen, dass die Welt besser wird, wenn jeder das tut, was er mit sich selbst vereinbaren kann, statt mit dem Finger auf andere und das, was sie schlecht machen, zu zeigen. Wir fliegen zum Beispiel auch oft nach Deutschland, fahren kein Elektroauto oder auch nicht täglich mit dem Fahrrad zum Einkaufen, sondern auch mal mit dem Auto. Dafür versorgen wir uns zu 100 Prozent mit Gemüse selbst, beim Obst zumindest zu großen Teilen. Damit wollen wir unter anderem zeigen, dass man so auch viel unabhängiger von Supermarkt-Preisen und Co. lebt.

Leben mittlerweile fest auf Mallorca: Valentina Blaumann, Felix Starck und Oskar.

Leben mittlerweile fest auf Mallorca: Valentina Blaumann, Felix Starck und Oskar. Starck / Blaumann

Sie waren auf der ganzen Welt unterwegs. Wieso ist Ihre Wahl auf Mallorca gefallen?

Wir wollten beide an einem Ort neu anfangen, an dem niemand von uns schon gelebt hat. Tina kommt aus Venezuela, daher soll Oskar drei- beziehungsweise jetzt viersprachig aufwachsen – Deutsch, Englisch, Spanisch und Mallorquín. Das durchzuziehen, wäre in Berlin schwer gewesen. Mallorca war eine spontane Idee. Tina kannte die Insel gar nicht, ich bin mal mit dem Fahrrad um Mallorca gefahren. Wir haben uns dann ein Haus hier angeschaut und uns in den ersten 24 Stunden in die Insel verliebt – vor allem in den Norden.

Was erfahren Laien über die Selbstversorgung mit Obst und Gemüse auf Mallorca?

Wir sind als Konsumenten zu bequem geworden. Viele hinterfragen gar nicht, woher ihr Essen kommt. Dabei ist es viel komplexer als zu Agromart oder Eroski zu gehen und dort einfach einen Salatkopf mitzunehmen. Wenn Tina und ich das jetzt machen würden, was wir natürlich nicht tun, würden wir an die Rückenschmerzen denken, die jeder Farmer hat, oder an die Plagen und Hasen, die er bekämpfen muss. In dem Film lernt man, wie kompliziert es wirklich ist, Essen anzubauen, wie unglaublich glücklich man ist, wenn man es tut, und wie viel gesünder man sich dadurch ernährt. Wenn man bei uns einen Salatkopf abschneidet und am nächsten Tag essen will, ist er welk und braun. Dafür hat er keinerlei Spritzmittel, Pestizide oder Dünger abbekommen, sondern nur Wasser und Erde. Der Salatkopf im Supermarkt ist hingegen, obwohl er dort schon mehrere Tage liegt, nicht braun. Irgendwas ist also auf ihm drauf, und all das gelangt auch in unseren Körper.

Was waren Ihre ersten Meilensteine?

Wenn du die erste Tomate abreißt oder in die erste Wassermelone beißt, ist das ein gutes Gefühl – nicht nur weil man die Dinge selbst angebaut hat, sondern vor allem weil man merkt „So sollte das eigentlich schmecken.“ Uns war vorher gar nicht bewusst, dass es da Geschmacksunterschiede gibt.

Die Auswanderer sind unter die Landwirte gegangen. Koryphäen Film

Halten Sie das Vorhaben langfristig durch, können vielleicht sogar davon leben?

Aktuell spenden wir noch einen Großteil unserer Lebensmittel. Wir könnten uns aber vorstellen, sie ab dieser Saison zu verkaufen. Vielleicht ergibt sich über das Kinoprojekt der Kontakt zu gut 100 Leuten, die gegen einen monatlichen Beitrag regelmäßig eine Kiste bekommen wollen. In Deutschland funktioniert das Konzept schon gut. So würde sich auch eine schöne Community bilden. Wenn mich jemand fragt, was wir in zehn Jahren machen werden, sage ich „hoffentlich immer noch Gemüse anbauen“, wir bauen hier schließlich auch ein Haus und wollen langfristig bleiben. Würde man mich allerdings vor die Wahl „Film oder Gemüse“ stellen, könnte ich die Frage nicht so einfach beantworten.

Also haben Sie schon den nächsten Dokumentarfilm im Kopf?

Ich werde weiterhin Filme produzieren – hinter der Kamera. Ich glaube nicht, dass wir noch einen Dokumentarfilm machen werden. Wenn man vor der Kamera steht, gibt man sehr viel von sich preis. Wir haben zweieinhalb Jahre unseres Lebens in „Step by Step“ investiert, bis der Film geschnitten und finanziert war. Jetzt ist es Zeit, als Familie etwas Privatleben zu bekommen.

Apropos Privatleben: Sie haben 155.000 Follower auf Instagram, 321.000 auf Facebook: Will eine so große Community nicht auch mit privaten Einblicken versorgt werden?

Nicht einmal 100 Posts in zehn Jahren ist heute die Definition von „privat“. Wir sind keine Influencer. Ich finde diese Welt schrecklich, kann viele nicht ernst nehmen. Heute Werbung für Vileda, morgen für L’Oréal. Hoffentlich spielt irgendwann wieder Talent und harte Arbeit eine Rolle und nicht, dass man drei affige Tanzschritte in die Kamera macht. Ich habe früher sehr hoch Fußball gespielt. Unsere Vorbilder waren Maradona oder Lothar Matthäus. Heute nehmen sich die Kinder ein Beispiel an Kim Kardashian, weil sie den dicksten Arsch hat. Aber was ist denn ihr Talent?

Step by Step:

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