Mallorca Zeitung

Mallorca Zeitung

Schiff ahoi! Das ist in der großen "Titanic"-Ausstellung auf Mallorca zu sehen

Vor 111 Jahren rammte die „Titanic“ einen Eisberg und versank im Nordatlantik. Eine Schau im Pueblo Español erinnert an den spektakulären Untergang und seine Opfer

8

So sieht es in der Titanic-Ausstellung auf Mallorca aus MZ

Eine samtweiche dunkelblaue See fließt um den schroffen kalten Riesen. In der Nacht zum 15. April 1912 ist es ungewöhnlich windstill. Während normalerweise Wellen an die scharfen Ränder von Eisbergen klatschen und sie durch die weiße Gischt schon von Weitem sichtbar sind, muss sich Frederick Fleet in seinem Krähennest zu Tode erschreckt haben.

20 Minuten vor Mitternacht läutet der Matrose die Alarmglocke der „Titanic“ und schreit: „Eisberg direkt voraus!“ Der Dampfer dreht bei, kann das Manöver aufgrund seines hohen Tempos aber nicht mehr vollenden und wird wenige Minuten später von dem Eisberg an der Seite aufgeschlitzt.

Mit 80 Stundenkilometern rauscht der 46.000 Tonnen schwere Koloss zwei Stunden und vierzig Minuten später etwa 3.800 Meter in die Tiefe und bohrt sich auf dem Meeresgrund in den Schlamm. Was danach passierte, ist bekannt: Eine der größten Tragödien in der Geschichte der zivilen Seefahrt wird zur Legende. Das Ereignis liefert dutzendfach Stoff für Filme, wissenschaftliche Studien und Ausstellungen.

Original-Fundstücke von Bord der Titanic. | FOTO: M. MIELNIEZUK

Die laut Eigenwerbung größte „Titanic“-Wanderschau der Welt ist bis zum 24. September im Pueblo Español in Palma zu sehen. Ausgestellt werden 200 Originale und Repliken von Dingen, die sich an Bord befanden: Schuhe, Schwarz-Weiß-Fotos, Schmuck, Kleider. In den vergangenen Wochen sorgte die Ausstellung auf dem spanischen Festland für Furore, nach Angaben des Veranstalters kamen allein in Sevilla in nur neun Tagen 84.942 Menschen.

Die Fahrt kostete ein Vermögen

Im Zentrum der Ausstellung steht ein Modell des Schiffes. Es wurde im Maßstab 1:30 gebaut und ist zwölf Meter lang, fast drei Meter hoch und über vier Meter breit. Ein Vater mit seinem Sohn umkreist es staunend. Mit seinem Smartphone dreht er ein Video und macht Nahaufnahmen von Kabinen, die samt Stühlen, Tischen und Betten detailgetreu entworfen wurden und aussehen wie Zimmer eines gigantischen Puppenhauses. „Unvorstellbar, dieser Luxus“, sagt der Mittvierziger. Geholfen hat den Reichen ihr ganzes Geld nicht.

Eine Besucherin bestaunt das Schiff. | FOTO: MANU MIELNIEZUK

Bis zu 4.350 US-Dollar ließen sich die Passagiere, darunter auch die vier wohlhabendsten Männer der Welt, die Fahrt von Southhampton nach New York kosten. Die „Titanic“ war 269 Meter lang, 28 Meter breit, 53 Meter hoch und mit bis zu 60.000 PS rund 39 Kilometer pro Stunde schnell. Neben luxuriösen Suiten und Speisesälen mit Eichenparkett und Kronleuchtern gab es ein beheiztes Schwimmbad, ein türkisches Bad, einen Gymnastikraum, eine mehrstöckige Squash-Anlage und ein Promenadendeck, auf dem die oberen Zehntausend tagsüber flanierten und sich in James Camerons ikonischem Film „Titanic“ aus dem Jahr 1997 die Hauptdarsteller ineinander verlieben.

Wie die Titanen in den Abgrund

Nicht der Eisberg war schuld am Tod von 815 Passagieren und 688 Crew-Mitgliedern, die sich im null Grad kalten Meer an Eisschollen klammerten und erfroren oder ertranken, sondern menschliche Hybris: Ingenieure brüsteten sich damit, dass das Schiff unsinkbar sei. Darum maßen sie Rettungsbooten keinen Wert bei. Telegrammen anderer Schiffe, die vor Eisbergen gewarnt hatten, schenkte der Kapitän Edward John Smith keine Beachtung. Wie Untersuchungen zeigen, hätte eine Reduzierung der Geschwindigkeit um wenige Knoten wohl genügt, um dem Eisberg auszuweichen.

Ob Smith von der Reederei White Star Line unter Druck gesetzt worden war, die Leistungsfähigkeit des Schiffes angesichts der Konkurrenz zu beweisen, ist unklar. Tatsache ist: Die Matrosen im Ausguck hatten nachts keine Ferngläser – die meisten hatte ein Offizier in einem Schrank eingeschlossen.

Musik bis zum bitteren Ende

Vor Schaukästen mit Instrumenten der Kapelle, die bis zum Ende gespielt haben soll, liegen Noten. Richard Wagners „Götterdämmerung“ entstand Ende des 19. Jahrhunderts, zu der Zeit, in der Dampfer Konjunktur hatten.

In der griechischen Tragödie bestraft die Göttin Nemesis Menschen, die sich gottgleich wähnen. Der Name „Titanic“ passt auch sonst erstaunlich gut. Die Titanen sind das Göttergeschlecht, das den Kampf gegen die Olympier verlor und in den Tartaros gestürzt wurde – in den schlimmsten Abgrund der Unterwelt.


Montag bis Freitag:18-23 Uhr. Wochenende:11-14 Uhr und 18-22 Uhr. Eintritt: 12 Euro für Erwachsene, 10 für Kinder bis 12 Jahre. Inklusive Audioguide auf eigenem Handy.

Artikel teilen

stats